#Schreibnachtadventskalender – Die schönste Puppe der Welt

#Schreibnachtadventskalender – Die schönste Puppe der Welt

Hinter Türchen Nr. 20 versteckt sich wieder Laura.

Diese haben wir schon am 13. mit ihrer Adventsgeschichte „Ein Schneemann sucht den Frühling“ kennengelernt.

Heute erzählt sie von der schönsten Puppe der Welt.

 

Die schönste Puppe der Welt

Wie sehr hatte sich Lena auf diesen Tag gefreut. Vor ein paar Wochen war sie mit ihren Eltern einkaufen gewesen und hatte sie entdeckt. Sie hatte im Schaufenster des Spielwarengeschäftes Jolata gesessen. Wie schön sie gewesen war. Seidig glänzendes schwarzes Haar, dunkle Augen, Olivenhaut und ein hübsches Leinenkleid. Lena wollte diese Puppe unbedingt haben. Aufgeregt hatte sie ihre Mutter am Ärmel gezogen: »Mama schau mal, kann ich sie haben? Bitte?« »Diese da? Möchtest du nicht lieber eine schönere haben? Eine die besser zu dir passt?«, hatte ihre Mutter gefragt. Doch sie hatte keine andere gewollt und so hatte ihre Mutter schließlich nachgegeben und ihr versprochen, ihr die Puppe zum Geburtstag zu schenken.

Lena freute sich wie ein Schneekönig, noch ein paar Wochen, dann würde sie ihre Puppe bekommen. Die Zeit verging und Lena wurde von Mal zu Mal aufgeregter. Die letzten Tage, vor ihrem Geburtstag war es besonders schlimm gewesen. Sie war im Haus hin und her gerannt, von einem Bein aufs andere gehüpft und hatte kaum eine Minute still sitzen können. Selbst ihre Kinderfrau Pérola hatte sie nicht beruhigen können.

Heute war es endlich soweit. Früh morgens war Lena aufgewacht, hatte sich eilig angezogen und ihr Frühstück gegessen. Jetzt stand sie vor der geschlossenen Wohnzimmertür, drinnen was es mucksmäuschenstill. Nach einer kleinen Ewigkeit hob Lena langsam den Arm und klopfte an die Tür. Von drinnen erklang ein Mehrstimmiges: »Ja«, also zog Lena die Türe auf. Kaum hatte sie den Raum betreten fingen alle an zu singen:

»Komm rein, komm rein heut soll dein Geburtstag sein. Pack aus, pack aus fröhlich sei im Tageslauf. Tanze Ringel, tanze Reihe, tanze auch mal aus der Reihe. Alles Gute zum Geburtstag Lena!«*

Sie umarmte ihre Eltern sowie Pérola und stürmte zum Geburtstagstisch. Auf ihm standen neben einem Haufen Geschenke auch ein paar Glückwunschkarten und wie jedes Jahr, ein Strauß Freesien sowie ein Apfelkuchen in dem acht Kerzen steckten.

Lenas Finger zitterten leicht, als sie die, in getüpfeltes Geschenkpapier verpackten, Geschenke öffnete. Unter ihnen befanden sich: eine Murmelbahn, zwei Bücher, zwei Waggons für ihre Holzeisenbahn und ein paar Schienen. Von Pérola bekam Lena einen bunt angemalten Hahn aus gebranntem Ton. Aber am schönsten war die Puppe. Ihr Haar schimmerte und glänzte wie reinstes Gold. Die Augen waren Perlen, der Mund rubinfarben, die Rosenwangen glühten auf feinstem Porzellan. Ihr Darmastkörper wurde von einem Kleid wie Samt und Seide Verborgen.

Stürmisch viel Lena ihren Eltern um den Hals: »Danke, die ist toll!« »Und viel schöner als die andere, nicht wahr?«, fragte ihre Mutter. »Ich mochte die andere auch«, meinte Lena, nahm die Puppe in die Hand, strich ihr übers Haar und wollte anfangen mit ihr zu spielen.

Da nahmen ihre Eltern ihr die Puppe hastig wieder ab und setzten sie in die Wohnzimmervitrine. »Pass auf, dass der Puppe nichts passiert. Sie war sehr teuer. Am besten du lässt sie in Ruhe«, bestimmte ihr Vater. Lena, hob den Kopf und schaute zur Vitrine, während sich ihre Augen langsam röteten. »Ich will mit LouLou spielen, Papa warum darf ich nicht mit Loulou spielen?«, fragte Lena und klang dabei ein bisschen wie ein trauriger Welpe. »Hör mal liebes, die Puppe ist einfach zu kostbar wenn du mit ihr spielst, könnte sie kaputt gehen. Und das wollen wir doch nicht oder?«, sagte ihr Vater und strich Lena über den Kopf. Sie zog den Kopf weg, verschränkte die Arme. »Aber, aber ich habe mir doch so eine Puppe gewünscht. Bitte Mama, ich will mit Loulou spielen«, schluchzte sie. »Dein Vater hat recht, mit dieser Puppe kannst du nicht spielen, sieh doch wie schön sie ist. Willst du etwa, dass sie dreckig wird?« Jetzt waren ihre Eltern wirklich genervt. Warum sah Lena denn nicht endlich ein, dass die Puppe nicht zum spielen gedacht war?

Trotzig stampfte Lena mit dem Fuß auf. »Wenn ich mit der Puppe nicht spielen darf, dann will ich das blöde Ding nicht.«

Wütend stampfte Lena die Treppe hoch, oben stürmte sie in ihr Zimmer, knallte die Tür so laut sie konnte zu und verkroch sich in ihrem Bett. Dann nahm Lena ihren Kuschelelefanten in den Arm und weinte.

Nach einer Weile hörte sie, wie jemand sachte an ihre Tür klopfte. »Lena, kann ich reinkommen?«, fragte Pérola besorgt. »Geh weg«, rief Lena, »lass mich in Ruhe.« Als es still geworden war, vergrub sich Lena noch tiefer in ihrer Bettdecke. Kurz darauf pochte es wieder und Pérola betrat das Zimmer. »Hey Süße komm sei nicht traurig.« Sie nahm Lena in den Arm, strich ihr über den Rücken, »Ich weiß, du würdest gerne mit der Puppe spielen.«

»Mhm«, murmelte Lena. »Deshalb habe ich dir etwas mitgebracht.« Sie gab ihr ein kleines, in Zeitungspapier gewickeltes Geschenk. Lena umfasst es und versuchte herauszufinden was es war. Als sie es auf machte, befand sich darin eine alte Puppe. Ihr Haar bestand aus Wollfäden, von denen keiner zu den anderen passen wollte. Die Augen waren alte Knöpfe, von denen einer bereits ersetzt worden sein musste, der Mund ein bloßer Strich und ihr Kopf war aus grober Jute. Ein abgestoßenes, altes Flickenkleid verbarg notdürftig, den aus Pinienholz geschnitzten Körper.

Lena betrachtete sie eingehend, strich ihr über den Kopf und richtete ihr Kleid. Schon wollte sie anfangen mit ihr zu spielen, als ihr erneut die Tränen in die Augen traten. Sicherlich würde es mit dieser Puppe auch nicht spielen dürfen. Doch als sie sie Pérola zurück geben wollte, nickte diese nur und gab ihr die Puppe wieder. Fragend sah Lena sie an und Pérola lächelte; »Das ist Zizi, sie hat lange Zeit bei mir gelebt. Jetzt möchte ich, dass du dich um sie kümmerst.«

Ja, mit dieser Puppe durfte sie spielen und für Lena war sie die schönste Puppe der Welt.

* Das Lied ist selbst ausgedacht und besteht lediglich aus einer Strophe. Wer will, kann es gern einmal selber singen oder spielen. Der letzte Teil wird wie bei ein Männlein steht im Walde gesprochen.

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