#Schreibnachtadventskalender – Das Fest der Familie
Endspurt: Es folgt Türchen Nr. 22.
Die heutige Geschichte kommt von Henneschen:
Ich bin 19 Jahre alt und studiere mehr oder weniger fleißig vor mich hin. Nebenher schriebe ich meistens Kurzgeschichten. Im November zum NaNoWriMo habe ich mich auch an einem Romn versucht, aber weit bin ich nicht gekommen. Ich schreibe schon, solang ich es kann, auch wenn es früher eher nur Beschreibungen der handelnden Charaktere waren, als richtige Geschichten. Das Schreiben ist für mich Balsam für meine Seele und eine großartige Medizin, um die ganze Welt besser zu machen. Auf das Schreibnacht-Forum bin ich durch eine liebe Mit-Schreibnächtlerin gestoßen, die es mir empfohlen hat, während wir in einem Gaming-Livestream chatteten.
Viel Spaß
Henneschen
Das Fest der Familie
Egal, wie laut Mary die Weihnachtsmusik auch aufdreht, sie schafft es nicht die Stimmen in ihrem Kopf zu übertönen, die ihr immer wieder sagen, wie anders Weihnachten dieses Jahr sein wird. Vielleicht wird es nicht schlimmer werden oder trauriger als die ganzen restlichen Jahre ihres Lebens, aber anders wird es auf jeden Fall. Grundsätzlich liebt Mary Weihnachten. Diese wundervolle Zeit im Jahr, wenn es draußen mal wirklich kalt wird, während die Heizung die Wohnräume auf eine gemütliche Temperatur bringt und man sich immer wieder freut hinein ins Warme zu kommen. Sie liebt auch die Geschichte hinter dem Fest, die Geschichte des kleinen Jesuskindes, Gottes Sohn, der mitten in der Nacht in einem Stall geboren wurde, weil in der Herberge kein Platz mehr war. Jedes Jahr geht sie mit ihrer Familie in die Kirche und hört sich genau diese Geschichte an. Jedes Jahr freut sie sich wieder darauf. Nur dieses Jahr ist es anders. Dieses Jahr gibt es keinen Kirchgang mit ihrer Familie, bevor sie wieder nach Hause fahren und genüsslich das Weihnachtsessen verspeisen, für das ihr Mutter den ganzen Tag am Herd stand.
Es hat ihr unglaublich Spaß gemacht die Geschenke für ihre Familie und ihre Freunde zu kaufen, aber jetzt als sie die Sachen in einem großen Karton verstaut, sodass nichts kaputt geht, wenn sie die Geschenke über den großen Teich schickt, stimmt es sie doch traurig. Obwohl sie nicht mehr bei ihren Eltern wohnt und die Fahrt sogar für amerikanische Verhältnisse nicht die kürzeste ist, kommt sie zu den meisten Feiertagen und vor allem zu Weihnachten immer zurück nach Hause. Weihnachten ist das Fest der Liebe und da gehört die Familie einfach dazu. Leise seufzt Mary und klebt den Karton mit einem langen Streifen Paketband zu. Schnell ist auch der Aufkleber mit der Adresse ihrer Eltern befestigt und Mary lehnt sich an ihr Bett.
„Jetzt ist aber gut. Mach endlich die blöde Musik leiser.“, Marys Mitbewohnerin reißt ihre Zimmertür auf und zieht den Stecker von Marys Stereoanlage aus der Wand. „Hey, warum klopfst du nicht?“, Mary springt auf und funkelt Lara wütend an. „Ich habe geklopft, aber du hast mich nicht gehört, weil du deine blöde Musik so laut gemacht hast.“, Lara verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbrauen hoch. Ein Blick, der Mary signalisiert, dass sie keine Widerrede duldet. „Tut mir leid.“, murmelt Mary nur und setzt sich auf die Bettkante. Sie vergräbt ihr Gesicht in den Handflächen und seufzt leise. Lara lässt Augenbraue und Arme wieder sinken und setzt sich stattdessen neben Mary: „Hey, was ist denn los mit dir?“ „Alles ist gut.“, antwortet Mary und Lara schüttelt langsam den Kopf: „Das kannst du mir nicht erzählen.“ Vorsichtig legt sie eine Hand auf Marys Rücken und Mary lehnt sich leicht an sie: „Weihnachten. Das ist los.“ „Warum? Weihnachten sind doch auch nur ein paar Tage, die man frei hat und sich ein bisschen von Mama bewirten lässt.“, Lara sieht sie verständnislos an und Mary schiebt ihre Mitbewohnerin ein Stückchen von sich weg: „Weihnachten ist das Fest der Liebe und hat eine tolle Geschichte. Es ist ein Familienfest und man sollte bei der Familie sein, weil man sie gerne hat und nicht, um sich von Mama bewirten zu lassen. Ich gehe jedes Weihnachten mit meiner Familie in die Kirche und wir feiern zusammen mit meinen Großeltern und Onkels und Tanten so lange ich denken kann. Nur dieses Jahr, kann ich nicht dabei sein. Der Flug in die Staaten ist viel zu teuer.“ „Oh, du scheinst den ganzen Kitsch ja echt zu mögen.“, stellt Lara fest und Mary sieht sie fest an: „Ich liebe Weihnachten. MIT meiner Familie!!“ Lara sieht sie an und überlegt, während Mary das Paket für ihre Familie anstarrt. „Was hältst du davon, wenn du über Weihnachten einfach mit mir zu meiner Familie kommst. Es ist zwar sicherlich was anderes, als bei deiner eigenen Familie, aber immer noch deutlich besser, als alleine hier rumzusitzen und zu verrotten. Ich gehe sogar mit dir in die Kirche.“ Mary hebt den Blick und sieht statt ihres Pakets ihre Mitbewohnerin an. „Ich kann dich ja wohl kaum hier alleine lassen, außerdem spielt mein kleiner Bruder dieses Jahr im Krippenspiel mit, wenn ich mich recht erinnere.“, fügt Lara grinsend hinzu. Mary legt den Kopf schief und zieht die Augenbrauen zusammen: „Grippen-Was?“ „Nicht Grippe. Krippenspiel.“, lacht Lara: „Kleine Kinder, die die Geschichte von Weihnachten nachspielen. Krippe, weil das Jesuskind in eine Krippe, also einen Futtertrog gelegt wurde und Spiel…“ „Weil die Kinder es nachspielen.“, fällt Mary ihr ins Wort: „Das kenne ich. Als ich noch klein war, habe ich da auch ein paar Mal mitgemacht.“ Sie lächelt und Lara grinst breit: „Sehr gut. Viel mehr, wäre mir als Erklärung auch nicht eingefallen. Also schauen wir zusammen an Heilig Abend meinem kleinen Bruder zu.“ Sie ist schon fast an der Tür, als sie sich nochmal zu Mary umdreht: „Du kommst doch mit zu meinen Eltern, oder?“ Mary nickt nur: „Ich komme gerne mit. Danke, dass du mich aufgemuntert hast.“
Kaum ist Lara wieder in ihrem eigenen Zimmer verschwunden, macht Mary ihre Weihnachtsmusik wieder an, wenn auch deutlich leiser, als noch vor ein paar Minuten. Langsam nimmt sie die Schere von ihrem Schreibtisch und öffnet das Paket an ihre Eltern wieder. Schnell zieht sie den Brief heraus und greift mach ihrem Kugelschreiber.