Autoren im Interview | Deborah Schirrmann

Autoren im Interview | Deborah Schirrmann

Das Schreibnacht-Magazin: Wir sind das Magazin für Buchstabentänzer, Wortakrobaten und Federschwinger. Wir wollen eine Hilfe für junge Autorinnen und Autoren sein, die gerade erst durchstarten und ihren ersten Roman veröffentlicht haben. Daher haben wir uns eine besondere Aktion überlegt: Der Autor des Monats. Zukünftig küren wir jeden Monat einen Autoren oder eine Autorin, die bereits veröffentlicht haben, jedoch immer noch am Anfang seiner Karriere stehen, und diesen bzw. diese in einen kurzen Beitrag inklusive Interview vorstellen.

Deborah Schirrmann: Regen am Valentinstag Carlsen Im.press

Es ist niemals einfach, die Neue an einer Schule zu sein, doch die Kleinstadt Stanning scheint es der zugezogenen June Winter noch einmal extra schwer zu machen Vom allerersten Tag an verfolgen sie böse Zungen, Gerüchte und Getuschel. Erst als sie dem geheimnisvollen und merkwürdig anziehenden Jungen Pete näher kommt, beginnt sie zu ahnen, dass ein dunkles Geheimnis über dem Ort lastet. Ein Geheimnis, das mit dem mysteriösen Autounfall seiner Zwillingsschwester Alina zu tun haben muss. Doch June bleibt nicht viel Zeit, die Zusammenhänge um Alinas Unfall zu entschlüsseln und hinter die Fassaden ihrer Mitschüler zu schauen – nur bis zum Valentinstag, dem Jahrestag ihres Todes … 

Stell Dich doch kurz vor.
Kurz? Ok, ich versuch’s. Ich heiße Deborah Schirrmann, bin (noch) 23 Jahre alt und studiere in Tübingen Internationale Literaturen. Meinen Bachelor in Germanistik habe ich seit Ende des letzten Jahres in der Tasche und daran sieht man wohl ganz gut, was meine Lieblingsbeschäftigung ist: Lesen. Wenn ich nicht gerade über Wälzern wie Anna Karenina oder Moby Dick brüte, stöpsele ich mit Kopfhörer in die Ohren, genieße meine Lieblingsmusik und tippe stundenlang vor mich hin. Man könnte behaupten, dass ich ein Geschichten-Junkie bin, denn ein Leben ohne Geschichten wäre doch ziemlich trostlos, oder? Deshalb habe ich auch eine ansehnliche Hörbuchsammlung (so ca. 120 Stück). Ich bin also immer und überall von Geschichten umgeben: beim Sport, auf dem Weg zur Uni, beim Puzzeln oder Aufräumen. 

Wie bist Du zum Schreiben gekommen? Beziehungsweise wann und warum hat Dich die Schreiblust gepackt?
Meine Hörspielsucht begann als ich im Kindergarten war. Damals hörte ich den Räuber Hotzenplotz in Endlosschleife, was meine Eltern wahnsinnig machte. Im Alter von 10 beschloss ich, dass es Zeit wäre, selbst zu schreiben. Es war keine große Sache. Ich schnappte mir ein Heft, meinen blauen Lamy-Füller und erfand einen dicken sprechenden Kater, mit dem ich die größten Abenteuer bestand. Das Heft wurde von mir während einer pubertären Phase leider vernichtet, aber der Wunsch zu schreiben blieb. Seitdem schlummern vier fertige Manuskripte auf meiner Festplatte, aber da sollen sie auch bleiben. Wenn ich heute mal reinlese, überkommt mich das große Grauen. Es sei so  viel gesagt: Ich liebe Adjektive über alles, sie waren sozusagen meine kleine, dicke, kuschelige, zuckersüße Satz-Seuche. Im vierten Semester meines Studiums beschloss ich dann ein „richtiges“ Buch zu schreiben und schrieb meinen ersten 450 Seiten Fantasy-Roman. Er trägt den Titel „Seelensplitter“ und ich hoffe, er darf irgendwann Tageslicht schnuppern. Drückt mir die Daumen. 😉

Wer oder was hat Dich zu Deinem Roman inspiriert?
Kevin Brooks ist mein absoluter Lieblingsautor. Seine Geschichten konnten mich immer berühren und auch wenn ich die letzte Seite zugeschlagen hatte, blieben die Figuren in meinem Gedächtnis lebendig. Ich wollte also etwas schreiben, das länger nachhallt und die Leser berührt. Dabei mag ich Charaktere, die Ecken und Kanten haben, denn mal ganz ehrlich: Wer hat schon eine weiße Weste? Meine Figuren lege ich gerne Steine in den Weg und lasse sie darüber stolpern, so oft, bis sie lernen alleine wieder aufzustehen.

Wie ist es zu Deinem ersten Buchvertrag gekommen?
Nach langem Überlegen habe ich am Manuskriptwettbewerb des Carlsen Verlags teilgenommen. Thema: Valentinstag. Und was sprach schon dagegen? Ich verabscheute den Valentinstag – Na und? Ich schrieb lieber Thriller als Liebesgeschichten – Na und? Ich hatte nur noch vier Wochen, um mir eine Idee zu überlegen, die Figuren zu konzipieren und das Ganze auch noch aufzuschreiben – Wer braucht schon Schlaf? Ich weiß noch, wie ich die Nachricht bekam, dass ich es unter die Top 8 geschafft hatte. Das war wie Weihnachten und Geburtstag zusammen (vielleicht auch, weil es tatsächlich um die Weihnachtszeit war). Und als ich erfuhr, dass mein Roman gewonnen hatte und veröffentlicht werden sollte – Naja, ihr hättet mich tanzen sehen sollen. Meine Nachbarn hatten sicher viel Spaß. 😉
Aber das Wichtigste: Ich bin mir treu geblieben! Meine Liebesgeschichte bekam eine pfeffrige Thriller-Prise verpasst und der Valentinstag wurde zum Tag eines Mordes. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass die Geschichte länger als fünf Minuten im Gedächtnis der Leser bleibt.

Woran arbeitest Du gerade? Was können wir als nächstes erwarten?
Momentan arbeite ich an einer Hausarbeit über Pasternaks „Ljuvers Kindheit“, aber ich denke, das wollt ihr nicht hören? Spaß beiseite. Ich bin gerade fleißig am Ideen sammeln. Mein neuestes Projekt geht ins New-Adult-Genre und ich fange gerade an zu plotten. Aber mehr kann ich noch nicht verraten.

Woher nimmst Du Deine Ideen? Suchst Du gezielt nach Inspirationen oder kommen sie von ganz alleine?
Mein Kopf hört nie auf zu denken – das kann Fluch und Segen zugleich sein. In meiner Wohnung liegen überall Zettel, auf denen ich meine Ideen festhalte, sogar beim Sport klemme ich mir Block und Stift auf die Pulsanzeige meines Steppers. Manchmal ist aber auch Ebbe in meinem Kopf, doch das kann ganz angenehm sein – nicht zu denken, meine ich. Wenn ich gezielt eine Idee suche, hilft mir nur ein Schluck meiner Lieblingsmusik und Zeit. Aber wenn ich ein Manuskript fertig geschrieben habe und mitten in der Nacht mit einer perfekten Idee aufwache – da kann es schon mal passieren, dass die 400 Seiten noch mal unters Messer kommen.

Welchen Rat würdest Du anderen Schreiberlingen mit auf den Weg geben?
Gebt nicht auf. Schreib, schreibt, schreibt. Und noch wichtiger: Lest. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass man nur das schreiben kann, was man selbst liebt zu lesen. Ich zum Beispiel könnte nie einen Krimi schreiben.

Deborah Schirrmann, geboren 1990 in Weingarten, wusste schon im Alter von zehn Jahren, dass sie Bücher schreiben will. Für ihre ersten Geschichten – im linierten Heft, mit Füller und in Schreibschrift – musst der große Bruder als Konsument herhalten. Mittlerweile studiert sie an der Universität Tübingen Germanistik und Internationale Literaturen und vertieft ihre Schreiblust in Seminaren wie Kreatives Schreiben und Storytelling.

Foto: Nicole Herzel 

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