Interview | Schreiben im Duo

Interview | Schreiben im Duo

Viele kennen es einen Roman oder eine Kurzgeschichte allein zu verfassen, doch wie wäre es, dies einmal mit einem Kollegen zusammen zu machen? Eine Menge Autoren haben sich auf das Abenteuer „Schreiben im Team“ eingelassen. Welche Vor- und Nachteile es hat und was man dabei berücksichtigen sollte, habe ich von dem Duo Jennifer Wolf und Alexandra Fuchs, Autorinnen von „Häkelenten tanzen nicht“, einem Chat-Roman, erfahren:


Wie habt ihr beiden euch gefunden bzw. wie kam es dazu, dass ihr zusammen „Häkelenten tanzen nicht“ geschrieben habt?


Jennifer: Alex habe ich als damals 15-jährige Maus in einem Forum gefunden. Sie war so lieb mein Buch „In sanguine veritas“ Beta zu lesen. Ich kannte sie also schon lange vorher und als ich meine Betas fragte, ob sich jemand vorstellen kann, mit mir einen Chat-Roman zu schreiben, hat sie sich gemeldet.
Alex: Und dann ging auch alles ziemlich schnell. Was für mich eigentlich nur Spaß war, wurde schnell Ernst und dann Sam und Alice.

Habt ihr vor dem Schreiben bestimmte Absprachen oder Vorkehrungen getroffen, zum Beispiel in welche Richtung es gehen soll oder wer welchen Charakter schreibt?

Jennifer: Es war klar, dass ich den Jungen schreiben würde und sie das Mädchen. Das war es aber auch schon. Wir wussten nicht, wo der andere wohnt, was derjenige so tut usw. Wir haben Alice und Sammy also wahrhaftig vollkommen unbedarft aufeinander treffen lassen.
Alex: Und der Zufall hat uns ja wirklich gut in die Karten gespielt. Nur im selben Alter mussten sie ungefähr sein, sonst hatten wir uns keine Grenzen gesetzt. So hat jeder seinen Charakter entwickelt und zum Glück passen beide ziemlich gut zusammen :).

Habt ihr beim Schreiben bestimmt Tools, zum Beispiel besondere Software oder dergleichen, verwendet?

Jennifer: Wir haben nebenbei im Facebook Messenger gechattet und uns dort auch das Skript hin- und hergeschickt. 
Alex: Manchmal haben wir uns auch in WhatsApp geschrieben, wenn wir es nicht mehr aushalten konnten und der andere zu lange zum Antworten gebraucht hat.

Wie seid ihr beim Schreiben vorgegangen? Wie sah die Arbeitsteilung aus?


Jennifer: Alex Alice und ihre Freunde/Familie, ich Sam und seine Familie/Freunde 🙂
Alex: Manchmal mussten wir auch abbrechen, einige Schritte zurückgehen und noch mal neu anfangen. Es gab Momente, da haben wir uns einfach verrannt. Aber das ist zum Glück nicht so oft passiert, meist haben wir uns ziemlich gut ergänzt und unsere Gedanken gingen in dieselbe Richtung. 
Wer von euch hat mehr Arbeit in das Buch gesteckt oder war diese, dadurch, dass es ein Chat-Roman ist, annähernd gleich?
Jennifer: Das war gleich, wobei ich im Lektorat sagen muss, dass Alex es war, die es danach noch gefühlte hundert Mal gelesen hat 🙂
Alex: Ich denke im Endeffekt haben wir gleich viel gemacht. Aber das Lektorat war anstrengend. Ich bin eben einfach Perfektionist, ich wollte einfach, dass alles richtig rüberkommt. 
Wie seid ihr dabei vorgegangen den Roman zu überarbeiten? Habt ihr oft gleichzeitig oder eher zeitlich versetzt daran gearbeitet?
Jennifer: Im Lektorat haben wir beide die Kommentare der Lektorin gelesen, uns besprochen und einer hat es dann umgesetzt und der andere gegen gelesen. 
Alex: Vor der endgültigen Abgabe, haben wir dann geskyped und den Häkelenten den letzten Schliff gemeinsam verpasst.
Jennifer: Stimmt, das hatte ich schon wieder vergessen 🙂 

Wo seht ihr die Vorteile, ein Buch in einem Team zu schreiben und warum?

Jennifer: Man hat nur die Hälfte der Arbeit 😛 Und es macht eine Menge Spaß, besonders natürlich in dieser speziellen Art des Romans. Es ist schwierig, den Leser überall mit ein zu beziehen ohne innere Monologe schreiben zu können, aber irgendwie auch wahnsinnig spannend. 

Alex: Vor allem der Spaß, den man zusammen hat, macht es aus. Es war so witzig, wir haben zusammen gelacht, mitgefiebert und uns immer wieder darüber unterhalten. Das fehlt, wenn man alleine schreibt. Denn da ist niemand genauso tief in der Geschichte.

Hattet ihr manchmal Probleme dadurch, dass ihr zu zweit an dem Roman geschrieben habt und wenn ja, welche?
Jennifer: Das einzige Problem, das bisher aufgetaucht ist, und das ist nicht mal wirklich eins, ist, dass bei Lovelybooks immer nur ein Autor ein Buch geschrieben haben darf 🙂 Alex und ich können es nicht beide im Autorenprofil haben. 
Alex: Ja, das war etwas nervig… Vor allem weil es schon eine andere Alexandra Fuchs gab, die ganz nette Ratgeber geschrieben hat :D. Aber sonst erinnere ich mich an keine Probleme. Außer, dass ich es gehasst habe, wenn Jenni abends ins Bett gegangen ist, da ich eine Nachteule bin und dann immer bis zum nächsten Morgen auf Sams Antwort warten musste. Aber wahrscheinlich hat es sie auch aufgeregt, dass ich Langschläfer bin.
Jennifer: Ja, ich saß dafür morgens immer da und habe gehibbelt. Aber so hatten wir immerhin jeder beim Aufwachen eine neue Nachricht von Sam und Alice. 
Welche Tipps könnt ihr anderen Autoren geben, die sich ebenso dieser Herausforderung stellen wollen? Worauf sollten sie bei einer Zusammenarbeit achten?
Jennifer: Habt Spaß und haut in die Tasten. Ich bin kein Fan von „ewig lange daran herum grübeln“ und Was-wäre-wenn-Fragen. Einfach machen 🙂 Beim Schreiben haben ich und auch Alex zusammen die Erfahrung gemacht, dass sich Vieles gibt. Die Geschichte leitet sich ganz von selbst und Vieles fügt sich mit den Protagonisten zusammen ein.
Alex: Und immer schön dran denken: Ihr könnt das. Auch wenn ihr mal in einer Sackgasse landet, irgendwie geht es immer weiter. Selbst, wenn man einen Schritt zurück machen muss. Am Ende wird alles gut. Glaubt einfach an euch.
Ich danke euch beiden für das tolle Interview. Es hat viel Spaß gemacht!
Und wenn ihr mehr über die Häkelenten wissen wollt, kann ich nur empfehlen, den Roman von Jennifer und Alex zu lesen.

Den Roman „Häkelenten tanzen nicht. Ein Chatroman“ gibt es hier.
 

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