Warum Disziplin dich beim NaNoWriMo nicht weiterbringt
Es ist Halbzeit beim NaNoWriMo. Wenn ihr euch wie viele andere Autoren vorgenommen habt, diesen November, einen Roman mit mindestens 50.000 Wörtern zu schreiben, solltet ihr bereits die Hälfte geschafft haben. Oder etwa doch nicht ?
Das interessante beim National Novel Writing Month ist, dass sich so viele Menschen dafür begeistern, innerhalb von 30 Tagen einen Roman zu schreiben. Jeder spornt sich an, täglich einen Wordcount von ca. 1667 zu erreichen, um am Ende als Gewinner dazustehen. Allein die Vorstellung, in vier Wochen, die Rohfassung eines Romans fertig zu haben, versetzt den einen oder anderen garantiert in Hochstimmung.
Doch wie ist es neben den alltäglichen Pflichten überhaupt möglich, sich jeden Tag zum Schreiben aufzuraffen? Sicher, es gibt Tage da läuft alles rund, so dass die eine oder andere Stunde zum Schreiben übrig bleibt. Doch was, wenn mal wieder alles aus dem Ruder läuft und man den NaNoWriMo am liebsten vorzeitig abbrechen möchte? Was ist das Erfolgsgeheimnis der Menschen, die den NaNoWriMo bedingungslos durchziehen und was haben Sie denen, die es nicht schaffen, voraus?
Disziplin macht sicher einen großen Teil aus. Denn nur, wer dem Schreiben vier Wochen lang eine hohe Priorität beimisst, bleibt seinem Ziel treu. Viele glauben, dass Disziplin generell eine Tugend ist, die ein Schriftsteller besitzen sollte. Aber was nützt einem Disziplin, wenn man mit dem Schreiben trotzdem nicht so gut voran kommt? Bringt es wirklich etwas, sich jeden Tag zum Schreiben zu zwingen, obwohl man nur einen Bruchteil des Tagessolls schafft?
Ein gut gemeinter Tipp, um beim NaNoWriMO überhaupt bestehen zu können, ist keine größeren Korrekturen am Text vorzunehmen. Es geht nur um das Schreiben oder besser gesagt, um das Tippen. Wort für Wort, Satz für Satz. Wer da nicht gut vorbereitet ist und nicht weiß, was er schreiben soll, ist schnell aufgeschmissen.
Deswegen ist eine meiner liebsten Beschäftigungen, während des NaNoWriMos, die Fortschritte der anderen Teilnehmer zu beobachten. Viele machen tägliche Updates, bloggen über ihre Erfolgserlebnisse oder berichten vor der Kamera von ihrem aktuellen Schreibtag.
Was mir dabei auffällt ist, dass die meisten immer versuchen sich einen Puffer anzuschreiben. Denn sie wissen, dass der Tag oder sogar die Tage kommen werden, an denen sie kaum etwas zu Papier bringen. Dann ist es gut, ein paar hundert oder sogar tausend Wörter Vorsprung zu haben. Das schafft Erleichterung und wirkt der Angst entgegen, die sich schnell einstellt, sobald man hinterher hinkt.
Wie ich eingangs schon erwähnt habe ist der NaNo halb rum. Viele Teilnehmer können sich auf die Schulter klopfen, weil es bei ihnen wie geschmiert läuft. Andere haben weniger Glück, kämpfen aber noch bis zum letzten Tag, um ihre 50.000 Wörter voll zu kriegen.
Der NaNoWriMO ist eine Art Wettbewerb. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer auch vorher täglich geschrieben hat, dem fällt es leichter, den Monat durchzuhalten.
Diese Autoren brauchen in der Regel keine Disziplin, weil das Schreiben für sie bereits zur Gewohnheit geworden ist. Wenn sie nicht schreiben, fehlt ihnen etwas und es zieht sie fast automatisch an den Schreibtisch. Dies ist ein höchst erstrebenswerter Zustand. Denn eine Gewohnheit, die einem Ritual gleicht, bringt viel mehr als knallharte Disziplin.
Solltest du aber zu jenen gehörst, die sich beim NaNoWriMo abmühen, bist du zwar bewundernswert diszipliniert, aber wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt und du insgeheim eifersüchtig auf den Wordcount der anderen schielst, nimmst du dir über kurz oder lang jede Freude und damit die Motivation überhaupt weiter zu machen.
Nicht jeder ist wettbewerbsfähig und du solltest dir selbst eingestehen dürfen, dass es keine Schande ist, wenn du am Tag nur 200 Wörter schaffst. Wenn du dir den Druck nimmst, mit anderen mithalten zu müssen, kann der NaNoWriMo für dich trotzdem eine tolle Erfahrung sein. Du kannst dein eigenes Tempo bestimmen und so herausfinden, wie viele Wörter du durchschnittlich in einer Stunde schreiben kannst.
Halte dir immer vor Augen, dass nach oben viel Luft ist und du mit der Zeit mehr schreiben kannst. Sich nach und nach zu steigern, motiviert ungemein und kostet weniger Anstrengung. Ähnlich verhält es sich bei sportlichen Betätigungen. Jemand der ungeübt ist, sollte nicht am ersten Tag mit 300 Sit-ups beginnen und jemand, der vorher kaum gelaufen ist, wird so schnell keinen Marathon gewinnen.
Statt zu behaupten, dass der NaNoWriMo nur etwas für disziplinierte Autoren ist, würde ich eher sagen, dass die höchsten Erfolgschancen bei denen liegen, die gut vorbereitet sind. Während des NaNos hast du nämlich keine Zeit, dir zu überlegen, wie deine Charaktere heißen sollen oder umfangreiche Recherchen durchzuführen.
Du sollst schreiben. So viel wie du kannst. Am besten 1667 Wörter am Tag. Wenn du dieses Ziel ernst genommen hast, wirst du vermutlich schon Wochen vorher geplottet und deine Schreibmuskeln durch regelmäßiges Schreiben trainiert haben. Falls nicht, ist das auch nicht schlimm. Die Erfahrungen, die du dabei sammelst, zeigen dir, was du im nächsten Jahr besser machen kannst.
Mich würde nun interessieren wie der NaNoWriMo bei dir läuft. Liegst du gut in der Zeit oder musst du dich mächtig ins Zeug legen, um aufzuholen? Hast du dich auf diesen Event vorbereitet oder einfach drauf los geschrieben? Musst du viel Disziplin aufbringen oder geht dir das Schreiben leicht von der Hand?
Vielleicht nimmst du auch gar nicht am NaNoWriMo teil, weil du dir den Stress nicht zumuten möchtest. Falls dem so ist, hast du dazu bestimmt eine Meinung, die du in den Kommentaren kundtun möchtest.
Vielleicht nimmst du auch gar nicht am NaNoWriMo teil, weil du dir den Stress nicht zumuten möchtest. Falls dem so ist, hast du dazu bestimmt eine Meinung, die du in den Kommentaren kundtun möchtest.
2 Gedanken zu „Warum Disziplin dich beim NaNoWriMo nicht weiterbringt“
Wunderbarer Artikel!
Danke Jenny, es freut mich, dass dir der Artikel gefallen hat 🙂
Viele Grüße
Christina