Horrorshow – Teil 1: Unheimliche Orte erschaffen
Wir von der Schreibnacht möchten euch mit möglichst vielen Tipps zu verschiedenen Genres weiterhelfen. Eines, vor dem gerne mit vor den Mund geschlagenen Händen zurückgeschreckt wird, ist das Horrorgenre. Dabei habe ich feststellen dürfen, dass das Interesse in der Facebookgruppe der Schreibnacht durchaus vorhanden ist. Selber bin ich seit Jahren darin tätig und habe in mehreren Anthologien Kurzgeschichten veröffentlichen können, für die ich gute Kritiken bekam. Deswegen dachte ich mir, ich versuche es mal mit einer neuen Reihe auf dem Schreibnachtblog. In „Horrorshow“ möchte ich euch Tipps geben, wie ihr an Horrorgeschichten herangehen könnt, falls ihr noch nie eine geschrieben habt. Und wenn ihr schon lange in dem Genre schreibt, findet ihr vielleicht neue Möglichkeiten. Gerne dürft ihr in den Kommentaren auch eure Meinung und eure Erfahrungen oder eigene Vorschläge posten. Meine sind kein Allheilmittel. Was ich hier vorschlage, funktioniert für mich und ihr könnt es ausprobieren, aber nicht jeder Schreibtipp ist für jeden Autoren geeignet. Oft sind es jedoch gerade die abwegigsten Vorschläge, welche einen zum Erfolg führen. Eine Erfahrung, die ich schon mehrmals gemacht habe. Traut euch etwas Neues auszuprobieren. Es kostet nicht viel Zeit und ihr habt nichts zu verlieren, oder? Lange Rede, gar kein Sinn. Fangen wir an mit dem ersten Teil von Horrorshow.
Wenn wir an einen unheimlichen Ort denken, denken wir an die Schule, oder? Kommt schon! Immer wieder in einem Raum eingeschlossen zu sein, wo dir jemand etwas über die Welt erzählen will und dir nicht erlaubt mal pinkeln zu gehen oder die Flucht zu ergreifen? Ist das nicht gruselig? Du darfst während des Unterrichts noch nicht einmal laut um Hilfe schreien. Ach, das glaubst du nicht? Dann probier es doch mal aus.
Noch schlimmer sind natürlich verlassene Gebäude wie Krankenhäuser, Fabriken, Erlebnisparks oder Heilanstalten. Ein paar dieser Orte machen uns ohnehin schon Angst, denn wer ist schon gerne in einem Krankenhaus oder in einer Anstalt voller Verrückter? Dort denken wir an Nadeln, Skalpelle, Operationen. Alles Dinge, vor denen sich Menschen fürchten. Ein Krankenhaus ist also so oder so ein recht unbequemer Ort. Ein Freizeitpark sollte ein bunter Ort sein, an dem Kinder lachen und die ganze Familie oder Freunde gemeinsam Spaß haben. Doch stell ihn dir einmal verlassen vor. Das Ding ist seit zwanzig Jahre nicht mehr in Betrieb, die Attraktionen vermodert und verfallen. Überall laufen Ratten herum, Obdachlose schlafen in Verstecken. Lachende, gemalte Gesichter grinsen uns von verschimmelten Wänden aus an. Es gibt lauter Verstecke, in denen jemand oder etwas lauern könnte.
Ein ebenfalls gerne genommenes Stilelement im Horrorgenre: Verlassene Häuser mit einer unheimlichen Geschichte. Das Haus ist seit Jahren unbewohnt. Der Vorbesitzer brachte seine Familie um und wurde nie gefasst. Angeblich haust er heute noch im Keller und schnitzt Figuren aus den Knochen neugieriger Menschen, die sein Haus betreten haben. Das Element ist recht alt, wird aber immer noch häufig benutzt. Und warum auch nicht? Zu Hause fühlen wir uns wohl. Es ist unser kleines Reich, das wir uns einrichten, wie es uns gefällt. Was interessiert uns die Vorgeschichte des Hauses? Die ist schließlich Vergangenheit. Also ziehen wir ein und kaum steht die letzte Porzellanfigur an ihrem Platz, hören wir Schritte im leeren Keller.
Wenn es dir schwer
fällt, dir etwas in der Art vorzustellen, empfehle ich dir Urban Explorer
zu googeln. Das sind Leute, die seit langem verlassene Gebäude und Stellen
aufsuchen, um sich dort auf eigene Gefahr umzusehen und Fotos zu machen.
Es gibt Bildbände von ihnen, einige sind bei Facebook und ihre Bilder
sind teilweise unglaublich. Von verlassenen Gefängnissen, über
Krankenhäuser, Heilanstalten und Fabrikhallen ist alles dabei. Oft haben solche auch irgendeine verrückte, gruselige Vorgeschichte.
Wenn du einen unheimlichen Ort erschaffen willst, denk am besten an einen, der dir ohnehin Angst macht. Und stell ihn dir nachts einsam und verlassen vor. Oder eben etwas, wo du gerne bist und dich wohl fühlst, denn gerade diese Stellen können besonders gruselig wirken, wenn wir sie verdrehen und auf den Kopf stellen. Nehmen wir unser Schlafzimmer. Wo fühlen wir uns sicherer und geborgener, als im eigenen Bett? Es ist warm, bequem und man möchte gar nicht mehr aufstehen. Aber dann dreht sich neben dir jemand im Bett herum, aber du lebst alleine. Schon ist der schönste Ort etwas völlig anderes.
Auch kannst du mit den Urängsten der Menschen spielen. Ein sehr, sehr schmaler Tunnel, durch den dich etwas verfolgt (Klaustrophobie), ein Terrarium dessen Bewohner plötzlich verschwunden sind (Arachnophobie), dunkle Räume in denen sich etwas bewegt (Nyktophobie), die Schule oder der Arbeitsplatz (Scholionophobie; Arbeitsplatzphobie… Hey, schaut bei Wikipedia nach. Ich denk mir das nicht aus).
Wo hältst du dich selber besonders ungerne auf und warum? Versuche diesen Grund zu multiziplieren, denn die gleiche Angst werden auch viele andere Menschen teilen.