Der richtige Soundtrack

Der richtige Soundtrack

Mit
Musik beim Schreiben ist das so eine Sache. Der eine kann nicht mit, der andere
nicht ohne. Persönlich liege ich irgendwo dazwischen, denn an manchen Tagen
brauche einfach Musik, um besser in die Welt meiner Geschichte eintauchen zu
können und dann gibt es wieder Momente, wo sie mich nur behindert. Inzwischen
bin ich dahinter gekommen, woran das liegt und vielleicht hilft dir dieser Text
ein wenig dabei, herauszufinden wie du am besten mit einem Soundtrack für dein
Werk umgehst.


Geschichten
sind für uns Autoren Kopfkino. Du siehst alles vor dir. Die Umgebung und unsere
Figuren. Du siehst, wie sie sich bewegen, hörst sie reden und versuchst es so
lebendig wie möglich wieder zu geben. Es sind Filme, die direkt vor deinen
Augen ablaufen und jeder Film hat seinen eigenen Soundtrack, der ihm hilft die
einzelnen Szenen zu unterstreichen.
Stell
dir mal Filme ohne Musik vor. Das ist wie Currywurst ohne Currysauce. Es fehlt
einfach etwas. Auch, wenn nicht jeder auf die Hintergrundmusik achtet, zieht
sie einen doch tiefer in das Geschehen. Eine dramatische Schlacht wäre nichts
weiter als Geschrei und Gebrüll. Eine Kussszene vollkommen leer.
Es
wäre einfach langweilig.

Stell
dir deine Geschichte also als Film vor und überlege, welche Musik dazu am
besten passen würde. Oder welcher Song zu der einzelnen Szene. Du musst ihn
nicht unbedingt beim schreiben dieser Stelle hören, denn das Tastenkloppen
dauert ohnehin länger als das Lied. Behalte ihn als Ohrwurm im Kopf. Hör ihn
vielleicht vorher noch mal an.

Aber
denk daran, dass nur du weißt, dass er zu dieser Szene gehört. Der Leser wird
später keine Ahnung haben, dass du ihn dir dazu gedacht hast. Er soll dir nur
helfen tiefer in sie Szene eintauchen zu können. Durch den Song entstehen
vielleicht ganz spontan Ideen, welche du vorher nicht hattest.
Oder
du nimmst einen, der so rein gar nicht passt und bildest damit einen Kontrast.
Es kommt immer wieder vor, dass in Filmen und Serien bestimmte Stellen mit
Liedern unterlegt werden, die eigentlich völlig untypisch dazu wirken
(Hexenverbrennung zu funkiger Musik in American Horror Story Staffel 3). Das
bildet einen Kontrast, sorgt für gute Stimmung, weil es lustig ist und es
entspannt dich. Dabei kannst du auch den Blick über den berühmten Tellerrand
wagen und Musik wählen, die du sonst nicht hören würdest.

Musik,
die du magst, hilft dir zu entspannen. Und das kannst du beim Schreiben für dich
nutzen.
Wenn
du merkst, dass du nicht vorwärts kommst, schalte sie aus. Vielleicht klappt es
dann nach ein paar Minuten besser.
Ob
Musik für jemanden beim Schreiben funktioniert, oder nicht, muss jeder für sich
selber herausfinden.

Mir
ist aufgefallen, dass ich sie in dramatischen, spannenden Szenen oft gut
gebrauchen kann. Mal Hintergrundmusik von Filmen (allgemein als Score bekannt),
mal solche, die ich ohnehin höre. In ruhigeren Szenen kann ich besser ohne
Geräuschkulisse arbeiten und wenn ich etwas Humor in der Szene haben möchte,
suche ich entweder unpassende Musik, oder einfach etwas, das ich mir in meinem
Kopfkino sehr gut dazu vorstellen kann und auch dann muss es nicht unbedingt
etwas sein, dass ich jeden Tag höre. Wie gesagt, unsere Geschichten sind wie
Filme, die vor unseren Augen spielen und nicht jeder Film beinhaltet Lieder,
die wie wir mögen. Aber wenn es die Szene genügend unterstützt, stört uns das
auch nicht, oder?

Beim
Überarbeiten der Geschichte würde ich an deiner Stelle die Musik allerdings
auslassen. Stille hilft dir alles noch mal zu überdenken, Fehler zu entdecken
und so weiter. Du bist nicht abgelenkt, kannst dich besser konzentrieren. Das
mag jetzt so klingen, als würde Musik dich beim Schreiben am nachdenken
hindern, aber da du die Story sicher noch mal nachliest und überarbeitest (Wie
das jeder Autor eigentlich tun sollte, um wenigstens die peinlichsten Fehler zu
vermeiden) kannst du dich danach noch mal darum kümmern, ein paar Dinge mehr
auszuschmücken. Zum Beispiel die Geräuschkulisse in deiner Szene selber. Mag ja
sein, dass du dir Death Metal beim schreiben dieser angehört hast, aber wenn
sie auf einem Kindergeburtstag spielt, ist da höchstwahrscheinlich das Kinderlachen zu hören und kein grunzender, bärtiger Mann.
Die
pompöse Orchestermusik zu deiner Schlacht auf den Felsenklippen, mehrere
hundert Meter über der tosenden Brandung wird durch heulenden Wind und das
Rauschen der Wellen ersetzt.
Musik
kann dir helfen deine Geschichte lebendiger vor Augen zu haben. Letztlich
existiert sie aber nur für dich.

Und
Playlists interessieren wirklich nur wenige Leute. Es ist vielleicht ganz
interessant zu hören, was für Musik der Autor allgemein beim Schreiben gehört
hat, aber wenn ich lese, dann lese ich und suche mir nicht jedes einzelne Lied
zusammen, um dabei immer wieder aus der Geschichte gerissen zu werden.

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