Kolumne | Gib dem Kind einen Namen!
Wie wichtig ist eigentlich die richtige Namensgebung? Beim Schreiben stoße ich sehr häufig auf diese Frage: Wie nenne ich meine Figuren, beschrifte ich meine Kapitel und welchen Titel soll mein Werk tragen? Dabei möchte, muss und sollte ich vermeiden, andere Autoren zu kopieren oder diesen zu ähneln. Doch das ist leichter gesagt als getan. Ich habe oft das Gefühl, dass alles Gute schon vergriffen ist und das macht mich wahnsinnig!
Doch an dieser Stelle sollte man nicht aufgeben, denn man kann einfach nicht ohne Namen arbeiten – das geht nicht. Selbst, „Er, dessen Namen nicht genannt werden darf“, hat einen Namen oder genau genommen sogar zwei: Lord Voldemort und Tom Vorlost Riddle. Also kann ich auch nicht auf diese Weise vorgehen und den Namen verheimlichen, weil das schon J.K. Rowling gemacht hat. Übrigens, als ich das erste Mal die ganzen Namen gelesen habe: Harry Potter, Hermine Granger, Ronald Weasley, Dumbledore – fand ich alle Namen komisch und doof. Niemals hätten meine Figuren so geheißen; ich wäre nicht einmal auf die Idee gekommen und heute? Heute finde ich sie nicht mehr schlimm, sie passen hervorragend zu den Figuren und ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass diese einen anderen Namen tragen könnten. Gerade bei Lord Voldemort bzw. Tom Vorlost Riddle finde ich es toll, dass die Autorin ein Anagram gewählt hat, denn mein Autorennachname „Bellasie“ ist übrigens auch eines. Ha! Stimmt, wenn man nicht unter seinem richtigen Namen schreiben möchte, braucht man auch noch einen Autorennamen – also kommt das auch noch auf unsere To-Do-Liste der Namensfindung. Oh man, mir raucht der Kopf. Der richtige Name kann anfangs falsch klingen und dann im Laufe der Geschichte perfekt werden. Also sind Namen kein starres Konstrukt, weil sich unsere Meinung verändert. Einmal dachte ich den perfekten Namen gefunden zu haben und dann traf ich auf eine Person, die genauso hieß und die ich so gar nicht mochte. Plötzlich assozierte ich mit diesem Namen negatives und mein Held musste umbenannt werden. So einfach geht das und das macht die Sache so vollkommen schwierig. Geht es euch eigentlich auch so, dass ihr vermeiden wollt, dass eure Figuren genauso heißen wie Menschen aus eurer Umgebung? Wenn ich meinen Bösewicht „Franziska“ nennen würde, bekäme ich nicht nur riesigen Ärger mit meiner Schwester, sondern würde auch meinen Bösewicht nicht richtig ernst nehmen und wahrscheinlich doch zu einer guten Person machen. „Aber das geht doch nicht!“, höre ich den Fiesling schreien und ich stimme zu: „Das geht auch nicht und du bekommst den Namen einer Person, die ich nicht mag!“ 😀 Aber, wenn sich das Verhältnis zu dieser echten Person ändert, muss ich wieder von vorne anfangen und neu suchen. Nun sitze ich da, hämmere meinen Kopf auf die Tastatur und hoffe, dass sich die Sache somit irgendwie von selbst löst. „vbsluaig“ klingt doch gar nicht so schlecht, oder? Aber fragt mich nicht, wie man das ausspricht.
Wenn ich kurz vorm Verzweifeln bin, suche ich mir Hilfe. Dann schaue ich mir an, wie andere Autoren die Sache gelöst haben – natürlich werde ich das nicht kopieren, aber es dient mir zur Orientierung. Also schnappe ich mir einige Romane aus meinem Bücherregal und lege los:
Okay, die Analyse zeigt mir, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Vorgehensweise gibt. Aber es gibt Möglichkeiten die Wahrscheinlichkeit auf eine gute Wahl zu erhöhen. Weil ich so lieb bin, teile ich diese Tipps mit euch:
- Außergewöhnliche Charaktere brauchen besondere Namen: Daenerys – Mother of dragons.
- Der Name kann schon viel über die Figur verraten: Jon Schnee, Voldemort
- Die Bedeutung des Namens sollte auch passen: Robert = der ruhmreich Glänzende.
- Die Namenswahl kann sich auch am Land orientieren: Vittoria >> Italien.
- und am Wichtigsten: Der Name muss klingen! Also, wenn ihr unsicher seid, sprecht diesen mal laut aus!
So weit zu dem Thema Figurennamen. Beim Kapiteltitel seht ihr, dass es eigentlich egal ist. Um ehrlich zu sein, gehöre ich zu denjenigen, die diesen Part häufig auch überlesen. Der Autorenname hingegen ist sehr wichtig! Er sollte nicht zu lang sein, daher werden weitere Vornamen auch häufig abgekürzt. Man sollte sich diesen leicht merken und ihn auch leicht schreiben können: Daenerys Targaryen klingt zwar schön, eignet sich aber höchstwahrscheinlich nicht als Autorenname. Wenn eine Person diesen hört, sollte sie den besagten Autor auch leicht finden können. Leicht finden heißt aber auch, dass der Name nicht zu einfach sein sollte: Maria Müller hat zum Beispiel sehr viele Treffer – das erschwert dem Suchenden den richtigen Ansprechpartner zu finden. Beim Titel gibt es unzählige Möglichkeiten. Ihr könnt bspw. wie J.K. Rowling den Namen der Hauptfigur in den Mittelpunkt stellen. Das Arbeiten mit Untertiteln erhöht die Unterscheidbarkeit von anderen Romantiteln. Ob lang oder kurz – es muss klingen. Im Übrigen ist mir gerade aufgefallen, dass „Das Lied von Feuer und Eis“ für mich besser klingt als „Das Lied von Eis und Feuer“. Tja, da ist mir wohl ein kleiner Fehler in der Tabelle unterlaufen. Letzendlich kann man es einfach nicht jedem Recht machen. Außerdem kommt es auch auf den Inhalt an und dann löst sich das Namensproblem von alleine – ich habe es bei Harry Potter schließlich selbst erlebt. Das Thema sollte euch also nicht den letzten Nerv rauben und plötzlich fühle ich, wie der Druck nachlässt um kurz darauf wieder anzusteigen, weil der Inhalt meiner Projektes nun noch wichtiger geworden ist. AHHHH! Aber das ist ein anderes Thema 😉
Habt ihr weitere Tipps für mich?
Geht es euch ähnlich?
Ich freue mich über Rückmeldungen!