Familienleben vs. Autorenleben

Familienleben vs. Autorenleben

Immer wieder hört man von anderen
Müttern, wie voll ihr Tag doch sei und ich sitze oder stehe meist
daneben und schüttele innerlich mit dem Kopf. Sicher, jeder
gestaltet seinen Tag so, wie er/sie es für richtig hält. Aber man
hört nie eine gewisse Leidenschaft heraus. Nein, ich rede nicht von
lieblicher Leidenschaft zweier Menschen. Ich rede von UNS Autoren –
diese Schreibleidenschaft! Aber dann spüre ich einen kleinen Stich.
Moment mal… Ach ja, ich bin ja ebenfalls Mutter. Nicht, dass ich es
je vergessen hätte. Um Gottes Willen! Ich liebe mein Kind über
alles! Aber es ist ein Spagat – Familienleben und das Leben einer
Autorin. Mein Tag beginnt (abgesehen von Ferien und Wochenenden) um
5:15 Uhr! Ich brauch mindestens eine halbe bis dreiviertel Stunde nur
für mich. Tasse Kaffee und ein gutes Buch. So sieht meist mein
Morgen aus, ehe sich Mann und Kind für den Tag fertig machen.

Selten sitze ich an einer Schreibdatei
und lasse meiner Inspiration freien Lauf. Als meine Tochter noch in
die Vorschule ging und diese, sozusagen, um die Ecke war, war das
kein Problem früh morgens auch mal zu schreiben. Nun sieht das seit
knapp 3 Jahre anders aus. Man ist über eine halbe Stunde (hin und
zurück) unterwegs, man kauft schnell ein und sobald die Tür ins
Schloss fällt, weiß man: Das wird nix mit dem Schreiben! Der
Haushalt schreit, die Wäsche muss gemacht werden und hier und da und
die Staubschicht wird auch immer dicker, dass man darauf unschöne
Dinge schreiben kann. Meist ist dann der Vormittag vorbei und man
sitzt frustriert da und man weiß: kein einziger Satz konnte
geschrieben werden. Aber dann hat man doch mal Phasen, da ist man
vormittags allein (oder auch mal nachmittags) und man schreibt sich
die Fingerkuppen wund. Man schreibt regelrecht um sein Leben und je
nach Schreibsituation, zerhackt man auch die Tastatur. Mich kriegt
man dann nur schwer aus diesem Fluss und ich weiß, dass meine
Familie dafür Verständnis hat. Wann hat mich mal so ein
Schreibflash im Griff, dass ich mich kaum davon losreißen kann? Das
ist verdammt selten geworden. Der Tag ist also dann auch vorbei und
man will abends nur noch im Bett liegen und abschalten. Je nach Lage
liegt man da, man will unbedingt diesen einen Krimi schauen und was
passiert? Die Klüsen fallen zu und man schlummert… Sobald man
mitten in der Nacht wach wird, weiß man wieder: noch nicht mal
abends kriegt man die Kurve!
2013, bevor ich Hexenwelten
veröffentlichen konnte, schrieb ich auch mal bis 1 oder 2 Uhr nachts
und das war ein mega schönes Gefühl. Natürlich verlegte ich sowas
auf das Wochenende, wo kein Wecker klingelte und diese Zeiten
vermisse ich irgendwie. Aber jetzt, 4 Jahre danach, bin ich „müde“
und schaffe abends kaum noch den Dreh, an einem der unzähligen
Projekte zu arbeiten.
Der nächste Tag bricht an und man
nimmt sich fest vor zu schreiben. Das Kind ist sicher in der Schule
angekommen, der Mann hat einen Termin… Du hast also beste
Voraussetzungen, die volle Ruhe auszukosten und als Du anfangen
willst, klingelt das Telefon und Du siehst, dass es die Schule ist.
„Oh nein“, dachte ich da. Ich musste das Schreiben also wieder
hinten dran hängen und holte meine Tochter mit Bauchschmerzen von
der Schule ab. Da ist er wieder, der Frust. Aber ich bin vorrangig
Mutter und das Autorenleben läuft nur nebenbei. Dafür bin ich nicht
ganz „bekannt“ genug und meine bisherigen drei Werke haben mir
viel bedeutet, dass ich sie unter meiner eigenen Regie
veröffentlichen wollte. Ich muss also vorerst damit leben, dass ich
ein unbekanntes Blatt bin, aber das ist okay.
Während das Kind die Bauchschmerzen
auskuriert, sitze ich da mit einer Tasse Tee in der Hand und merke
wieder das Gefühl wie deprimierend es manchmal sein kann, wieder
nicht weit zu kommen. Ich hatte auch bei meinem letzten Projekt mehr
Stolpersteine als mir lieb waren. Aber ich schaffte es trotz allem,
trotz Arbeit im Einzelhandel, Familie, Fernstudium, dieses Buch
fertig zu stellen. Oder bin ich davon noch so ausgepowert? Oder ist
es die Gesamtsituation, dass man doch nicht immer eine Powerfrau sein
kann, wie die Welt es da draußen erwartet?
Meine Familie spürt in manchen
Momenten meinen Frust, dass die Schreibblockaden meist größer sind,
als ich sie darlege. Man macht Yoga um auch sich selbst wieder in die
Mitte rücken zu können und manchmal habe ich wirklich das Glück,
dass dann ein Funke überspringt und ich dann kurzerhand am Notebook
sitze und schreibe. Leider hält genau dieses Glück nicht lange an.
Was lernt man (Frau) daraus? Lass es
einfach laufen! Egal was Du tust, Deine Prioritäten stecken in der
Familie. Aber Stopp: Es ist Samstag, kurz vor halb neun und in Dir
kommen Szenen einer Buchszene hervor. Du springt also fast aus dem
Bett und holst Dein Sammelbuch heraus und schreibst! Eine neue Idee
(die sich schon einige Zeit vorher angekündigt hatte) ist dabei groß
zu werden. Du spürst, wie gut es sich anfühlt sich der Inspiration
hinzugeben. Okay, Samstag ist Einkauftag. Ich nehme also das
Sammelbuch mit und dann merkt man die Ernüchterung, spätestens in
der Bahn: Keine Ruhe und kaum Platz zum schreiben. Letztlich
verdrehst Du nur noch die Augen und denkst: Du kennst es ja nicht
anders oder: Wärst Du bloß Zuhause geblieben, da hättest Du Ruhe.
Vollkommene Stille!!! Ein ewiger Traum…
Und wäre Avana nicht gestorben, so
versucht sie heute noch Familienleben und Autorenleben unter einem
Hut zu bringen…

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