Interview mit Carina Schnell – SpecialGuest der 49. Schreibnacht

Interview mit Carina Schnell – SpecialGuest der 49. Schreibnacht

Am 17.02.2018 findet die nächste Schreibnacht statt.
Wir starten wie gewohnt um 20 Uhr mit einer Fragestunde. SpecialGuest
der 49. Schreibnacht ist Carina Schnell. Carina hat im Juni letzten Jahres zusammen
mit Forever by Ullstein ihren Debütroman „Die Kurtisane – Erwachen der
Leidenschaft“ veröffentlicht. Nur ein Monat danach folgte die Fortsetzung „Die
Magierin – Entscheidung aus Leidenschaft“
copyright Ullstein Buchverlage
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Schreibnacht: Liebe Carina, erst einmal möchten wir uns
herzlich bei dir bedanken, dass du heute für das Magazin und am Samstag für das
Forum zur Verfügung stehst. Wir sind uns sicher: Das wird eine wunderschöne
Schreibnacht. Da uns als Gastgeber das Wohl unserer VIP-Gäste sehr am Herzen
liegt, möchten wir dich auf die bevorstehende Nacht vorbereiten. Die
Verpflegung hast du dir hoffentlich bereits zurechtgelegt. Was darf bei dir
beim Schreiben auf gar keinen Fall fehlen?
Carina: Alles, was ich brauche ist Tee, in rauen Mengen. Ich
stehe auch nur vom Schreibtisch auf, um mir neuen zu machen. Mit meiner großen
Teekanne bin ich dann wunschlos glücklich.
Schreibnacht: Prima. Dann hoffen wir mal, dass dein Vorrat
ausreicht. Nun steht dir etwas körperliche Ertüchtigung bevor – also: Finger
ausschütteln, dehnen und ran an die Tastatur. Es wird ein wenig schwieriger: Bitte
beschreibe dich in drei Worten.
Carina: tollpatschig,
zielstrebig, verträumt
Schreibnacht: Etwas, was viele sicherlich nicht wissen: Du
bist über eine Art „Speeddating“ auf der Buchmesse zum Verlag gekommen. Bitte
erklär uns doch kurz, wie so etwas abläuft und wie du auf die Idee gekommen
bist. Wie aufgeregt warst du?
Carina: Das Konzept des Speeddatings ist sicher vielen
bekannt. Ein Raum voller Singles,
jeweils ein Paar sitzt sich gegenüber und lernt sich in wenigen Minuten so gut
es geht kennen, bis die Zeit abgelaufen ist. Dann wird einen Tisch
weitergerutscht und das Ganze geht wieder von vorne los. Der Bundesverband
junger Autorinnen und Autoren organisiert genau das jedes Jahr auf der
Leipziger Buchmesse – nur dass es dabei nicht um die Suche nach dem Partner
fürs Leben, sondern nach einem Verlagsvertrag geht. Man hat dann dort drei
„Speeddates“ à zehn Minuten mit drei Verlagen oder auch Literaturagenturen der
eigenen Wahl. Die teilnehmenden Verlage/Agenturen werden vorher bekanntgegeben
und man kann sich dann beim BVjA mitsamt Exposé für die Teilnahme bewerben. Allerdings
sehen die Verlage die Exposés nicht vorher, wissen also absolut nicht, wer da
vor ihnen platznehmen wird.
Wenn man dann vor Ort ist, hat man genau 10 Minuten Zeit,
die jeweiligen Lektoren/Agenten von den Socken zu hauen, bevor es weiter zum
nächsten Tisch geht. Da geht es dann vor allem darum, dass der Pitch (=Zusammenfassung
des eigenen Buches in zwei bis drei Sätzen, die Lust auf mehr macht) perfekt
sitzt.
Ich habe mich akribisch vorbereitet: Exposés und Leseproben
ausgedruckt und meinen Pitch geübt, bis ich ihn auch hätte aufsagen können,
wenn du mich morgens um 6 nach durchfeierter Nacht geweckt hättest. Trotzdem
war ich super aufgeregt, hatte aber meinen Freund und meine Eltern zur
moralischen Unterstützung dabei. Und, was soll ich sagen: alle drei Verlage
waren an meinem Manuskript interessiert! ?
copyright Carina Schnell
Schreibnacht: Na besser geht es ja nicht. Teil 1 und Teil 2 deiner Buchreihe sind sehr
schnell nacheinander veröffentlicht worden. Wie lange hast du an beiden
Projekten insgesamt geschrieben und seit wann lagen die Manuskripte in deiner
virtuellen Schublade?
Carina: Eigentlich waren es für mich nie zwei Projekte,
sondern immer nur ein ziemlich dicker Wälzer mit circa 740 Seiten. Es war die
Entscheidung meines Verlags, es in zwei Teile zu teilen (deshalb auch der fiese
Cliffhanger am Ende des ersten Teils, der so nie vorgesehen war :P). Insgesamt
habe ich daran fast zehn Jahre geschrieben. Ich habe angefangen, als ich 16 war
und mich dann natürlich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, meinen Schreibstil
verändert bzw. verbessert, das Geschriebene also immer wieder überarbeitet,
teilweise mit längeren Pausen dazwischen.
Als ich endlich das Gefühl hatte, dass das Buch soweit ist,
wollte ich mich auf dem normalen Weg bei Agenturen und Verlagen bewerben. Aber
dann bin ich auf das Speeddating aufmerksam geworden und der Rest ist
Geschichte. Danach ging alles super schnell (das Speeddating war im März auf
der LBM, die Antwort von Forever hatte ich Anfang April, der erste Teil wurde
im Juni veröffentlicht).
Schreibnacht: Wie du vielleicht schon mitbekommen hast
lautet das Magazin-Thema für den Februar „Lektorat.“  Wie überarbeitest du?
Carina: Wie schon erwähnt, habe ich meinen Roman schon
während des Schreibprozesses immer und immer wieder überarbeitet. Ich weiß
aber, dass das sehr ungewöhnlich ist. Viele AutorInnen schreiben lieber erst
einmal alles runter und lektorieren dann. Ich muss aber zugeben, dass ich es
bei meinem neuen Projekt auch so halte. Ich schreibe solange es fließt und dann
lese ich oft vor dem Weiterschreiben das Geschriebene erst einmal durch und
korrigiere auch schon. Ihr seht also, es gibt verschiedene Herangehensweisen
und ich finde es auch problematisch zu sagen, dass nur eine die Richtige ist.
Am Ende gehe ich dann natürlich nochmal den ganzen Roman in
mehreren Durchgängen durch und schicke ihn danach auch an Testleser. Bei meinem
Debütroman waren das nur Freunde und Verwandte (was man grundsätzlich nie
machen sollte), für mein neues Projekt habe ich Autorenkollegen angesprochen.
Das sind super kritische Testleser – perfekt!
Schreibnacht: Wie viel hat der Verlagslektor noch gefunden
und wie
kann man sich den Ablauf zwischen euch beiden vorstellen? Insbesondere, weil
die Zeitspanne bis zur Veröffentlichung doch sehr überschaubar ausfiel?
Carina: Da das Ganze vom Unterschreiben des Verlagsvertrags
bis zur Veröffentlichung des ersten Teils so schnell ging, hatte ich echt nicht
viel Zeit, alles nochmal genau zu überarbeiten. Ich bin nämlich so eine kleine
Perfektionistin und wäre am liebsten alles nochmal akribisch durchgegangen. Aber
meine Lektorin wollte das Gesamtmanuskript dann schnell haben und wenn das
Projekt dem Verlag einmal vorliegt, sollte es auch soweit in Ordnung sein. Das
war es ja auch.
Es gab dann zwei Durchläufe gemeinsam mit meiner
Verlagslektorin. Sie ist zunächst den kompletten Roman einmal durchgegangen und
dann haben wir uns darauf geeinigt, wo wir das Buch teilen wollen. Danach haben
wir einen Lektoratsdurchgang für den ersten Teil gemacht. Das lief so ab, dass
sie mir ihre Anmerkungen und Verbesserungen im Word-Dokument markiert hat und
ich dann nochmal durchgegangen bin und diese entweder angenommen habe oder wir
nochmal auf einzelne Punkte eingegangen sind.
Danach ging der Text ins Korrektorat zu einer Lektorin außer
Haus. Die fertige Version durfte ich dann nochmal durchgehen. Und das war es
auch schon. Dasselbe wurde für den zweiten Teil wiederholt. Das war dann sehr
stressig für mich, weil es ja doch für beide Teile sehr viele Seiten sind und
ich damals noch einen Vollzeitjob hatte.
Zum Glück gab es relativ wenig zu korrigieren und nur einige
Stellen zu lektorieren. Bei allem handelte es sich um kleine Dinge, wie mal
eine Wortwahl hier oder ein zu langer Satz dort. Nur eine Szene haben wir
komplett gestrichen, weil die Geschichte sowieso schon sehr lang ist und der
Plot etwas redundant war. Damit konnte ich leben. Ich bin wirklich sehr
dankbar, dass so wenig in die Geschichte selbst eingegriffen wurde. Das hätte
mir ansonsten in der Seele wehgetan.  
Beim Titel musste ich mich geschlagen geben. Der hieß
ursprünglich „Die Namenlose“ und der neue Titel geht für meinen Geschmack dann
doch zu sehr in Richtung Erotik. Da habe ich mich am Anfang echt quergestellt
und sogar recht lange mit meiner Lektorin telefoniert (ansonsten war der
gesamte Kontakt über E-Mail). Ich hatte zwar Mitspracherecht, wurde aber vom
gesamten Lektorenteam von Forever überstimmt. Das muss man als Verlagsautor
dann akzeptieren.
Schreibnacht: Niemand mag es, korrigiert zu werden. Wie bist
du mit den Vorschlägen umgegangen und wie einfach ist es, noch einmal am
eigentlich fertigen Manuskript zu werkeln? Gab es etwas, das überarbeitet
werden musste und sich durch das ganze Buch gezogen hat?
Carina: Ich habe wirklich das Meiste angenommen und nur
selten den Drang verspürt, mich zu rechtfertigen oder eine Korrektur abzulehnen,
hauptsächlich, wenn es um stilistische Dinge ging, denn es ist ja mein eigener
Stil, den ich auch beibehalten wollte. Zum Glück zog sich nichts durch das
ganze Buch. Meine Lektorin meinte nur, dass ich manchmal in meinen ausholenden
Beschreibungen ein wenig zum Kitsch neig. Darauf habe ich dann beim Durchgehen
des gesamten Texts besonders geachtet. Während des ganzen Prozesses habe ich so
auch unheimlich viel über mich als Autorin, meine eigenen Macken und Vorlieben
gelernt.
Schreibnacht: Nun gibt es sicherlich noch einige Fragen, die
unsere Schreibnächtler dir bald stellen möchten. Daher nehmen wir uns zurück
und beenden das Workout. Als kleines Cool-down haben wir noch eine letzte Frage
bzw. Aufforderung an dich: Wir wollen eine deiner Stärken und eine deiner
Schwächen kennenlernen. Welche sind das?
Carina: Ich bin ein Ja-Sager, da ist eine meiner größten
Schwächen. Oft nehme ich zu viele Projekte, Verpflichtungen oder auch
Verabredungen an und komme dann am Ende ins Schwitzen, weil ich versuche, es
allen recht zu machen. Ich denke also zu wenig an mich selbst. Daran arbeite
ich zurzeit. Der erste Schritt war, meinen Bürojob zu kündigen, um mehr Zeit
zum Schreiben zu haben Das war sehr befreiend.
Dann ist Multitasking wohl zwangsläufig eine Stärke von mir.
Außerdem habe ich eine ziemlich gute Menschenkenntnis, weil
ich gerne beobachte und mich frage, warum Menschen so handeln, wie sie es tun.
Das hilft beim Schreiben für die Entwicklung der Figuren.
Schreibnacht: Wir danken dir für deine Zeit und deine Ehrlichkeit.Wir
haben noch unzählige Fragen offen: Wie bist du zu der Idee gekommen? Was hat
dich motiviert? Was hat dich genervt?
Du siehst, es gibt noch vieles, das aufgeklärt werden muss.
Übermorgen erhalten wir und auch ihr dazu die Chance. 
Am 17.02. ist Carina Schnell ab
20 Uhr für euch auf www.schreibnacht.de online. 
Wir sind gespannt!

copyright Carina Schnell

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