Meet the Schreibnacht-Team: Interview mit Emma
Heute stelle ich euch Emma vor, die im Forum als schreibratte unterwegs ist. Auf Twitter bedient sie den Schreibnacht-Account, aber ansonsten findet man sie mit der Nase in einem Buch … und spätestens nach diesem Interview erwarte ich, dass ein Verlag ihr ein Angebot für ein Kochbuch macht! Äh, oder so ähnlich. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo Emma! Es freut mich sehr, dass du dir heute Abend Zeit für das Schreibnacht-Interview genommen hast! Und ich komme auch direkt zum ersten Punkt: Was macht für dich die Schreibnacht besonders?
Hi! Ich freue mich auch sehr und dann gleich so eine schwere Frage.
Zwei Dinge, die ich an der Schreibnacht sehr schätze und was sie abhebt, ist zum einen: sie ist immer da. Ich kann ein Jahr lang weg sein und zur Schreibnacht zurück kommen und bin sofort wieder willkommen – zum anderen ist sie aber auch immer anders, denn jeder Special Guest, jeder User und jede Aktion bringt etwas Neues mit und so ist es nie langweilig, sich einzuloggen und nachzusehen, was es Neues gibt. Außerdem gibt es an jeder Ecke Schreibmotivation und Hilfe.
Auf die Schreibnacht ist Verlass, das stimmt! Unsere Leser:innen kennen natürlich fast alle das Forum und das Magazin – aber dich kennen sie vielleicht noch nicht so gut. Was sind einige Dinge, die man über dich wissen sollte?
Mittlerweile ist es nicht mehr so präsent, aber der Nickname schreibratte stammt tatsächlich aus der Zeit, als ich noch ein ganzes Rudel zahmer Hausratten mein Eigen nannte. Ich habe den Namen einfach behalten in Analogie zur Leseratte. Aber ich höre auch auf Emma und habe unter dem Pseudonym Emma Hogner auch in einer Anthologie veröffentlicht. Ob das auch in Zukunft das Autorenpseudonym sein soll, da bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber unter schreibratte werdet ihr mich definitiv immer finden! Mittlerweile bin ich übrigens Katzensklave von 17 bis 8 Uhr und arbeite dazwischen in der Werbebranche, sehr zum Verdruss meiner Katze, die mich lieber rund um die Uhr zuhause hätte. In einer Bedienungsanleitung für mich würde zudem wahrscheinlich noch stehen “steckt sie schnell ins Bett, wenn sie sagt, sie ist müde” und “niemals Kaffee! Schreibratten existieren auf Grünteebasis”.
Dein Tag scheint zwischen Brotjob und Katzenbespaßerin sehr ausgefüllt. Wie findest du da noch Zeit für’s Schreiben – geschweige denn, deine Aufgaben als Teammitglied?
Ich würde jetzt gern von Routinen reden, aber leider geht es nur noch sehr phasenweise. Diesen April etwa habe ich mich ins CampNaNoWriMo gestürzt und mein derzeitiges Projekt bis fast vorm Showdown geschrieben und eine der Gruppen bei der Schreibnacht geleitet, was sehr viel Spaß gemacht hat. Ansonsten bin ich für den Buchclub und Twitter verantwortlich, da ist es nicht so schlimm, wenn ich unter der Woche abends vielleicht nur fünf Minuten Zeit habe für Teamaufgaben. Und beim Schreiben hilft mir eine Stoppuhr. Kurze Etappen von 10 oder 15 Minuten klingen zwar kurz, lassen sich aber überall reinquetschen und so läppert sich die Wortzahl nach und nach. Leider klappt das beim Überarbeiten für mich nicht, deswegen bin ich da enorm langsam.
Als Autor:in kann man meist nicht alles gleich gut beherrschen. Jede:r muss da selbst für sich herausfinden, was für ihn oder sie funktioniert. Mir helfen dabei Vorbilder. Hast du eine:n Autor:in als Vorbild?
Das ist eine schwierige Frage. Es gibt einige Bücher, in denen ich Stil oder Worldbuilding sehr bewundere, etwa Marie Brennan oder Richard Schwartz, aber das ändert sich auch alle paar Monate. Wirklich weiterhelfen tuen mir deren Werke aber nicht, die genieße ich eher als Leserin. Ich brauche konkretere Beispiele, greifbare Personen, an denen ich mich orientieren und von denen ich lernen kann. Deren Beiträge übers Schreiben folge ich dann über Blogs, Social Media oder Youtube. Im besten Fall sind sie irgendwann Special Guest bei der Schreibnacht und geben spannende Einblicke in ihren Arbeitsalltag und ihre Vorgehensweise.
Ich liebe es, Vorbilder als Special Guest zu erleben! Generell ist es toll, Autor:innen zu ihrer Arbeitsweise auszufragen. Es gibt mittlerweile einige Anekdoten über Schreibnächte, die sich angesammelt haben. Gibt es eine Schreibnacht, an die du dich besonders gerne erinnerst? Was macht diese Schreibnacht für dich so besonders?
Ich habe keine speziell in Erinnerung, was auch daran liegt, dass ich bei den Schreibnächten häufig mehr auf Twitter als im Forum bin. Da sind aber einige lustige Unterhaltungen und Gif-Battles bei rumgekommen. Am denkwürdigsten ist für mich eine Schreibnacht im Sommer, bei der ich mit dem Laptop draußen beim Grillen saß und Twitter betreut habe. Zuerst ist das Forum abgestürzt und ich kam nicht mehr zum Essen, weil ich so viel tweeten musste – und dann gab es ein Twitterdown! Ich war vollkommen aufgelöst. Zwei Bier später war das Forum dann aber zurück und ich wieder ruhiger, obwohl ich an dem restlichen Abend auf Twitter verzichten musste. Ich freue mich auch immer sehr, wenn ich den Special Guest schon aus der Schreibnacht kenne, ob als früheres Mitglied oder Team-Mitglied und hoffe, eines Tages auch mal als veröffentlichte Autorin dabei sein zu können!
Den Wunsch teile ich in jedem Fall! Wenden wir uns deinem Schreiben zu. In welchem Genre bist du unterwegs und was für eine Art von Geschichten möchtest du erzählen?
Ich schreibe Jugend und New Adult Fantasy mit Romance-Schwerpunkt. In meiner Schublade liegen auch High Fantasy und ein reines Romance-Projekt herum und ich würde mich auch gern mal an Science Fiction versuchen, weil ich dort nur selten die Bücher finde, die ich gern lesen möchte. Das ist auch generell mein Anspruch an die Geschichten, die ich erzähle: ich möchte unterhalten werden, ohne dass in der Konstellation Figuren – Plot – Setting etwas zu kurz kommt.
Unterhalten zu wollen ist ein großartiger Anspruch. Apropos Figuren. Wie viel von dir oder den Menschen, die du kennst, steckt in deinen Figuren?
Unbewusst vermutlich eine ganze Menge, aber bewusst nur wenig. Allerdings gilt das nicht fürs aktuelle Projekt, wo ich eine Figur an eine reale Person angelehnt habe … was ich lieber nicht verraten sollte. Ich habe immer Angst, dass jemand hingeht und meine Texte akribisch auseinander nimmt, an wen ich beim Schreiben wohl gedacht habe. Also, gleich mal den Disclaimer hier hinpacken: alle meine Figuren und Geschehnisse sind frei erfunden und Ähnlichkeiten zu realen Personen nur zufällig!
Die Welt ist voller Inspirationen! Als Autor:in können soziale Netzwerke und das Schreibnacht-Forum unglaublich hilfreich sein. Manchmal entwickeln sich aus diesen Internetbekanntschaften Freundschaften, es entstehen Writing Buddy-Gruppen oder offline-Treffen…
Ich liebe es! Ich habe tatsächlich keine Schreibfreundschaft, die sich aus einer reinen Real Life-Begegnung entwickelt hätte (mir fehlt wahrscheinlich noch ein “Ich bin Autorin!”-T-Shirt oder so), aber unzählige Online (und Online-wird-offline)-Freundschaften zu anderen Autoren. Die Schreibnacht ist da nicht unschuldig dran, wobei ich tatsächlich hier gelandet bin wegen einer Cabin beim CampNaNoWriMo vor vielen Jahren. Leider haben so Internetfreundschaften aber das Problem, dass man nicht merkt, wie weit der andere wegwohnt (und ich wohne selbst ziemlich am Ende der Welt), aber für Schreibnacht-Offline-Treffen ist mir auch der Weg nach Köln nicht zu weit! Hoffentlich geht das bald wieder!
Ja, hoffentlich geht das bald wieder! Hast du noch andere Dinge neben dem Schreiben, die dich glücklich machen? Ein Hobby, eine Leidenschaft, ein Guilty Pleasure?
Da ich gerade im Fernstudium-Master Psychologie bin, bleibt eigentlich überhaupt keine Zeit für andere Dinge, aber zum Glück liebe ich das Kochen. Das deckt sich praktischerweise damit, dass ich ja eh essen muss. Ich liebe Alltagsgerichte und internationale Küche damit zu vereinen, aber auch aufwendigere Menüs und Themenabende. Das Ganze verbindet sich auch schön mit dem Lesen und Schreiben, denn ich sammle fleißig Kochbücher und Rezeptideen mit der Idee im Hinterkopf, irgendwann mal selbst ein Kochbuch zu schreiben. Das würde dann vermutlich über das Thema, wie man für einen Vegetarier und einen Fleischesser zusammen gesund und ohne großen Aufwand kocht.
Das Autor:innendasein ist nie plötzlich da, es ist eine Entwicklung, ein langsamer Prozess mit Höhe- und Tiefpunkten, Erfolgen und Misserfolgen. Lass uns an ein paar Stationen deines Autor:innenlebens teilhaben. Welche bedeutenden Schritte gab es für dich seit deinen ersten Wörtern, die du als Autorin aufs Papier gebracht hast?
Ich habe vor ziemlich genau 17 Jahren, im Mai 2003, bewusst angefangen zu schreiben, anfangs vor allem Gedichte und Kurzgeschichten. Im Abi habe ich dann mein erstes Romanmanuskript fertiggeschrieben, ein wirres Werk mit dem unglaublich innovativen Titel “Das Haus an der Ecke”, für das ich heute noch kein Genre festlegen könnte. Es fristet glücklich sein Dasein in meiner Schublade mit unzähligen anderen Manuskripten. Viel gelernt habe ich, als ich zwischenzeitlich ein paar Jahre Fanfiction geschrieben habe, vor allem im Harry Potter Fandom und zu “Das Lied von Eis und Feuer”. Nicht nur Testleser zu haben, sondern auch Leserreaktionen zu bekommen und zu sehen, wie meine Geschichten im Vergleich zu anderen ankommen und was es überhaupt auf dem “Markt” gibt, war unglaublich hilfreich. Das fehlt mir momentan sehr, weswegen ich hier und da Kurzgeschichten für Anthologien einreiche. Da habe ich vor kurzem erst wieder eine Absage erhalten – meine Geschichten sind einfach zu lang und wirken immer wie eine Leseprobe eines Romans. Hoffen wir, dass das ein gutes Zeichen für meine erste Romaneinreichung ist, die ich 2020 anpeile.
Das klingt nach einem Plan und gibt uns gleichzeitig einen Ausblick auf das, was bei dir noch kommt. Ich bin gespannt! Vielen Dank für das Interview, Emma!
Dir vielen Dank!