Mit dem Try-Fail-Cycle Spannung erzeugen
Nehmen wir an, Harry Potter hätte Voldemort gleich im ersten Buch besiegt, ohne auf irgendwelche Hindernisse zu stoßen, Freunde zu verlieren oder Aufgaben lösen zu müssen, Voldemort einfach puff und weg – hätte euch die Geschichte dann interessiert?
Also mich auf jeden Fall nicht. Meiner Meinung nach ist es ein wichtiges Element einer Geschichte, dass der Held ein Ziel hat, das er erreichen will, es am Ende auch schafft, aber auf dem Weg dorthin immer mal wieder an Herausforderungen scheitert.
Es hat in meinen Augen einige Vorteile, wenn der Held auch mal scheitert:
- Der Leser kann mit ihm mitfühlen
- Der Held wirkt nicht wie ein Übermensch, der alles auf Anhieb schafft und ist dem Leser so sympathischer, als wenn ihm alles in den Schoß fallen würde
- Der Held kann aus Fehlern lernen und sich so weiterentwickeln
- Es entsteht Spannung, weil der Leser nicht weiß, ob der Held sein Ziel je erreichen wird und was für weitere Entbehrungen er auf dem Weg zum Ziel bringen muss
Um Spannung zu erzeugen und den Helden der Geschichte ab und zu mal stolpern zu lassen, gibt es das Konzept des Try-Fail-Cycles.
Ein Try-Fail-Cycle ist – wie der Name schon verrät – ein Zyklus des Probierens und Scheiterns. Der Held bekommt einen Auftrag/muss sich einem Problem stellen, probiert, ihn zu erfüllen/es zu lösen, scheitert, versucht es erneut, scheitert und so weiter und so fort, bis er am Ende (in den meisten Fällen) sein Ziel erreicht.
Für einen durchschnittlich langen Roman sind etwa drei Try-Fail-Cycles angemessen. Einen muss es mindestens geben, es sollten aber auch nicht zu viele sein, deshalb haben sich viele Filme und Romane auf drei Try-Fail-Cycles festgelegt. Empfehlenswert ist noch, dass jedes Problem schwieriger als das vorige ist, damit der Held daran wachsen kann.