#Schreibnachtadventskalender – Workaholic

#Schreibnachtadventskalender – Workaholic

Halbzeit. Wir nähern und ab jetzt mit großen Schritten dem großen Tag 🙂

Hinter Türchen Nummer 12 findet sich eine Geschichte von LukeDaSilva.

Hi, ich bin LukeDaSilva oder kurz Luke, bin 25 Jahre alt und arbeite
als Bibliotheksangestellte im Ruhrgebiet. Meine Mutter bezeichnet mich
als Weltenbummler, wo sie gar nicht mal so Unrecht. Geschichten haben
mich schon immer fasziniert und als ich herausgefunden habe, dass man
die auch aufschreiben kann war das wie Weihnachten, Ostern und mein
Geburtstag auf einmal. Nun musste ich nur noch Schreiben lernen. Mit
meinen Texten bewege ich mich meistens im Fantasy- oder
Gay-Romance-Bereich, scheue mich aber nicht auch mal etwas anderes
auszuprobieren.

Zur Schreibnacht gekommen bin ich durch eine Bekannte – die das glaub
ich gar nicht weiß – und bin jetzt seit etwa zwei Jahren aktiv dabei.
Ich habe der Schreibnacht rückblickend viel zu verdanken. Ich habe
dort viel über mich und mein Schreibverhalten herausgefunden, noch
mehr über Charakterentwicklung, Weltenbau, Plot Methoden und Editing
gelernt, Motivation und Freunde gefunden und vor allem war dieser
Haufen fremder, verrückter, wundervoller Menschen da, als ich
aufgehört hab an mich selbst zu glauben und hat mich wieder aufgebaut.
Und dafür möchte ich an dieser Stelle DANKE sagen!“

Workaholic

Frustriert rieb er sich über die Schläfen. Es war hoffnungslos. Er
fragte sich wie schon so oft an diesem Tag, wieso seinem Chef nicht
etwas eher hätte einfallen können, dass da noch ein Auftrag wartete.
Dem Eingangsstempel zufolge lag er schon mehr als drei Wochen
unbeachtet herum.
Die Arme über den Kopf gestreckt lehnte er sich in seinem Stuhl
zurück, bis sein Rücken laut knackte. Ein alter Knacker, schoss es ihm
durch den Kopf und er seufzte. Vielleicht würde ihm ein starker Kaffee
helfen seine Konzentration wieder zu finden und diesen Auftrag
vielleicht doch noch in naher Zukunft fertig zu bearbeiten. Dabei
wusste er, dass der Grund für seine abwesenden Gedanken an ganz
anderer Stelle zu suchen war.

Während die Maschine knatternd ihre Arbeit tat, zog er sein Handy aus
der Hosentasche. Keine Nachricht seit er vor einer knappen Stunde mit
Asher telefoniert hatte. Er entsperrte es und öffnete den Chatverlauf.
Vielleicht wurde sie ja nur nicht als neu angezeigt. Doch auch dort
war Fehlanzeige. Nur die letzten genervten Nachrichten, dann hatte
Asher angerufen und wütend aufgelegt, als Mike versucht hatte ihm
beizubringen, dass es nicht seine Schuld war, dass er arbeiten musste.
Dabei war es seine Schuld. Die Tatsache frustrierte ihn fast noch mehr
als der Berg an Arbeit, der sich noch auf seinem Schreibtisch türmte.
Er steckte das Telefon wieder in die Tasche und hob den Kopf. In der
dunklen Fensterscheibe sah er sein abgekämpftes Gesicht. Er hätte
heute Mittag Feierabend haben sollen und am Abend mit seinem Verlobten
und ihren Eltern beim Weihnachtsessen sitzen. Doch stattdessen hockte
er noch immer im Büro, das Essen hatte längst begonnen. An Weihnachten
sollte man nicht streiten, da sollte man bei seinen Liebsten sein,
doch sie hatten gestritten und Mike war gefühlte Meilen von seinen
Liebsten entfernt. Es juckte ihm in den Fingern die Arbeit für heute
sein zu lassen, doch seit dem Telefonat war da ein gewisser Trotz.
Asher hatte ihn in seinen Augen gar nicht verstehen wollen. Zudem
müsste er am nächsten Tag wieder kommen, wenn er heute nicht fertig
werden würde. Damit hätte er Weihnachten dann wohl endgültig ruiniert.
Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden und griff nach der
Kanne, goss sich die Tasse bis zum Rand mit dem dunklen Gebräu voll
und bugsierte sie vorsichtig zu seinem Tisch. Dort angekommen
versuchte er sich wieder auf die Tabellen auf seinem Bildschirm zu
konzentrieren.

Sanfte Finger fuhren ihm durch die Haare und über den Nacken. Er
brummte wohlig, drehte den Kopf auf die andere Seite und die Finger
verschwanden. Dafür fuhr ein stechender Schmerz durch seinen Nacken.
Stöhnend richtete er sich auf. Am Schreibtisch schlafen war noch nie
eine gute Idee gewesen und je älter er wurde, umso schlechter wurde
sie. Er blinzelte und sein Blick fiel auf die kaum angerührte Tasse
Kaffee. Er musste kurz nach dem Einschenken eingeschlafen sein. Er
erinnerte sich, dass er nur für einen Moment die Augen schließen
wollte. Er hob die Hand, um sich damit über den schmerzenden Nacken zu
fahren, doch im selben Moment legten sich scheu zwei Arme von hinten
um seinen Hals und ein kratziges Kinn schmiegte sich an seinen Hals.
„Es tut mir leid, Mike!“, nuschelte es in sein Ohr und ein warmer
Schauer lief über seinen Rücken. Seine Hand änderte wie automatisch
das angepeilte Ziel und legte sich stattdessen auf den Unterarm seines
Verlobten. Vorsichtig schüttelte er den Kopf.
„Schon okay.“ Asher drückte sich noch dichter an ihn und schüttelte
selbst den Kopf.
„Es ist Weihnachten, da sollte man nicht streiten.“ Mike musste
lächeln. Liebevoll aber bestimmt lockerte er den Klammergriff und
drehte sich zu ihm um. Er zog ihn auf seinen Schoß und drückte sein
Gesicht in seine Halsbeuge, atmete den herrlichen Geruch ein, den der
Mann verströmte und nach dem er seit Jahren süchtig war.
„Wir hätten nicht gestritten, wenn ich nicht so ein Workaholic wäre
und auch mal nein sagen könnte.“, flüsterte er und strich ihm sanft
über den Rücken.
„Ich hätte aber nicht so überreagieren dürfen. Du arbeitest ja nur so
viel, damit ich studieren kann!“, hielt Asher vehement dagegen,
schmiegte sich aber in die Berührung. Mikes Gesicht überzog ein
Grinsen und sah ihn an. Ein Ausdruck von Reue und Trauer kam ihm
entgegen.
„Fangen wir gerade an darüber zu streiten, wer die Schuld für den
letzten Streit auf sich nehmen darf?“, gluckste er und Asher konnte
nicht anders, als das Gesicht nun selbst zu einem Lachen zu verziehen.
„Wir einigen uns einfach darauf, dass wir beide doof sind?“ Zur
Bestätigung fing Mike seine Lippen zu einem liebevollen Kuss ein.
Asher schloss selig sie Augen. Manchmal, wenn sie ihre
Meinungsverschiedenheiten hatten und daraus oft sogar ein Streit
resultierte, fragte er sich, warum er überhaupt unbedingt diesen Mann
hatte haben wollen. Doch in genau diesen Momenten wusste er es dann
wieder ganz genau. Er wollte ihn, weil Mike der Einzige war, der ihn
mit einem einzigen Blick aus der Bahn werfen und mit einem simplen
Kuss um den Verstand bringen konnte. Unter seinen Händen wurde er auch
nach Jahren noch zu Wachs und schmolz dahin. Und ihre Streitereien
dauerten auch nie länger als ein paar Stunden. Einer von ihnen wurde
immer weich und machte den ersten Schritt. Mit einem letzten Schmatzer
löste sich Asher schließlich von der Liebe seines Lebens.
„Darf ich dich denn wenigstens zu einem Abendspaziergang verleiten,
bevor du wieder arbeiten musst?“, fragte er und stupste Mikes Nase mit
der Eigenen an.
„Vielleicht sollte ich auch einfach für heute Schluss machen.“
Vielsagend wanderte sein Blick zur Wanduhr, die mittlerweile kurz nach
22 Uhr anzeigte.
„Da würde ich auch nichts gegen haben.“
„Dann muss ich aber morgen nochmal ins Büro…“, fügte er vorsichtig
hinzu, doch Asher schüttelte nur den Kopf.
„Das ist in Ordnung. Solange du vorher mit mir ausschläfst und
gemütlich frühstückst werde ich das überleben.“ Er erhob sich und zog
Mike ebenfalls auf die Beine. Während Mike sich seine Wintersachen
überwarf, sah er ihn fragend an: „Was ist eigentlich aus dem
Weihnachtsessen geworden?“
„Birgit hält die Stellung und passt auf, dass sich unsere Eltern nicht
an die Gurgel gehen!“ Mike zog eine Augenbraue in die Höhe: „Na ob das
gut geht…“ Asher grinste und zog Mike endgültig aus dem Büro.
„So lange sie das Haus ganz lassen ist mir das gerade ziemlich egal.“

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