Writing-Buddies – raus aus dem stillen Kämmerlein
Writing Buddies – kann man das beim Schreiben zwischendurch snacken?
Wenn ihr nicht gerade Kannibalen seid, würde ich das an eurer Stelle nicht machen. Writing Buddies sind nämlich andere Autor*innen, mit denen du dich über deine aktuellen Projekte austauschen und gegenseitig motivieren kannst. Das Klischee von Autor*innen, die jeden sozialen Kontakt scheuen und den ganzen Tag einsam vor ihrem Computer sitzen, ist nämlich alles andere als realistisch.
Wie läuft das denn mit Writing-Buddies?
Das ist ganz allein euch überlassen. Ob du nun einen Buddy hast, ein paar oder Teil einer Gruppe bist, hängt auch davon ab, was du willst und was für ein Typ du bist.
Für manche ist eine solche Partnerschaft einfach nur über Ideen quatschen und gemeinsam ein paar Wordwars veranstalten oder jeden Abend fragen, wie viel man am Tag geschrieben hat.
Wer noch einen Schritt weiter gehen will, kann gegenseitig Alpha-lesen. Dabei ist aber nicht nur großes Vertrauen nötig, sondern auch zu wissen, wie weit man gehen darf. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei dem vorliegenden Text um eine Rohfassung handelt und noch keine fertige Geschichte. Das bedeutet, dass der Anspruch beim Lesen geringer sein und das Kritik meist vorsichtiger geübt werden muss. Ich glaube, wir alle kennen die Zweifel beim Schreiben, das Gefühl, dass jedes Wort falsch und schlecht ist. Deswegen bedeutet Alpha-lesen auch ganz oft, seinen Buddy aufzubauen und nicht schon penibel jeden Fehler zu suchen, dabei das Manuskript auseinander zu nehmen und seinen Writing-Buddy mit dem Gefühl, nicht schreiben zu können, zurückzulassen. Und deshalb ist es auch vollkommen legitim zu sagen: Du darfst als erstes testlesen, aber erst wenn ich überarbeitet habe.
Im Mittelpunkt sollte immer stehen, mit Spaß voranzukommen, dran zu bleiben und sich gegenseitig zu unterstützen.
Was bringen mir Writing-Buddies?
Austausch. Austausch. Austausch.
Du musst ihnen nicht unbedingt deine Texte zeigen, manchmal genügt ein gemeinsames Brainstorming oder einfach mal jemandem vom Plot erzählen. Jemanden haben, der deine Situation kennt, mit dir heult und sich mit die freut und dich anspornt.
Der Blick von Außen kann häufig helfen, Probleme im Plot zu entdecken und sie auch zu lösen. Und mal ehrlich, wir kennen doch alle diese Momente, in denen man gerne irgendwem von seinen Ideen, Figuren und Geschichten erzählen möchte – am liebsten jemand, der sich mit dir freut und sich mit dir ärgert.
Ich selbst kenne den Großteil meiner Buddies nun fast zwei Jahre und was als Austausch über das Schreiben begann, sind nun Freundschaften geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Wir quatschen nicht mehr nur über Geschichten, manchmal muss man sich auch einfach über alles auskotzen. Dann ist es schön, wenn es Leute gibt, die dir zuhören und die Probleme mit dem Autor*innenleben ebenso gut kennen. Außerdem kannst du vom Wissen und der Erfahrung deiner Buddies profitieren: Du bist kein*e große*r Plotter*in, möchtest es aber doch mal probieren? Deine Buddies haben sicher eine Menge Ratschläge für dich parat und, wenn sie sich mit dem Thema beschäftigt haben, können sie dir verschiedene Strukturen für das Vorgehen erklären. Aber das ist nicht nur ein Nehmen – denk mal darüber nach, womit du dich so auskennst, es muss nicht mal immer ums Schreiben gehen. Vielleicht kannst du auch mit deinen Fachkenntnissen in einem Bereich helfen oder kannst irgendwo sprachlich helfen. Insofern ist es wohl manchmal ganz gut, wenn dir deine Buddies nicht zu ähnlich sind – verschiedene Menschen können deinen Horizont erweitern und damit wiederum auch dein Autor*innenleben bereichern.
Und wie findet man Writing-Buddies?
Da gibt es unglaublich viele Wege. Vielleicht hast du das Glück und findest eine Schreibgruppe in deiner Stadt und hierbei jemanden, mit dem du dich intensiver austauschen kannst. Oder du tauschst dich regelmäßig in den sozialen Medien mit anderen Autor*innen aus und stellst fest: Das passt super. Du kannst dort auch einen Aufruf starten – vielleicht findest du jemanden, der zu dem passt, was du suchst.
Und dann gibt es im Forum zwei Ecken, in denen du suchen kannst.
Zum einen haben wir eine Ecke für Writing-Buddies-Gruppen. Dort kannst du entweder nach einer bestehenden Gruppe suchen – wichtig dabei ist, dass du darauf schaust, welche Bedingungen für die Aufnahme gelten. Nicht jede Gruppe sucht jederzeit neue Mitglieder, andere haben bestimmte Anforderungen und wieder andere nehmen jeden auf. Oder – falls du dabei nicht fündig wirst – kannst du einen eigenen Thread eröffnen, für das genauere Prozedere, findest Du auch einen How-To-Thread.
Die andere Möglichkeit ist, dir einen einzelnen Schreibpartner suchen. Hier kannst du ebenfalls entweder die offenen Gesuche ansehen oder einen eigenen Thread eröffnen. Wie das optimal läuft, wird auch erklärt.
Müssen Writing-Buddies das selbe Genre schreiben?
Nein. „Müssen“ definitiv nicht, auch wenn der Austausch eben ein anderer ist, abhängig davon ob ihr im gleichen (oder ähnlichen) Genre unterwegs seid. Das wichtigste ist, dass ihr euch auch auf einer persönlichen Ebene versteht. Außerdem heißt ein bestimmtes Genre nicht zu schreiben nicht, dass man sich nicht für das Genre interessiert. Ich selbst schreibe keine Krimis, lese sie aber liebend gern – d.h. ich kann durchaus auch einen Krimi-Autor beim Plotten unterstützen, eine Meinung zu seinem Manuskript abgeben und weiß, worauf es in dem Genre ankommt. Außerdem heißt, momentan nicht in einem Genre zu schreiben, nicht, dass man es nicht doch mal irgendwann ausprobiert. Der Austausch mit meinen Buddies, die Fantasy schreiben, hat dafür gesorgt, dass ich es selbst (mal wieder) ausprobieren will – u.a. weil ich jetzt das Gefühl habe, es mit ihrer Hilfe schaffen zu können.
Für mich sind meine Writing-Buddies ein fester Bestandteil meines (Autor*innen-) Lebens geworden, den ich auf gar keinen Fall mehr missen möchte.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon den Schritt aus dem stillen Kämmerlein gewagt? Und falls ja: was verbindest du mit deinen Writing-Buddies?