Heiligtümer: Ein Anfang
HEILIGTÜMER: TEIL EINS
(Mein Schreibtisch ist relativ klein. Aber perfekt für mich, denn ich bin auch klein. Neben meinem Schreibtisch stapeln sich vier Kartons, in denen von Schuhen (oh Schuhe!) bis zu meinen alten Geschichten alles vertreten ist. Meine ganze Wand habe ich mit Bildern tapeziert, die mich inspirieren oder mich mit einem Blick in eine Stimmung versetzen, die ich brauche, um eine bestimmte Szene zu schreiben. Außerdem hängt direkt vor meiner Nase eine rosa Tafel, auf der ich irgendetwas schnell mit einem Stückchen Kreide notieren kann- in Neon pink. Damit vergesse ich so schnell nichts.)
Für jeden Autor ist der Ort, an dem er etwas verfasst, heilig. Sei es der Schreibtisch, ein Stapel Papier, ein Stift oder der Laptop, es gibt dem Schreiben etwas bedeutendes.
An meinem Schreibtisch entstehen meine ganzen Geschichten. An manchen Tagen sitze ich stundenlang im Kalten und verfeinere eine Idee, vertiefe einen Plot oder entwickle Charaktere. Manchmal schreibe ich auch richtig dort, mit meinem Laptop umgeben von flackernden Kerzen in der Dunkelheit, ein warmer Kakao, der mir Hitze schenkt und mich motiviert nicht aufzugeben.
An anderen Tagen krieche ich lieber unter meine rosa Bettdecke, meinen Laptop auf meinen Schoß und tippe vor mich hin, nicht hier und nicht da. Und an ganz anderen Tagen wache ich auf, nach einem Traum, greife nach meinem Traumtagebuch und schreibe eine ganze Geschichte.
(Wie man nun erkennt haben dürfte: Ich liebe rosa. Obwohl mein Zimmer ganz weiß gestrichen ist, ist rosa überall zu finden. Wie in diesen Bildern. Ein Tipp: Ein ordentlicher Schreibtisch oder ein schön dekorierter Platz lädt förmlich dazu ein sich hinzusetzen und zu schreiben. Wenn mein Schreibtisch unordentlich ist, habe ich keine Lust irgendetwas zu machen. Stattdessen gucke ich lieber in meinem Bett Sex and the City.)
Mein Schreibtisch sowie auch mein Bett sind zwei Orte, in denen ich in eine andere Welt eintauchen kann. Sie bieten mir eine Schutz und zugleich eine Flucht aus der Realität, wenn sie mir zu anstrengend wird. Sie sind mein Schutz und manchmal, wenn ich allein das Holz meines Schreibtischs berühre, bekomme ich einen Geistesblitz, eine Idee und ich weiß die Antwort auf ein Problem, dass mich die Nacht vorher wachgehalten hat.
Wie idiotisch es auch klingt: Mein Bett nenne ich mein kreatives Boot. Als ich klein war habe ich mir vorgestellt, wenn ich in der Badewanne lag, dass ich in einem Wohnmobil saß und durch die exotischsten Länder fuhr: Sri Lanka, Brasilien, die Schweiz. Heute stelle ich mir vor, dass mein Bett das Boot ist, das mich sicher durch Abenteuer steuert, die ich selber gestalte: meine Geschichten.
Von der ersten Idee bis zum „Das Ende“ schreiben liegt ein nervenaufreibender Prozess, der nicht nur Disziplin und eisernen Willen verlangt, nein, es benötigt auch Leidenschaft und Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.
Und wenn ich an meinem Schreibtisch oder auf meinem Bett sitze, dann fühle ich mich sicher. Und wenn ich irgendwo unterwegs bin und mich unsicher fühle, dann schließe ich die Augen und stelle mir vor, dass ich wieder zuhause in meinem vertrauten kanadischen Bett bin, umgeben von hunderten Büchern auf meinem Boden, unter meiner warmen Decke und dem Heulen der Wölfe oder das Kämpfen eines Pumas mit einem Hund in der Ferne lausche. Und dann fühle ich mich sicher.
(Typisch frustrierte/ schreibblockierte Laura. Doch die Kreativität findet immer wieder zu mir und zu meinen Heiligtümern zurück.)
Heiligtümer. Das sind sie für mich, die zwei Orte. Und ich bin nicht die Einzige, die mit ihrem Schreibtisch etwas Besonderes assoziiert.
Deswegen fühle ich mich geehrt, Euch die Heiligtümer-Reihe vorzustellen, in der regelmäßig ein Autor oder eine Autorin ihren Schreibplatz vorstellt, an dem etwas Besonderes entsteht: Wörter auf Blätter (oder Bildschirme) fließen und später Leute begeistern.
2 Gedanken zu „Heiligtümer: Ein Anfang“
Hallo Laura!
Ein ganz toller Beitrag und richtig schöne Plätze, die du dir zum Schreiben ausgesucht hast! Die würden mir auch gefallen. 😉 So richtig schön gemütlich und kuschelig und wie du sagst – von der Außenwelt geschützt, damit man sich voll und ganz dem Schreiben hingeben kann.
Die Heiligtümer-Reihe ist eine klasse Idee! Ich bin schon sehr gespannt auf die Schreibplätze von anderen Autoren! 🙂
Liebe Grüße
Irina
Hallo Laura,
mir gefällt Dein Schreibplatz auch sehr gut. Solche Bilder sagen viel über die Kreativität eines Menschen aus. Ich bin auch ein totaler Rosa Fan, seitdem meine Tochter Merle auf der Welt ist …
Liebe Grüße
Anika