Das üble Geschäft mit Bezahlverlagen

Das üble Geschäft mit Bezahlverlagen

Es steckt so viel Herzblut, Energie und Schmerz in einem Manuskript. Das eigene Buchbaby sollte man daher nicht ohne eine sorgfältige Prüfung der neuen Betreuer aus der Hand geben – Verlag, Self-Publishing oder Bezahlverlag – die zukünftige Heimat sollte sorgfältig gewählt sein.

Doch was sind Bezahlverlage?

Bezahlverlage oder auch sogenannte Zuschussverlage sind in unseren Augen die schwarzen Schafe der Buchbranche. Sie nutzen die Unwissenheit und Träume ihrer potenziellen Kunden aus, indem sie mit attraktiven Angeboten und Versprechungen werben:

„Sie suchen ein gutes Buch für sich oder um es zu verschenken oder suchen Sie einen Verlag, der Ihr Buch verlegt? Dann sind Sie bei uns genau richtig!
Seit 1977 machen wir Bücher: mit Liebe, mit Leidenschaft, mit Erfolg.“

R. G Fischer Verlag

Werbung an sich ist nichts Schlechtes, wenn man das erhält, was einem versprochen wurde. Dies ist hier oftmals nur unter bestimmten Bedingungen der Fall. Einer dieser Bedingungen ist es, dass der Autor für seine Veröffentlichung bezahlt.

Für gewöhnlich ziemt es sich nicht, eine Quelle wie Wikipedia heranzuziehen, doch dieses Mal möchte ich eine Ausnahme machen, denn auf der Seite wurde es sehr treffend formuliert:

„Ein solches Unternehmen ist also „kein Verlag im eigentlichen Sinn“,[3] da es als Dienstleister für selbstpublizierte Medien mit seinen Auftraggebern per se keine Verlagsverträge (z. B. in Deutschland nach § 1 Verlagsgesetz) schließt.“

Wikipedia

Es handelt sich also nicht um Verlage im eigentlichen Sinne. Ein Verlag bezahlt den Autor, weil er an das Potenzial seiner Geschichte glaubt. Also zahlt dieser nicht nur das Honorar, sondern auch Druckkosten, Lektorat, Cover etc. Diese Aufwendungen sollen durch den Verkaufserlös wieder hereingeholt werden. Ein Bezahlverlag verlangt vom Autor Geld, weil er diese Vorleistung nicht erbringen möchte oder will.

„14.800 Euro, so viel verlangt die Deutsche Literaturgesellschaft [von Betina Knoch] für eine Auflage von 2500 Stück und suggeriert die umfangreiche Vermarktung von Autorin und Buch.“

(Spiegel/Ann-Kristin Mennen/2014)

Diese Zahl muss man erst einmal wirken lassen.

Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, auf welche Höhe sich die Gesamtsumme der Schadensfälle beläuft. Doch, wenn man vom bekannten Fall „Betina Knoch“ ausgeht und das auf die Anzahl der bekannten Verlage hochrechnet, dann kommt da ein Betrag zusammen, der einen erzittern lässt.

Träume sind unbezahlbar und daraus schlagen die Zuschussverlage ihr Kapital.

 

Aber was kann man tun, um solche Pseudoverlage zu erkennen?

  • Beraten: Zunächst einmal ist es hilfreich, sich mit Mitmenschen bezüglich eines Verlagsangebotes zu beraten. Vier oder sechs Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Zudem wahren diese eine gewisse Distanz, die ihnen eine objektive Prüfung des Angebotes ermöglicht. Solche Entscheidungen sollten nicht nur von den Emotionen geleitet, sondern mit dem Verstand getroffen werden.
  • Austauschen: Da aber auch die Mitmenschen nicht völlig frei von Emotionen sind, bietet sich zusätzlich der Austausch mit Kennern der Branche an. So gibt es beispielsweise viele Lit-Einrichtungen, die kostenlose Beratungen und Infoveranstaltungen anbieten, wie zum Beispiel in Berlin (https://www.literaturszene.berlin/). Auch auf den Buchmessen gibt es immer wieder solche Angebote. Scheu dich bitte nicht davor, in unserem Forum einen Thread zu eröffnen und um Unterstützung zu bitten. Dafür ist unser Forum da 😉
  • Informieren: Auch ist es hilfreich, über den Verlag zu recherchieren. Es kann nicht schaden, viele Informationen einzuholen. Die Geschädigten bleiben häufig nicht stumm, was gut ist, denn so können sie andere vor einem ähnlichen Fehler bewahren. Eine gute Übersicht zu bekannten „Übeltätern“ findet sich hier: http://neinzudruckkostenzuschussverlagen.blogspot.com/p/blog-page_53.html
  • Abwarten: Ein Verlag würde euch niemals zu einer Entscheidung drängen. Angebote, die nur noch heute oder in einer sehr überschaubaren Zeitspanne gültig sind, zeugen nicht von Souveränität und Seriosität.
  • Keine Vorauszahlungen: Ein Bevorschussen des Drucks/sonstiger Kosten ist für die Branche unüblich. Hier sollten die Alarmglocken schellen. Warum solltest du für ein Manuskript, an dem du so lange gesessen hast, auch noch Geld bezahlen wollen? Ist es nicht Zeit, dass du für deine Leistung entlohnt wirst?
  • Rechte prüfen: Das Urheberrecht verbleibt grundsätzlich beim Autoren. Bevor du Rechte abtrittst, solltest du dich über die Konsequenzen und Dauer der Rechteabtretung informieren.
  • Nachfragen: Kommt es im Vertrag zu Unklarheiten, solltest du Rückfragen stellen. Ein seriöser Verlag wird versuchen, diese zu klären. Letztendlich ist die Betreuung während der Vertragsphase auch ein Anhaltspunkt dafür, wie es dir später ergehen wird. Willst du bei jemanden verlegen, dem deine Belange nicht wichtig sind und der dich abwimmelt? Hier kommt es auf dein Bauchgefühl an.
  • Mindestabnahme: Dieser Punkt ist nicht unbedingt ein Erkennungszeichen für Bezahlverlage, sollte aber dennoch kritisch geprüft werden. Ich selbst habe erfolgreich bei einer Ausschreibung teilgenommen und sollte dann ein Buch abnehmen, den Rest bekam ich zu einem vergünstigten Preis. Natürlich ist die Menge überschaubar, aufgrund der Euphorie habe ich aber gleich zwanzig weitere Bücher abgenommen. Eine Entscheidung, die ich inzwischen bereue, da die Bücher noch immer bei mir verweilen und der Verlag eine Rücknahme ausschloss. Das tote Kapital im Regal erinnert mich daran, meine zukünftigen Entscheidungen besser zu überdenken.
  • Beteiligungen: Wie hoch ist die Provision? Ist die Höhe üblich für die Branche? Auch eine zu hohe Provision sollte kritisch geprüft werden. Warum sollte ein Verlag ausgerechnet einem Unbekannten mehr zahlen als üblich? Gibt es vielleicht doch einen Haken? Mein Fall mit der Ausschreibung ging noch weiter: Die Autoren wurden beispielsweise an den Online-Verkäufen der Anthologie nicht beteiligt. Auch hier sollte man sich eine Zustimmung/Unterzeichnung vorher gut überlegen.
  • Konstruktive Kritik: Ein Verlag wird dein Manuskript selten – eigentlich nie – so abnehmen, wie es ist. Konstruktive Kritik ist ein fortwährender und guter Begleiter. Gerade in der Buchbranche gehen die Meinungen sehr auseinander. Es ist schwierig zu bestimmen, was, wem und wieso gefällt und den Geschmack aller wird man daher nie treffen können. Aufgrund dessen sollte man überschwänglichem Lob auch mit Vorsicht begegnen. Das kann auch eine Methode sein, zu locken. Der Honig wird ums Mäulchen geschmiert und schon klebt man fast.
  • Bindungsklauseln: Autoren wie Nina MacKay, Anne Lück und Zoe Beck zeigen, dass die Verlagsentscheidung heutzutage nicht mehr allzu eng zu sehen ist. Es ist in der Branche kein Tabu mehr, bei unterschiedlichen Anbietern, als auch in Eigenregie zu veröffentlichen. Sieht der Verlagsvertrag somit vor, dass auch all deine anderen Bücher unter dem Label erscheinen müssen, dann solltest du auch hier noch einmal gut überlegen, ob du das wirklich so willst.
  • Richtig lesen: zu selbstverständlich und daher erwähnenswert. Es fängt bereits beim Verlagsnamen an. Ein Beispiel: Edition Fischer / R.G Fischer Verlag und S. FISCHER Verlag GmbH – klingt doch sehr ähnlich oder?
  • Vergleichen: Wenn du dir wegen der Vertragsgestaltung unsicher bist, so kannst du dir auf dieser Website Musterverträge aufrufen: https://vs.verdi.de/recht-urheber/mustervertraege

Also ist alles, wo du Geld bezahlen musst, auch direkt mit Vorsicht zu genießen?

Nein, denn hier musst du klar differenzieren. Nicht jeder, der dein Buch verlegt ist auch ein Verlag – wie oben bereits deutlich gemacht. Aber auch nicht jeder, der kein Verlag ist, ist ein Druckkostenverlag. So gibt es noch die Sparte der Selfpublishing-Dienstleister, die als Plattform bzw. Distributor fungieren. Darunter fallen zum Beispiel Books on Demand (BoD) oder epubli, welche umfangreiche Service-Leistungen zur Publikation und Distribution von Printexemplaren, E-Books etc. zu einem überschaubaren Preis anbieten. Damit unterstützen sie die verlagsunabhängigen Autoren (Indie-Autoren) bei der Veröffentlichung in Eigenregie.

An dieser Stelle möchten wir auch auf unseren Juni-Artikel verweisen: Distributoren für Selfpublisher im Überblick

 

Wir hoffen dir mit diesem Artikel eine gute Orientierungshilfe gegeben zu haben.
Welche Erfahrungen habt ihr schon gesammelt?

 

 

Ein Gedanke zu „Das üble Geschäft mit Bezahlverlagen

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    habe jetzt vieles über die ‚Deutsche literatur ges‘. gelesen und bekomme einen Schreck! Mein Buch „NORD-HAUSEN – Tage-buch eines Grenzsoldaten“ ist bei denen im vollen Gange und ich würde gern wissen, wie ich die Sicherheit bekomme, dass meine Tantimen auch voll und pünktlich bezahlt werden!?
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolf Ahner

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