Ein Abriss zur Theatergeschichte aus Autorensicht I

Ein Abriss zur Theatergeschichte aus Autorensicht I

Wenn wir fürs Theater schreiben wollen, müssen wir natürlich ungefähr wissen, was es da überhaupt gibt. Theater gibt es schon seit weit über zweitausend Jahren, eine reiche Geschichte, die respektiert werden will, oder eben auch völlig missachtet, aber auch dafür sollten wir sie kennen.

Im alten Athen – vor so circa 2400 Jahren – gab es eine Theaterkultur. Daher haben wir Begriffe wie Tragödie, Komödie oder auch Katastrophe. Das griechische Theater ging aus Spielen zu Ehren des Gottes Dionysos hervor, das war der Gott von Wein, Weib und Gesang, wie ich immer gerne despektierlich sage. Die Feiertage zu seinen Ehren müssen recht wild und lebensbejahend gewesen sein. Dennoch gab es auch bitterböse Tragödien zu sehen, bei denen am Ende alles am Boden lag, hingemordet üblicherweise von der eigenen Verwandtschaft. Also wie Weihnachten bei uns. (Beispiele? Na ja, alles was über Ödipus und seine Kinder geschrieben wurde.)

Mit dem Theater, wie wir es uns landläufig vorstellen, hat das, was Aischylos, Sophokles und Aristophanes schrieben, durchaus Ähnlichkeit. Mit kleinen Ausnahmen wie dem Chor, der zumindest in Tragödien recht häufig vorkommt. Also eine quasi gesichtslose Masse von Menschen, die im Chor kommentieren, manchmal auch quasi die Erzähler des Stückes werden. Der Chor ist heute nur noch im Musiktheater so richtig erhalten geblieben. Aber Chöre kann man auch heute noch hier und da im Theater sehen.

Nach den alten Griechen gab es erst mal wenig Theater. Über anderthalb Jahrtausende mussten ins Land gehen, bis es wieder Theatertraditionen gab, auf denen wir bis heute aufbauen. Im nordeuropäischen Raum waren es oft ebenfalls religiöse Anlässe, die zu Theater führten, nämlich zu Krippen- und Passionsspielen.

Aber für unsere Zwecke vermutlich wichtiger: es entwickelte sich die Commedia dellarte im sechzehnten Jahrhundert, ohne die es weder Moliere noch Shakespeare gegeben hätte. Die Comedia brauchte allerdings keine Autor:innen, sie kam mit festgelegten Figuren aus, die aus dem Stehgreif miteinander ihre Geschichten spielten. Diese Figuren waren Archetypen, also der Narr Arlecchino, den wir als Harlekin besser kennen, die dominante Magd Colombina oder der alte wohlhabende Pantalone, die in vielen verschiedenen Geschichten immer wieder aufeinander trafen. Viele von ihnen tauchen in der Literaturgeschichte immer wieder auf. Eine Beschäftigung mit den Archetypen der Commedia dell’arte kann sehr fruchtbar sein – nicht nur, wenn wir selbst Theater schreiben wollen. Sie sind alle Klischees, mit denen wir trefflich spielen können.

Moliere, der französische Nationaldichter und herrliche Spötter ist der erste Dramatiker, den wir uns kurz anschauen können. Er war noch sehr stark von der Commedia beeinflusst. Bei ihm finden wir hervorragendes Komödienhandwerk, und das oft in Versen. Diese werden noch bis Goethe im Theater vorherrschen und sind ein Grund, warum auch heute im Theater gebundene Sprache durchaus gern gesehen ist. (Ja, wenn du Lust hast, ein Versdrama zu schreiben, warum nicht?)

Interesse mal bei Moliere reinzuschauen? Da gibt es viele Möglichkeiten, besonders stark sind sicherlich Tartuffe und Der eingebildete Kranke.

Ähnlich stark in seinen Komödien war auch – einmal über den Kanal gehüpft – der große Shakespeare. Allerdings gingen diesem auch die Tragödien wunderbar von der Hand. Und bei ihm findet sich auch die Neigung, beides zu verbinden. So gibt es in jeder Tragödie wenigstens eine annähernd absurde und auf jeden Fall witzige Szene, und ja, auch die Komödien bekommen oft ein bisschen tragische Fallhöhe.
Was wir von Shakespeare lernen können?

Alles.

Was sollten wir mal gelesen haben? Tragödien wie Romeo und Julia, Macbeth oder Richard III., Komödien wie Ein Sommernachtstraum oder Viel Lärm um Nichts – unbekannter, aber irgendwie mein Liebling: Zwei Herren aus Verona. Ach, am besten einmal den ganzen Shakespeare durch, besonders gerne in modernen Übersetzungen, die allerdings teuer sind. Die Gesamtwerke, die euch hinterhergeworfen werden, also die Schlegel/Tieck-Übersetzungen, datieren aus Goethes Zeiten und lesen sich oft etwas träge. Eine moderne Gesamtausgabe als Nachdichtung gibt es von Frank Günther. Diese finde ich super, ist aber auch eine große Investition.

Hier endet der erste Teil meines Abrisses zur Theatergeschichte schon. Übrigens: Theater lesen ist okay, aber Theater schauen ist immer die bessere Option. Denn Inszenierungen bringen immer noch zusätzliche Eindrücke und zusätzliches Verstehen. Das geht auch online, so lange Corona das Theater verhindert. Hier zwei Links zu Youtube-Videos mit ganzen Stücken.

Tartuffe

Hamlet

Der zweite Teil ist hiermit schon mal angedroht! Bis bald.

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