Ich weiß nicht, wie viele Internetseiten man durchkämmen muss, um auf unser heutiges Pro und Contra eine Antwort zu finden. Es geht um die Frage, bei der sich die Gemüter nun wirklich spalten:
Outling oder Discovery Writing lauten die englischen Fachwörter. Zu Deutsch: Die Frage, ob man vorher alles genau planen oder einfach spontan los schreiben sollte. Cleo E. Johnson und Ilora Corbrell haben sich hierzu mal ein paar Gedanken gemacht:
Pro Discovery Writing: Ilora Corbrell
Schreiben, wie ich schreiben will: Wenn man sich fest vornimmt, etwas zu schreiben, fangen manche Autoren an einen Plot zu erstellen, Charaktersteckbriefe zu schreiben und Landkarten zu zeichnen. Es ist teilweise ein langwieriger Prozess bis alles in kleinste Detail sitzt, damit auch bloß keine Logikfehler entstehen. Doch irgendwie ist das für mich doch sehr, naja, wie soll man es nennen … unlustig. Ist es nicht viel spannender seinen Charakteren dabei zuzusehen, wie sie wachsen, wie sie reagieren? Manchmal habe ich schon ein kleines vorgefertigtes Bild eines Charakters in meinem Kopf, doch wenn ich dann anfange zu schreiben verhält er sich plötzlich anders, als ich eigentlich wollte. Außerdem, wenn mit eine Geschichte im Kopf rum spukt, dann will ich nicht erst irgendwelche Skizzen anfertigen. Ich will schreiben, jetzt und sofort.
Der Geistesblitz: Mir passiert folgendes ziemlich häufig: Ich sitze irgendwo, sehe spielenden Kindern zu, fahre Auto oder an Weihnachten kam mir eine grandiose Idee in der Kirche. Ideen, die scheinbar durch den Raum schwirren und die dich in dem Moment packen, wo du sie eigentlich nicht gebrauchen kannst. Mein Rat: Schreibt sie unbedingt auf! Macht kleine Kurzgeschichten daraus, es muss ja nicht immer ein Roman daraus entstehen. Sammelt sie, legt sie in eine schöne Mappe und spinnt sie weiter, wenn euch danach ist.
Mach aus einer Mücke einen Elefanten: Und last but not least, ich glaube das beste Beispiel zum Thema „Spontan los schreiben“ ist wohl Ms. Harry Potter – Joanne K. Rowling – persönlich. Ich weiß nicht, ob einige von euch die Geschichte kennen, wie sie auf die Idee des weltberühmten Zauberers gekommen ist: Ihr kam die Idee auf einer Zugfahrt wie ein Geistesblitz und sie fing sofort an, ihre Idee nieder zu schreiben. Was darauf folgte, haben die meisten miterlebt. Aus einer kleinen Idee wurde ein Teil unserer Kindheit.
Pro Outlining: Cleo E. Johnson
Ein solides Gerüst: Aller Anfang ist schwer und manch einem fängt das Überwinden des weißen Blattes leichter, wenn er sich zuvor einen Plan gemacht hat – so wie ich. Mit einem Plot schaffe ich mir ein solides Grundgerüst, auf das ich meinen Roman aufbauen kann. Er ist mein roter Faden, meine Wegbeschreibung, vor allem unterstützt und vereinfacht er teilweise auch meinen Schreibprozess. Ich sehe genau vor mir wohin der Weg gehen soll. Besonders hilfreich kann ein Plot auch sein, wenn man an einem Mehrteiler schreibt. Das beste Beispiel ist wohl George R. R. Martin, der mit seinem Fantasy-Epos Das Lied von Eis und Feuer in der deutschen Ausgabe ganze 10 Bücher einnimmt. Ein Plot hilft einem dabei den Überblick über die zahlreichen Handlungsstränge zu behalten und sie am Ende auch logisch wieder zusammenzuführen, ohne sich dabei großartig zu verzetteln.
Stolperfallen adé? Wo wir beim nächsten Punkt wären: Ich habe viel über das Plotten gelesen und fast überall gilt als großer Pluspunkt, dass man mit der Outlining-Methode Logikfehlern und Sackgassen aus dem Weg gehen kann. Mann kann ihnen vielleicht zuvor kommen, aber wie bei jedem anderen Roman wird man auch in einem bis ins kleinste Detail geplotteten Roman während dem Überarbeiten einen Logikfehler entdecken. Denn ganz ehrlich: Unsere Charaktere schreiben die Geschichte, und die kleinen widerspenstigen Biester machen doch eh was sie wollen und wie sie es wollen, ganz egal was ihr Autor davor für sie geplant hatte.
Perfektionismus im Perfektionismus: Die Outlining-Methode hat einen großen Nachteil: Der Hang zum Perfektionismus. Weniger verzettelt man sich in Logikfehlern während des Schreibens oder des Überarbeitens, sondern in den unzähligen Details, die man noch davor geplant und geplottet hat, sodass man Gefahr läuft, den Überblick, den man eigentlich haben wollte, zu verlieren und nie einen Anfang für den Roman zu finden, da man letztendlich den Punkt verpasst hat, wo es Zeit gewesen wäre, mit dem Schreiben anzufangen.
Fazit: Es gibt nicht DIE Methode, um einen guten Roman oder gar einen Bestseller zu schreiben, denn jeder schreibt anders – so wie jeder Musiker andere Melodien spielt, schreibt jeder Schriftsteller andere Geschichten, seine Geschichten. Jede Kunst hat jedoch eins gemein: Individualität. Darauf kommt es im Endeffekt an. Deshalb unser Rat an Euch: Verschlingt so viele Schreibtipps und Anleitungen, wie ihr könnt und wollt, experimentiert und sucht euch die Schritte heraus, die für euch am passendsten sind. So findet ihr eure Methode, mit der ihr eure besten Geschichten schreiben könnt – egal ob mit Plot oder ohne.