Romanüberarbeitung #4 – Mut zum Umschreiben!
Welchen Fragen man sich bei der Romanüberarbeitung stellen sollte, wisst ihr inzwischen. Doch was soll man mit all diesen anfangen, wenn man doch davor zurückschreckt, der Geschichte noch einmal ein ganz anderes Gesicht zu geben?
Jemandem zu sagen, das und das sollte man an seinem Manuskript ändern, mag einfach sein. Diese Tipps umzusetzen, ist jedoch ein ganz anderes Kaliber. Denn hat man einmal einen ganzen Roman vor sich, dann freut den Autor das einfach nur. Im ersten Moment überwiegt diese Freude so sehr, dass man keinen Gedanken daran verschwendet, dass er nicht perfekt sein könnte. Bis man ihn dann ein paar Tage ruhen lässt, bevor man erneut über die Zeilen liest. Und dann erkennt man es: Da ist noch Verbesserungsbedarf!
Formelle Änderungen stellen für gewöhnlich kein Problem dar. Viel schlimmer ist das Inhaltliche. Viele Szenen hatte man schon ewige Zeiten im Kopf und dann schreibt man sie auch so nieder. Oft kommt es dann aber vor, dass genau diese Szenen fehlerhaft sind. Es ist schwer, sich das einzugestehen, weil es die Lieblingsstellen sind. Allerdings muss man sich auch fragen, ob sie noch in den Kontext passen, der sich während des Schreibens entwickelt hat.
Darum sollte man sich zuallererst eines bewusst machen: Die Geschichte, die Charaktere und der Schreibstil entwickeln sich während des Romans. Und das ist auch gut so.
Dass manches dann einfach nicht mehr so passt, wie man es sich vorgestellt hat, das ist die einzig logische Konsequenz. Und obwohl es unter Autoren verhasst es, sich einzugestehen, wie viele Fehler eigentlich noch im Manuskript enthalten sind, es gibt keine andere Lösung. Nach dem Schreiben muss man sich an die Überarbeitung machen, mit dem Ziel, die Geschichte so gut wie möglich zu machen. So gut, dass andere sie lesen wollen.
Denn eigentlich ist es doch so: Du musst nicht den Autor in dir zufrieden stellen, sondern auch den Leser. Sonst kann die Geschichte niemand anderen begeistern.
Also traut euch! Merzt alle Fehler aus! Schreibt um, was das Zeug hält! Vielleicht – oder eher wahrscheinlich – ist die zweite/dritte/vierte/… Version noch viel besser, als ihr euch es jemals vorgestellt habt!
Und ein kleiner Tipp zum Schluss: Ihr könnt die Originalversion der Geschichte gerne aufbewahren. Sie später einmal zu lesen, kann dann sogar ein Schmunzeln herbeirufen, da man plötzlich erkennt, wie naiv man gewesen ist. Und dann ist man froh darüber, dass man die Überarbeitung gemacht hat.