Vertraute Strukturen: Wie Du den Leser in deine Geschichte ziehst

Vertraute Strukturen: Wie Du den Leser in deine Geschichte ziehst

Wenn du anfängst ein neues Buch zu lesen, weißt du in der
Regel in welchem Genre die Geschichte spielt. Du hast den Klappentext überflogen und vielleicht sogar ein Probekapitel im Internet aufgestöbert, das dir bei der
Kaufentscheidung geholfen hat. Noch bevor du die erste Seite aufschlägst, hoffst du auf
einen originellen Plot und vielschichtige Charaktere. Vor allem aber wünschst
du dir vertraute Strukturen. Am liebsten liest du nämlich,  was du bereits kennst, auch wenn dir das nicht
immer bewusst ist.

Diese immer wieder auftauchenden Strukturen findet man sowohl
im Plot als auch in den Charakteren. Die Frage ist lediglich wie du solche Strukturen
nutzen kannst und dem Leser trotzdem eine völlig neue Story präsentierst.
Völlig neu ist dabei
etwas übertrieben. Denn jede Idee hat es irgendwann schon einmal gegeben. Wichtiger
ist, die vertrauten Strukturen originell zu verpacken. Originell bedeutet
nichts anderes als dem altbekannten etwas Neues hinzuzufügen.
Nehmen wir als Beispiel den Vampir. Obwohl sich so viele
Mythen um ihn ranken, musst du ihn nicht neu erfinden, um über ihn zu
schreiben.
 Es wäre sogar falsch
einen Vampir so zu entfremden, dass er als solcher nicht mehr zu erkennen ist.
Denn jemand, der gerne Vampir-Romane liest, braucht den Mythos um diese Wesen.
Das bedeutet nicht, dass du alle
Klischees abklappern muss.
Viele möchten die ewige Pflock-durchs-Herz-Geschichte nicht mehr lesen. Andere
haben die Nase voll von diesen romantischen Vampiren, die sich ständig
verlieben.
Deine Aufgabe als Autor ist es, zu entscheiden, in welchem
Genre du deinen Vampir ansiedelst. Indem du das tust, weißt du automatisch, was
geht und was nicht. Denn die Anhänger von Liebesromanen wollen tatsächlich
nicht auf jeder Seite erschreckt werden…
Du bestimmst  welche vertrauten Merkmale deinem Vampir
anhaften und auf welche du lieber verzichten möchtest. Blut saugen geht zum
Beispiel immer, egal ob der Vampir Protagonist in einer Horrorstory oder in
einem Liebesroman ist.
Damit du aber
nicht den x-ten Einheitsvampir schaffst, braucht er ein Alleinstellungsmerkmal. Also eine Eigenschaft, die ihn
herausragend macht und ihn von den Vampiren aus anderen Romanen unterscheidet.
Das kann eine Kleinigkeit sein wie ein äußeres Merkmal oder eine Stärke/Schwäche,
die man einem Vampir nicht zutrauen würde (apropos…. gibt es schon nachtblinde Vampire ?!), oder ein
origineller Vampir-Mythos , der eng mit dem Plot verwoben ist.
Womit wir beim nächsten Punkt wären. Der Plot. Jedes Plot-Modell hat
seine eigenen Elemente und du kannst es dir leicht machen, indem du einem
Modell folgst.
 In der Regel gibt es  gibt zwei Arten von Plotmustern.  Plots, in denen die Entwicklung des
Protagonisten voranging ist und Plots in denen das Abenteuer, die Geschichte
lenkt. In der sogenannten Heldenreise oder auch Suche, kann man
beides miteinander kombinieren. Dieses Plotmodell ist häufig anzutreffen
und  fühlt sich deswegen so vertraut
an.  
Der Leser mag es, wenn er gleich zu Anfang
Zeuge eines Konflikts  wird.  Überleg dir also, wie und wo du ansetzen
möchtest. Der Leser ist  in dieser
Beziehung gar nicht eigen. Solange die Steine ins rollen kommen und dein Vampir
bzw. Protagonist „seine Aufgabe“  findet,
folgt er  ihm bereitwillig überall hin (vorausgesetzt
natürlich, die Handlung ist plausibel).
Ob du nun eine originelle Story um deinen Vampir geschaffen
hast, können dir letztlich nur die Leser sagen. Rezensionen sind voller Lob und
Tadel. Auffällig sind dabei die Meinungen derer, die immer wieder das Neue im
Vertrauten suchen.
Wer stets vergleicht, ist am Ende enttäuscht. Wer aber unvoreingenommen liest, ist mitunter überrascht, wie ein ausgelutschter Vampir, durch viel
Einfallsreichtum, zu neuem Leben erwacht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert