Schreibübung: Freewriting

Schreibübung: Freewriting

Da ist sie nun, die neue Kategorie der Schreibübungen.
Lange habe ich überlegt, was ich nun zuerst mache – welche Übung nehme ich für den Anfang in Angriff? Und irgendwie erschien es mir sinnvoll, das mehr oder weniger bekannte Freewriting vorzustellen. Immerhin soll es eine beliebte Übung sein, um in den Schreibfluss zu kommen.

Was ist Freewriting?

Diese Methode des Kreativen Schreibens setzt es als ihr Ziel, den Gedankenstrom, ohne darüber nachzudenken oder ihn zu bewerten, aufzuschreiben. Dabei kann alles, von Sätzen über Fragmente bis zu einzelnen Wörtern entstehen. Man hält Ideen und Gedanken fest, ohne sich selbst Grenzen zu setzen, und lässt das Unterbewusstsein übernehmen. Ob diese Methode nun inspiriert oder sogar zu Problemlösungen führt: vieles ist möglich. 

Auf jeden Fall empfinde ich es als ideal für mein tägliches Schreibtraining. Am Morgen kann man seine Träume und Ideen frisch aufschreiben, bevor der Alltag einsetzt. Oder man schreibt noch 20 Minuten am Abend, um den Kopf freizubekommen und Ideen festzuhalten, die man tagsüber hatte.

Die Übung:

Zuerst setzt man sich ein Limit; also ein Minimum, wie viel oder wie lange man schreibt. Dabei gibt es immer Platz nach oben – man kann immer länger schreiben. Das kann ein Zeitlimit sein, eine Wort- oder Seitenzahl. Dann schreibt man auf, was einem in den Sinn kommt, egal wie seltsam es sein mag. Niemand muss das je zu Gesicht bekommen, wenn man nicht möchte.

Bei den ersten Malen kann es passieren, dass der Kopf dann wie leergefegt ist – doch dann sollte man nicht aufhören zu schreiben! Der Stift sollte sich immer bewegen, da das die Kreativität anregt. Man kann einfach Wellenlinien machen oder schreibt immer wieder Nichts oder leer. Meinetwegen auch Das ist lächerlich oder etwas in der Art. Einfach weiterschreiben!

Meine Erfahrungen

Ich weiß bis heute nicht, was ich mit einigen Dingen anfangen soll, die ich so auf’s Papier gebracht habe. Mal ehrlich: „Der Affe dreht sich.“ hat mir keine Erleuchtung gebracht, aber was soll’s. Oder auch das hier: „Hör auf, Kartoffeln nach meinen Katzen zu werfen! – Niemals!“

Aber wer weiß schon, wann ich einen verrückten Nachbarn oder Onkel etc. brauche? Manchmal schreibt man Dinge auf, mit denen man nicht gleich etwas anfangen kann – oder auch nie. Und selbst wenn: es ist okay.

Jedem das Seine

Ein gutes Maß für die Übung sind für mich 20 Minuten oder zwei Seiten in meinem Notizbuch, wenn ich per Hand schreibe. Am Computer setze ich mir 500 Wörter als Limit. Das muss nicht für jeden passen. Man kann damit experimentieren, was für einen selbst am besten funktioniert. Manche schwören, dass 30 Minuten das einzig Wahre sind, andere ziehen 15 Minuten vor.

Man kann auch mit seinen Mitteln herumprobieren. Manche bevorzugen etwa das Schreiben per Hand als Abwechslung zu den Tasten. Das setze den kreativen Fluss in Gang. Oder man benutzt das Tool Write or Die.. Bleibt man nicht im Schreibfluss, löscht das Programm alles Geschriebene wieder, wenn man es vorher so eingestellt hat. Am Ende macht man das, was einem am meisten zusagt.

Wichtig ist nur, dass man nicht gleich nach dem ersten Versuch aufgibt. Vielleicht braucht man ein paar Anläufe, bis man den Bogen raus hat.

Variationen:

Beim Freewriting kann man sich auch auf etwas Bestimmtes konzentrieren und schreibt dann einfach auf, was einem durch den Kopf schießt.

Gezieltes Freewriting
Wenn man in einem Roman feststeckt, kann die Konzentration auf eine Idee oder einen vorläufigen Plan helfen, die Szene in einem neuen Licht zu sehen oder einen Charakter wieder in Bewegung zu setzen, wenn man z.B. nicht weiß, wie er reagieren würde. Man lässt einfach den Ideen freien Lauf.

Dann spielt man eben mit dem Gedanken, dass ein T-Rex ganz im Stil einer Deus Ex Machina vorbeikommt und die Stadtmauer einreißt, über die der Held nicht rüberkommt. Und womöglich entdeckt man eine ganz neue Facette – wie eine Echsenallergie, der er sich trotz Pusteln im Gesicht und ständigem Niesen stellt. Natürlich könnte er auch einfach heulende zu Mutti laufen, die dann einen Söldner anheuert und der ihrem Jungen den Ruhm überlässt; nur muss der jetzt den Retter der Stadt geben. Und beim nächsten Angriff fällt alles in sich zusammen und er wird von einer wütenden Meute mit Fackeln und Mistgabeln aus der Stadt gejagt. Das Spielerische ist doch das Schöne daran; und es muss am Ende niemand erfahren.

Oder man schreibt über ein bestimmtes Thema oder einen Gegenstand, um so seine Gedanken und Ideen zu erkunden. Welche Aspekte man z.B. in einem Essay behandeln will.

Wort- oder Bild- Freewriting
Sollte man oft Nichts oder leer schreiben, hilft vermutlich ein Wort oder Bild, auf das man sich während des Freewriting konzentriert. Ist der Kopf immer noch leer, schreibt man das Wort wieder und wieder, z.B. Kirschbaum, Wasserhexe oder Tafelkreide.

Charakter-Freewriting
Um seinen Charakter besser kennen zu lernen, gibt es zwei Wege, das Freewriting zu nutzen. Beim ersten Weg schreibt man den Namen quer oben über die Seite, startet die Stoppuhr und schreibt alles zu dem Charakter auf, was einem einfällt. In der zweiten Methode schreibt man in der 1.Person aus der Sicht der Figur. Das bringt einen in den Kopf des Charakters, um ihre Ziele und Motivationen besser zu verstehen.

Oder, wie schon erwähnt, wirft man ihn in eine ungewohnte Situation und schaut, was passiert.
Freewriting mit Fragestellung
Stößt man auf ein Problem beim Schreiben, gibt es diese Möglichkeit: Man beginnt damit, das Problem in Form einer Frage oben über die Seite zu schreiben. Dann schreibt man und sollte sich dabei erlauben, alle Seiten zu betrachten und emotional zu werden. Oft schreibt man sich zur Lösung.

z.B. Wie kann ich das Geheimnis lösen, ohne zu viel auf einmal zu verraten? Was fehlt in diesem Gedicht?

Und damit möchte ich nun zum Ende kommen. Hinterlasst mir doch einen Kommentar über eure Erfahrungen mit dem Freewriting.

Derweil denke ich über weitere Übungen nach, die ich euch hier vorstellen kann.

Viel Erfolg!

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