Schubladendenken | Muss der Antagonist immer ein Bösewicht sein?

Schubladendenken | Muss der Antagonist immer ein Bösewicht sein?

Antagonisten sind die Gegenspieler des Helden. Doch sind sie
deswegen immer böse?  Je nach Art der
Geschichte kommen verschiedene Typen zum Einsatz. Wir kennen zum Beispiel den
gefallen Helden, den ausgebildeten Mörder oder den machthungriger Tyrannen.  Sie alle können die Rolle des Bösewichts  übernehmen, indem sie aktiv gegen den
Protagonisten kämpfen. Allerdings ist der klassische Bösewicht heute nur noch
in Action-Geschichten gefragt. In jedem anderen Genre sollte der Antagonist
mehr darstellen als eine Anreihung von Klischees. 

Ein besonders
beliebter Antagonist ist einer, der nicht von Grund auf und nicht von Anfang an
böse ist.  Auch wenn er Böses tut, können
wir seine Handlungen nachvollziehen und bis zu einem gewissen Grad sogar
Mitleid für ihn empfinden.
Um einen Antagonisten zu erschaffen, der es wirklich in sich
hat, sollte man folgendes beachten.
-niemand ist böse auf die Welt gekommen. Es sind stets die
Ereignisse oder die äußeren Umstände, die einen Menschen verändern. Anakin
Skywalker aus Star Wars zeigte zwar schon als Padawan, dass er zum Mord bereit
ist, doch  erst der Glaube jene retten
zu können die er liebt, brachte ihn auf die dunkle Seite. Aus der
Lebensgeschichte des Antagonisten sollte also klar hervorgehen, warum er zum
Mörder, Betrüger oder rücksichtslosen Schurken geworden ist.
– manchmal wird ein Charakter unfreiwillig in die Rolle des
Antagonisten gedrängt. Severus Snape musste auf Dumbledores Anweisung als
Doppelagent fungieren und durfte seine Tarnung bis zum Schluss nicht aufgeben.
Er wurde dadurch notgedrungen zum Mörder und ließ weitere Morde geschehen.
Er tat
dies aus jedoch aus Liebe und zur Wiedergutmachung an Lily Potter.
–  der Antagonist
benötigt ein Ziel, das ihn antreibt. Dem Leser muss klar werden, warum er tut
was er tut.  Dabei ist es auch
interessant zu erfahren wie der Antagonist seine Gräueltaten vor sich selbst
rechtfertigt.  Frankensteins Monster war
entgegen seines Äußeren nicht von boshafter Natur.  Erst als ihm sein Schöpfer eine Gefährtin
verweigerte, tötete die Kreatur aus Ärger darüber, für immer ein Ausgestoßener
bleiben zu müssen, Frankensteins Braut.
– der Antagonist sollte seine Schwächen wie zum Beispiel
Feigheit mit anderen Eigenschaften wie Schlauheit kompensieren. Wenn er sich
nicht traut,  dem Protagonisten direkt
gegenüber zu treten, muss er sich einer List bedienen, um seinen Feind in die
Falle zu locken. Gollum aus der Herr der Ringe hatte geschworen Frodo nichts
anzutun. Da er den Ring trotzdem wieder in seinen Besitz bringen wollte,  führte er den ahnungslosen Hobbit in eine
Höhle, in der eine riesige Spinne auf ihn lauerte.
-ein Bösewicht muss nicht immer der Antagonist der
Geschichte sein. Manchmal ist er auch der Protagonist. Captain Ahab aus Mobby
Dick ist eindeutig ein Fanatiker. Seine persönliche Rache an einem Wal,
gefährdet die ganze Mannschaft. Sein Gegenspieler ist ein guter Steuermann, der
die Gefahr erkennt und Ahab zur Vernunft bringen möchte.
Es gibt viele weitere Möglichkeiten einen Antagonisten
in Erscheinung treten zu lassen. Darüber hinaus sollte man jedoch nicht
vergessen, den Protagonisten ebenso interessant zu gestalten.

2 Gedanken zu „Schubladendenken | Muss der Antagonist immer ein Bösewicht sein?

  1. Hey ihr lieben vom Schreibnacht Magazin,

    das ist ein toller Artikel, der einem nochmal in Erinnerung ruft, dass auch ein Bösewicht wie der Lieblingscharakter ausgearbeitet werden muss. Mein Problem ist dabei nur immer, dass ich dann auch zu viel Sympathie für den Bösewicht entwickle und dann schon bald wieder einen neuen Schurken brauche. 😀

    Ganz liebe Grüße <3
    Kim von allthesespecialwords

    1. Hallo Kim,

      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Ich glaube, dass die meisten von uns eine Schwäche für den Antagonisten haben. Und es ist sogar förderlich, wenn uns "der böse Bube" am Herzen liegt. Er muss nicht den Teufel personifizieren, um den Protagonisten das Leben schwer zu machen.
      Er verfolgt lediglich ein anderes Ziel. Du als Autor darfst entscheiden, ob du damit sympathisierst oder nicht.

      Wenn Du doch einen Schurken für deine Geschichte brauchst, lass dich nicht davon abhalten. Lord Voldemort ist zweifellos böse und hat trotzdem viele Fans – oder zumindest Leser, die ihn interessant finden 😉

      Viele Grüße
      Christina

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