Zutaten für einen spannenden Romananfang

Zutaten für einen spannenden Romananfang

Quelle: Flickr | Peter Taylor
Heute backen wir Kuchen – einen Romananfang-Kuchen, um genauer zu sein. Noch nie davon gehört? Macht nichts, ich erkläre euch, was das ist. Der Romananfang-Kuchen verfolgt in erster Linie das Ziel, dass man immer mehr davon will. Erst wenn man nicht mehr aufhören kann, davon zu naschen, hat er seinen Zweck erfüllt. Er ist vor allem bei Romanautoren beliebt, da man durch seine Zutaten erkennt, was einen spannenden Romananfang ausmacht. Wenn ihr genau danach sucht, dann werft einen Blick auf das Rezept:

Ein
direkter Einstieg in die Handlung:
Im Fachjargon nennt man das auch medias
in res
, was so viel bedeutet wie
„mitten in die Sache hinein“. Die Handlung ist in der ersten
Szene demnach voll im Gange. Wie es zu den geschilderten Ereignissen
kommen konnte und wer die agierenden Figuren sind, wird nach und nach
offen gelegt. Entweder mitten im Geschehen durch Dialoge und
Gedanken/innere Monologe oder wenn sich die Lage beruhigt hat.
Wirkung:
Es
wird sichergestellt,
dass der Leser neugierig wird, was zuvor passiert ist. Man will mehr
über die Vorgeschichte erfahren.
Eine Action-Szene:
Darunter kann sich jeder etwas
vorstellen. Man muss sich nur den ein oder anderen Action-Film
angucken. Meistens hängt ein actionreicher Anfang mit dem direkten
Einstieg in die Handlung zusammen. Beliebt sind vor allem
Verfolgungsjagden, Schießereien, (magische) Kämpfe oder Einbrüche.
Irgendetwas, das gefährlich oder verboten ist, bei dem die Figuren
in Gefahr geraten.

Wirkung: Die Handlung wird
beschleunigt, der Leser will unbedingt erfahren, ob es jemand
unbeschadet aus der Angelegenheit heraus schafft – und wenn ja, wer
das sein wird. Außerdem offenbart man eine Menge über
die Charaktere, ohne dass viel geredet wird. Denn anhand des
Verhaltens wird deutlich, um welche Art von Figur es geht. Zum
Beispiel ob sie mutig ist und Action mag, oder ob sie Angst hat und
am liebsten irgendwo anders wäre.



Eine Handvoll
kryptische Andeutungen und Geheimnisse:
Auch die Charaktere können den Anfang
interessant gestalten. Sie müssen sich nur so verhalten, als hätten
sie etwas zu verbergen. Selbst aus der Ich-Perspektive kann man
seinem Protagonisten ein großes Geheimnis aufbürden. Man muss nur
wissen, wann man seine Gedanken darüber abbrechen muss, oder wann
die Figur ein heikles Gespräch unterbindet.
Wirkung: Man kann viel sagen,
ohne dass es ausgesprochen wird – das ist es, was die
Aufmerksamkeit bannt.
Ein paar mysteriöse
Vorgänge:
Das beliebteste Beispiel ist hier auf
jeden Fall „Harry Potter“. Die Handlung fängt nicht damit an,
dass Hagrid durch die Tür platzt. Zuvor kommt es zu einigen
merkwürdigen Ereignissen, die darauf hinweisen, worum es später
gehen wird.

Wirkung: Der Leser fragt sich,
was hinter den Vorgängen steckt. Man rätselt, ob es natürliche
oder übernatürliche Ursachen gibt und wer dahinter steckt. Und vor
allem will man wissen, warum es gerade jetzt passiert. Aber Vorsicht – hiervon nicht zu
viele!
Man muss achtsam sein, dass man nicht zu viel andeutet,
sonst ist die Spannung zu schnell weg.
Wahlweise ein Prolog:
Nicht jeder Prolog schafft es, einen
Roman gelungen einzuleiten. Vor allem bei der Schilderung von
Ereignissen, die schon länger her sind, kann es schwierig sein, eine
Verbindung zur gegenwärtigen Geschichte herzustellen. Man muss viel
zu lange auf eine Erklärung warten und versaut dem Leser die
eigentliche Handlung. Das kann auch dadurch passieren, dass
zu viel verraten wird. Soll ein Geschehnis dargestellt werden, das
später als Geheimnis einer Figur getarnt wird, ist der Leser
meistens genervt, weil er weiß, was passiert ist, aber die
Charaktere nicht in die Puschen kommen, es aufzudecken.
Achtung ist geboten! Eine
Anleitung, wie der passende Prolog aussieht, gibt es leider nicht,
also im Zweifelsfall nicht auf diese Zutat zugreifen.
Zum
Schluss noch ein Tipp:
Vergesst nicht, dass zu viele Köche
den Brei verderben. So ähnlich stellt es sich beim
Romananfang-Kuchen dar. Benutzt nicht alle Zutaten, sonst ist er zu
überladen und schmeckt nicht mehr. Dann will ihn keiner mehr haben
und er entfaltet nicht seine spezielle Wirkung – was schade wäre,
denn dann wäre das Ziel verfehlt.
Aber genug der Warnungen und viel Spaß
beim Backen!
Schreibt uns gerne, wie ihr euren
Romananfang-Kuchen zubereitet! Über Erfahrungen freuen wir uns
ebenso wie über neue Anregungen!

2 Gedanken zu „Zutaten für einen spannenden Romananfang

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