Das ist Privat! – Warum Charaktere persönliche Dinge nicht zu schnell ausplaudern sollten
Zwei Menschen treffen das erste Mal aufeinander und verstehen sich auf Anhieb bestens, fangen also sogleich an, sich alles über ihre Kindheit und alles Mögliche zu erzählen. Sie erzählen sich private Dinge, persönliche Details und beschreiben einander ziemlich ausgiebig, wie es ihnen geht, und welche Lebensgeschichte sie haben.
In welcher Welt ist das die Realität? Menschen sind von Grund auf verschlossene Wesen, die eigentlich recht ungern zu viel von sich Preis geben, da sie nicht wollen, dass alle Welt ihre Geheimnisse erfährt.
Beim Schreiben von Büchern und Geschichten ist es oft so, dass man während des Schreibprozesses diese Verschlossenheit ganz vergisst und die Protagonisten voller Euphorie einander erzählen lässt. Doch Missbrauchte reden nicht von selbst wie ein Wasserfall von ihrer Geschichte, Menschen die Probleme haben prahlen nicht in der Öffentlichkeit damit herum. Auch wenn man eine gute Idee hat und die Lebensläufe und Vergangenheiten der Personen schon genau im Kopf hat sollte man mit der Verarbeitung und Ausgabe der Informationen in Gesprächen sehr sparsam umgehen.
Zum Beispiel wäre es doch irgendwie unlogisch, wenn eine Person mit einer bipolaren Störung (manischen Depression) einen Blog hätte, oder auf YouTube der ganzen Welt ihre Wutausbrüche zeigen und beschreiben würde. Nein, so ist es in der Tat nicht, da sie diese Wutausbrüche nicht kontrollieren kann und da sich Personen mit dieser Erkrankung meistens für ihre Ausbrüche schämt.
Auch Opfer von Verbrechen neigen eher dazu, sich in sich selbst zu verschließen und das Geschehene zu verdrängen, als damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Auch wenn sie jemandem davon erzählen sollten, tun sie das nicht vor großem Publikum und auch nicht wie aus dem Nähkästchen heraus. Sie antworten zaghaft auf Fragen und wollen dem Thema eigentlich lieber ausweichen, als sich dem Problem zu stellen.
Nein, dieses Wortfluss-Dilemma bezieht sich nicht nur auf Dramen, es ist generell so, dass wir dazu neigen, unsere Charaktere, allen voran die Protagonisten, sehr schnell persönlich werden zu lassen, weil wir damit den Leser auf unsere Seite bringen wollen, da er sich durch mehr Informationen über eine Person besser in sie hineindenken oder mit ihr identifizieren kann. Doch wir sollten uns trotzdem die wichtigsten Details aufheben, um die Geschichte spannend und realistisch zu halten – auch im Fantasy-Genre!
Persönliches sollte möglichst lange persönlich bleiben, Geheimnisse nicht gleich am Anfang ausgeplaudert werden, sondern immer Schritt für Schritt dem Leser wie kleine Häppchen präsentiert werden. Das stillt ebenfalls den Hunger und ist gesünder, als ihm alles auf einmal zu füttern!