Rückblick auf die Autorenmesse, Tag 4&5 #AO

Rückblick auf die Autorenmesse, Tag 4&5 #AO

Bild von https://www.schreibfluss.com/

Leider habe ich es nicht mehr geschafft, das Video über die Heldenreise zu schauen. Ich bleibe dabei, dass die Zeiten für Berufstätige sehr unglücklich gewählt sind und inzwischen finde ich es sehr anstrengend, noch nach der Arbeit alle Interviews zu schauen. Alle Themen sind so umfangreich und informativ, das die zur Verfügung stehende Zeit und Aufmerksamkeitsspanne dem Ganzen nicht gerecht werden. Bei einer Messe hat man vielleicht drei Vorträge, die man an einem Tag besucht. Hier hat man vier Videos am Tag und das sieben Tage lang. Um ehrlich zu sein: Ich fühle mich überfordert und unter Druck gesetzt. Ich will alles schauen, weil ich wirklich glaube, daraus einen Mehrwert zu erhalten. Aber das alles am Abend zu erledigen, mit dem Wissen, es nicht mehr zu können, wenn man es heute nicht schafft, macht mich fertig.

Doch ich kämpfe mich durch, denn ich will lernen.
Weiter ging es daher gestern mit Ronny Richter und dem Thema, was Autoren von Schauspielern lernen können. Hierbei wurde das Prinzip „Show, don’t tell“ intensiv behandelt. Statt zu schreiben, dass die Figur Angst hat, sollte der Autor das zeigen: Knie, die zittern; feuchte Hände, etc. Es geht nicht um den Zustand, sondern die Handlung – ein schöner Satz, den ich mir aus dem Interview mitnehme.


Sehr viel habe ich auch aus dem Video mit Stephan Waldscheidt über das Thema „Spannung“ gelernt. Spannend st das, was den Leser dazu bringt, umzublättern. Spannung ist das Nervensystem eines Romanes. Spannung ist eine Emotion im Leser und das am besten auf jeder Seite, eigentlich jedem Satz. Interessante Wörter können bspw. am Satzende platziert werden. Auch gibt es Wörter, die spannender sind, als manch andere (Blumenwese vs. Verbrechen). Bevor der Held übrigens in spannende Szenen einsteigt, wird oft deutlich gemacht, was alles auf dem Spiel stehen kann. Ein Ziel, Hindernisse, Dynamik, Action, Risiko und Leserengament – all das sind Zutaten für einen spannenden Roman. Ein tolles Video.

Elke Bockamp knüpfte an das Thema an, indem sie über fesselnde Dialoge berichtete. Streit steigert die Spannung. Konflikte werden durch verschiedene Beweggründe ausgelöst. Was möchten die Figuren? Gibt es kein Streitthema, sollten die Figuren besser schweigen. Übrigens, ein Dialog muss den Charakter einer Figur widerspiegeln. Temperamentvolle Charakter nutzen i.d.R. kurze Sätze. Auch muss die Handlung nach vorne gehen; ein Plaudern ist nicht notwendig. Nach Bockamp kann man den Roman gut und gerne noch einmal um 15 bis 20% kürzen.

Weiter ging es mit Thorsten Simon von BoD, der über Klappentexte sprach. Auch diese müssen den Leser fesseln. Ein guter Klappentext sollte das Buch wiedergeben, in Präsens geschrieben sein und gerne Orte (auch, wenn sie fiktiv sind) enthalten. Klapptentexte sollen Bilder erzeugen aber nicht spoilern. Sie sind Werbetexte, die den Leser zum Kauf bewegen. Auch sollte nur der Hauptcharakter in diesen benannt sein sowie der zentrale Konflikt. Am besten teilt man einen Klappentext in drei Bereiche auf. Anfang = Pitch: Der kurze Knall, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dann geht man im zweiten Part in die Tiefe und weckt Emotionen beim Leser. Im letzten Schritt kann man auf andere Werke verweisen oder Leserstimmen vermerken (Achtung: vorher Rechte abklären).

Damit endet Tag 4.

Nun sitze ich hier, an Tag 5, und lausche den Worten von Hans Peter Roentgen über die typischen Fehler aus der Sicht eines Lektors. Der Knackpunkt jeder Geschichte – wie könnt‘ es anders sein: Show, don’t tell. Der Leser muss sich in die Figur hereinversetzen können. Am besten nutzt der Autor daher die Stimme der Figur, um die Geschichte zu erzählen. Man muss sehen und fühlen, was die Charaktere fühlen. Aber eben nicht mit der Formulierung: Ich sehe bzw. Sie sah… Distanz ist nicht hilfreich. Wenn jemand bspw. zehn Jahre verheiratet ist – und diese Information ist wichtig für den Roman – dann sollte man das durch die Handlung zeigen. Man kann es auch einfach niederschreiben, doch ein Streit, weil der Ehemann den Hochzeitstag vergessen hatte, ist weitaus interessanter. Eine subtile Lösung des Autors darauf hinzuweisen, ohne es allzu offensichtlich zu gestalten. Der innere Monolog ist auch eine Variante, aber man muss wieder darauf achten, nicht in den Berichtsmodus zu verfallen.

Schnell merkte ich, dass Herr Roentgen zwei grundlegende Fehler ansprach, um die sich alle anderen Fehler aufbauen: 1. Erklären, statt zeigen. 2. Keine Relevanz für den Roman.
Er empfiehlt, den fertigen Roman um etwa 30 % zu kürzen. Ja, das ist viel und wenn man seine Wunschgrenze an Wörtern erreicht hat, so kann das echt schmerzhaft sein. Aber es ist für die Geschichte wichtig. Harmonische Szenen sind zwar schön für die Charaktere, aber nicht spannend und vielleicht auch nicht von Belang.

Weiter geht es mit Regina Seitz – Pitche deinen Roman.
Was ist ein Pitch? Mit einem Pitch soll man Lust auf den Text machen und die Aufmerksamkeit der Leser gewinnen. Nach dieser Erklärung habe ich tatsächlich abgeschaltet und bald auch das Video beendet. Das Interview hat mein Interesse leider nicht geweckt. Auch das Video von Sandra Uschtrins zu Literaturagenten habe ich nicht aufmerksam verfolgen können. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Nach knapp 10 Stunden Arbeit, merke ich einfach, wie ich langsam abschalte.

Ein Video wollte ich aber noch ganz schauen: Ruprecht Frieling mit „Selfpublishing oder Verlag“. Da ich meine Bachelorarbeit über das Selfpublishing geschrieben habe, sprach mich das Thema an. Leider war der Ton doch sehr leiste. Die Lautstärke aufzudrehen war keine zufriedenstellende Lösung. Denn das führte dazu, dass mich Jurenka Jurk fast anschrie, währendd ich Herrn Friedling noch immer schlecht verstand. Das, was ich verstehen konnte, hat mir jedoch sehr gefallen. Mit voller Ehrlichkeit, ging er auf das Thema Manuskripteinreichung im Verlag ein. Es gibt keinen Verlag der auf (d)einen Roman wartet. Verlage werden mit Manuskripten zugeschüttet und dort muss man sich erst einmal behaupten. Übrigens Bestechungsgeschenke scheinen wohl die Sichtbarkeit zu erhöhen. Gummibärchen sind lieber gesehen, als verrauchtes, vergilbtes Papier.
Beim Selfpublishing geht man das Risiko nicht ein, übersehen zu werden und somit auf eine Veröffentlichung zu verzichten. Übrigens: Die Topautoren in den Bestseller-Listen werden i.d.R. systematisch von der Verlagen angeschrieben. Aber auch dorthin muss man es erst einmal als Selfpublisher schaffen. Die Pflicht des Autors sollte darin bestehen, die Angebote auch kritisch – vll. sogar mit einem Vertragsrechtler – zu prüfen. E-Book-Rechte bekommt man nie wieder zurück. Was ist mit den Übersetzungsrechten? Die Abgabe der Reche sollte gut überlegt sein. Auch sollte man niemals Geld für seine Bücher bezahlen  – etwas, das auch ich schon schmerzhaft merken musste. Zwar war es kein Bezahlverlag, aber ich musste meine Bücher selbst – zu einem günstigeren Kaufpreis – erwerben, um sie dann weiterzuvertreiben. An Verkäufen auf Amazon und Co. wurde ich nicht beteiligt. Den Fehler mache ich nicht noch einmal, hätte aber auf diese Erfahrung gut und gerne verzichten können.

Die Pflicht des Autors besteht, nach Frieling, darin, ein gutes Buch zu schreiben und dann wird sich schon alles finden. Aber auch ohne Arbeit geht es hier nicht.

Herr Frieling wurde mir immer sympathischer und obwohl mir die Lider schwer wurden, so war ich glücklich, durchgehalten zu haben.

Wir schreiben uns wieder.
Bis dahin wünsche ich euch einen erfolgreichen Abend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert