Jen June Equal spricht über ihre Schreibblockade
Wenn man vor Problemen nicht davonlaufen kann, dann sollte man es auch nicht versuchen. Zumal ich nicht gerne laufe, zumindest nicht schnell. Ich gehe lieber Schwimmen, bin seit ich sechs Jahre alt war beim Deutschen Lebensrettungsbund (DLRG) und nun, mit siebzehn, und nach zwei Jahren Pause vom Schwimmen, wieder in meinem Hallenbad.
Eine Verletzung hat mich mehr oder weniger gezwungen, eventuell hatte ich auch einfach keine Lust. So oder so, jetzt bin ich wieder in meinem Element. Zwar fehlt mir die Kondition, aber das wird schon wieder. Und so ist es eigentlich jedes Mal, wenn ich eine Blockade beim Schreiben habe – die Kondition kommt mit der Zeit, der Schreibprozess muss langsam zu fließen beginnen. Irgendwo hängen diese beiden Prozesse – Schreiben und Schwimmen – in meinem Leben zusammen, denn ich habe im selben Jahr mit dem Schreiben begonnen wie mit dem Schwimmen. Als eher impulsiver Mensch freue ich mich doch manchmal über Ruhe, und da ist nichts entspannender als zweihundert Meter zu kraulen und derweil mit niemandem reden zu müssen (oder zu können). Im Wasser kann man immer so herrlich denken. Sport macht allgemein den Kopf frei, aber Schwimmen tut dies meiner Meinung nach am besten. Wenn ich eine Blockade lösen möchte – und das möchte ich nicht immer, denn manchmal sollte man die Dinge eine Weile ruhen lassen – dann gehe ich Schwimmen. Oder starre eine Weile in das Aquarium mit den beiden Goldfischen, das schräg vor mir auf meinem Schreibtisch steht.
Eine andere Möglichkeit ist das Reisen. Im Sommer 2012 besuchte ich mit zwanzig anderen Jugendlichen für zehn Tage Irland, einmal rundherum.
Die Landschaften, meine Begleiter, die neuen Freunde, die vielen Menschen, die man in einem fremden Land trifft, oder ein Gespräch über Flüsterasphalt während einer Autofahrt lassen ab und an einen Funken sprühen, und so entstehen solche Figuren wie mein Flyster (ja, abgeleitet vom Flüsterasphalt).
Im Sommer 2013 reiste ich mit einer ähnlichen Gruppe nach Finnland und Schweden, einen Großteil der Zeit verbrachten wir in Tuosa, Finnland, nahe Lappeenranta. An einem herrlichen, ruhigen See mit Sauna und … ich schweife ab.
Es gibt Bilder von mir, wie ich an eben jenem See sitze und eine Kurzgeschichte schreibe, einer der Begleiter hat es heimlich von mir gemacht. (Schon wieder eine Situation mit Wasser, huch! Fällt mir gerade erst auf). Auf dem Bild sieht man, dass ich Musik höre – eingekapselt in der Stille. Pure Inspiration, sozusagen.
Es gibt viele, die ohne Musik nicht arbeiten können (ich etwa), aber die Inspiration gibt es auch häufig aus der Stille. Und etwas anderes als Inspiration braucht man zum Lösen von Blockaden gar nicht – gut, und Zeit.
Denn wer Zeit hat, der kann auch Schreiben. Wenn zu viele andere Dinge auf mich warten, will ich auch nichts schreiben, denn da hockt der kleine Kobold Gewissen und meckert.
Merkt man, dass ich aufs Abitur zugehe? ^^“
Im Juli fahre ich nach Norwegen.
Na endlich.