Nóirín & Lyra spricht über ihre Schreibblockade
Den Anfang für den Schreibblockaden-Samstag macht die reizende Nóirín & Lyra. Voller Hingabe, ehrenvollem Respekt und tiefster Verachtung widmet sie sich dieser Krankheit, die wir unter dem Namen Schreibblockade kennen.
Ich habe versucht mich zu beschreiben, doch ich muss ehrlich gestehen, es gibt Menschen, reine, meine Herzensmenschen die dies viel besser können und so habe ich meine liebe Anna, meine große Schwester in der Seele, gefragt, was sie wohl über mich schreiben würde und das ist dabei heraus gekommen und ich fühle mich so verzaubert von ihr.
„Nóirín ist wie ein flüchtiger Gedanke und so stark und mystisch wie der Rabe, deswegen nenne ich sie Rabenmädchen. Gefühlvoll und unerschrocken, zieht sie los und fängt mit Wort und Bild Märchen ein, die den meisten Menschen entgehen.“
Das trifft so sehr mein Inneres, dass ich dem nichts mehr hinzuzufügen habe.
Natürlich entspringe ich auch einem schönen Städchen. Leipzig. Grün, natürlich und mein Paradies. Hier finde ich von Inspiration zu Euphorie alles, was mein Herz begehrt. Mit meinen 22 Jahren bin ich fast so augelastet, als würde ich 24h arbeiten, obwohl ich „nur“ studiere. Denn nicht nur das Schreiben erfüllt mein Herz, sondern die damit einhergehende Fotografie, mit der ich versuche meinen Geschichten eine Stimmung einzuhauchen. Dabei ist oft die Natur mein Model und mein Antrieb die Geschichten. Sie bedingen sich, dass eine kann ohne das andere nicht mehr!
Mir liegen unheimlich viele Träume auf der Seele. Viele derer sind aus dem Bereich der Phantastik, doch auch der Kritik unserer oder vergangener Tage und deren Gesellschaft brennt mir unter den Nägeln. Oft spielen sie in den Regenreichen Gebieten wie Irland oder England. Doch auch den oft sehr temperatmentvollen Franzosen gewähre ich ein zu Hause auf meinen Seiten. Ich bediene mich einem mir sehr schwermütigen Stil und ich selber denke manchmal ich werde noch verrückt, aber solange ich nicht daran sterbe, werde ich wohl verrückt bleiben und meinen Gedanken nach jagen.
You’re my downfall, you’re my muse
My worst distraction, my rhythm and blues
So oder so ähnlich könnte man beschreiben, was mich verrückt macht. Dieser Fluch, diese Sucht. Es hört sich wohl gestört an, was ihr lesen werdet, aber es ist die Wahrheit!
Seit Beginn des Schreibens an, fesselten mich völlig andere Dinge innerhalb dieser Welt des Schreibens, als ich es je für möglich gehalten hätte. Wesenszüge, Menschen, Taten, Worte. Jedes einzelne Element bekam Gewicht von mir. Nicht nur auf dem Papier. Auch in meinem Kopf. Intensivierten sich auf ein unheimliches Maß. Und damit begann der Abstieg meiner Seele in ein, am Anfang sehr weiträumiges, Gefängnis. Zu Anfang war ich beeindruckt von der Größe, von den verzierten, goldenen Stäben. Doch mit der Zeit, die wohl auf dem Kalender etliche, lange Augenblicke lang andauerte, jedoch gemessen an meiner Sehnsucht sie zu erfahren, nicht mehr als ein Lidschlag lang waren, begann sich dieses Gefängnis zu verändern. Ich verspreche euch. Was ich jetzt nach all der Zeit sehe, ist nur noch grau. Nichts ist geblieben vom goldenen Schein. Ich hänge in den Seilen meiner eigenen Sklaverei. Wahnwitzig, wenn man bedenkt, dass man versucht etwas zu beherrschen, was nicht zu zähmen ist. Sie, die Kreativität bedient sich keiner Belanglosigkeiten. Sie schöpft aus dem Großen, dem Kleinen, dem Unerwartetem, dem Lächeln der Welt, dem Herzschlag der Natur und doch, wenn man sie alle betrachtet, wird man sehen, dass alles für sich tausend mal schwerer für unsere Inspiration wiegt, als wir zugeben wollten. Entdeckt man diese Welt ist sie schillernd bunt. Man beobachtet sie, währenddessen die Feder nur so dahin gleitet. Quasi fast von alleine zu tanzen scheint.
Es gab Zeiten in denen mein Herz völlig an den Worten der Legenden und Geschichten zersprang oder bisweilen ersticken drohte. Sie, die Geschichten, lebten alle in mir. Tränen weinte ich mit den aus meiner Hand stammenden Figuren, Bestien, Fräuleins, Gentlemans, Weltverbesserern und bösartigen Feinden, aber Träne um Träne weinte ich jedes mal ein wenig mehr um die Zeit, die in der Sanduhr ablief. Die Zeit, des Verweilens zog sich jedes Mal ein weniger mehr zusammen. Das prächtige, goldene Gefängnis begann sich zu bewegen. Sich zusammen zu ziehen, enger zu werden. Jeden Tropfen Blut, den ich auf dem Papier vergoss, zog sich die Schlinge weiter zusammen. Jedes Lächeln und jede Liebe, die mit jedem Tag intensiver und tiefer werden zu schien, nahm wieder eine Sekunde meiner Sehnsucht. Jeder Tod der Erlösung für den Einen auf Papier war, erschoss in mir einen weiteren Teil, der aller wichtigstes Essenz meiner Selbst. Die MUSE. Ein störriges Miststück. Das ist keineswegs dahin gesagt. Sie ist wie eine willige Hure, bietet sie sich dir anfangs an. Sie begann mich mit Klängen zu umgarnen. Lieder, die unter die Haut gingen und Melodien, die mir eine Gänsehaut über den Körper jagten. Doch je öfter sie mir in dieser Gestalt erschien, ich mich ihr hingab, nahm das vollendende Zusammenspiel mit ihr, die Fülle der Welt in meiner Seele, ab. Die Finger nicht mehr willig zu übertragen, was sie versuchte mir zu flüstern. Bis die ersten Klänge keine Wirkung mehr zeigten.
Sie ist ein raffiniertes Mädchen und lies es vorerst natürlich nicht zu, dass ich als ihre Schöpferin in die Tiefe fallen würde und gab mir eine weitere Möglichkeit mir Antrieb zu holen. Diesmal waren es fleischgewordene Sünden, die Geschichten auf der Mattscheibe spielten und so Anregung entfachten. Und siehe da, die Seiten füllten sich wieder. Selbst neue Musik fand sich zum Schreiben. Ich war mir so sicher, dass sie jetzt mein wäre. Wir quasi eins. Doch diese kalte Bestie hatte mich getäuscht. Sich hinter einer schillernd bunten Maske versteckt und wisst ihr was, ich verrate euch die Wahrheit. Schaut nicht dahinter, dahinter findet ihr… Ein tiefschwarzes Nichts. Nicht mal eine hässliche Fratze. Ein Narben zerfetztes Gesicht? Nein, Nichts. Nada, da ist nichts.
Je mehr ich versuchte den Fluch aufzuhalten, etwas hinter der Maske zu finden, dessen ich dem Grund geben konnte, die Sehnsucht klein bzw. gestillt zu halten, so mehr begann ich in dem Treibsand von schwarzem Nichts zu versinken.
Noch heute besuchen mich gelegentlich, eigentlich öfters und das in den unpassendsten Momenten, prächtige Legenden in voller Blüte, doch die Feder weigert sich ohne Mademoiselle Muse auch nur ein Wort zu Papier zu bringen.
Ihr findet verrückt was ich sage? Das ist es! Den schreiben ist ein Fluch. Der Segen wartet nicht darauf eure Sünden zu tilgen, er braucht sich auf, noch bevor ihr auf ihn hoffen könnt.
Wisst ihr wie es mit Süchtigen ist? Wahnwitziger Weise entspricht diese haaregenau meiner Schreibensgeschichte.
Denn je mehr sie sich dem Genuss ihrer Sucht hingeben, desto mehr brauchen sie des selbigen Stoffes, um den gleichen Zustand zu erreichen. Jedes mal ein wenig mehr. Weil jedes mal die prächtige Welt an Farbe verliert.
Versteht mich nicht falsch meine inneren Melodien sind so stark, erdrücken mich gar. Schreien mich förmlich an, doch meine Hand, meine Feder fühlen sich dem nicht mehr gewachsen. Fühlen sich allein gelassen. Vermögen diese übermächtigen, prächtigen Melodien nicht mehr in Worte zu fassen, die ihrer würdig wären, obgleich mich im selben Moment abertausende Worte erschlagen.
Ich habe keinen Namen dafür. Ich benötige auch keinen. Ich brauch nur die Mittel, sie zu bekämpfen. Es gibt auch kein Heilung! Nur das erneute Aufstehen, der nächste Versuch wieder eins zu werden.
Und so wahr ich damals den ersten Satz aus meinem Herzen schrieb, so wahr und werde ich bis zum letzten Krieger in meiner Seele gegen diesen Fluch kämpfen und mit ihm Hand in Hand versuchen etwas noch Größeres zu erschaffen!