Gastbeitrag: Die Sache mit der Disziplin des Autors

Gastbeitrag: Die Sache mit der Disziplin des Autors

Zugegeben, ich bin wohl das schlechteste Beispiel einer Autorin, die sich zum Thema Disziplin äußern sollte, aber bisher hat mir nie jemand die Tipps gegeben, die ich gebraucht habe, um voran zu kommen. Autoren sind Kreative. Kreative sind sensibel und Sensible haben ein kleines Problemchen mit der Wahrheit. So wurde es mir oftmals gesagt, wenn man mich nach meinem Berufswunsch gefragt hat und ich mit „Autorin“ geantwortet habe. Und mir somit den halbstündigen Vortrag angehört habe, warum das ein ganz unpassender Beruf für mich wäre und warum ich nicht doch lieber Jura studieren oder zur Armee gehen möchte – oder im Notfall einen Arzt heiraten soll. 
Meistens kam mir trocken über die Lippen, dass Schreiben für mich mein Leben sei und ich sonst nichts habe, womit ich mich definieren kann. Eigentlich hat es auch gereicht, bis mir meine Freunde ehrlich und offen ins Gesicht gesagt haben, dass ich ja sowieso nichts fertig kriege und sie überhaupt nicht beurteilen könnten, ob ich gut oder schlecht wäre, weil sie nie eine Geschichte von mir gelesen haben. Recht haben sie und seit einer Weile befasse ich mich damit, warum das überhaupt so ist. 

Dieser Artikel beruht auf meinen Erfahrungen, ist frei interpretierbar und muss auf gar keinen Fall auf jede Person zustimmen.

Erfahrungen

Ich habe nach der Geburt meiner kleinen Schwester angefangen zu schreiben. Zu dem Zeitpunkt war ich dreizehn. Davor habe ich jede Menge gelesen, erst die Freche Mädchen – Bücher, dann Vom Winde verweht und schließlich bin ich über Paulo Coelhos Elf Minuten gestolpert, womit sich meine Welt und meine Ansicht auf Literatur und Wörter mit zwölf Jahren abrupt geändert hat. Für eine 12-jährige ist ein Roman über eine brasilianische Prostituierte wohl grenzwertig und dennoch hat meine Neugierde mich dennoch dazu angetrieben das Buch zu Ende zu lesen. Und nachdem meine Schwester dann geboren war, wollte ich schreiben – und das habe ich dann auch getan. Meine ersten Erfahrungen mit dem Schreiben habe ich mit FanFictions über Bella und Edward gesammelt, in der eine Menge Drama, Sex und Gekreische vorkam. Alles Dinge von denen ich keine Ahnung hatte. 
Die Sache mit der Disziplin, ja was ist es denn? Schreiben kann man eigentlich nur 100%ig mit Leidenschaft über etwas, das man erlebt hat oder mit dem Thema in Berührung gekommen ist. Oder natürlich, wenn man genügend Recherche betrieben hat. Im Alter von Dreizehn kümmert sich wohl kaum ein Teenager um tiefgründige Recherche. Und das ist auch gut so. Mit Erfahrungen meine ich nicht Lebenserfahrungen, obwohl diese sicherlich auch sehr wichtig sind, sondern ich möchte damit ansprechen, dass man sich nicht verbessern und weiterentwickeln kann, wenn man sich nur mit Recherche beschäftigt. 
Mein Tipp: Sammle Erfahrungen mit dem Schreiben, so findest du deinen Rhythmus – Schreibst du lieber tagsüber oder nachts? Was motiviert dich – Kaffee? Schokolade? Musik? Schreibe soviel du möchtest und entdecke so, was dich anspornt ein Gedicht, eine Kurzgeschichte oder ein Kapitel deines Romans zu beenden. 

Feedback

Als ich angefangen habe zu schreiben, habe ich mit einem BÄÄM geendet und es online auf einer Plattform hochgeladen. Die sind wunderbar, um sich schreibtechnisch gesehen weiter zu entwickeln. Dies kann ich jedem nur empfehlen, aber oft reicht es auch aus, wenn man Freunden oder Familienmitgliedern etwas vorliest. Sie geben oft gute Tipps und sagen einem, wie gut deine Geschichte ist. 
Motivation braucht man, das ist richtig. Aber Ehrlichkeit auch. Damit möchte ich nicht sagen, dass die Geschichten, die du verfasst hast, nicht gut sind – denn ich kenne sie nicht! Was ich allerdings zum Ausdruck bringen möchte, ist, dass Kritik von jemandem, der dich gern hat, oft sanfter ausfällt und dir eventuell nicht die richtigen Tipps gibt, die du vielleicht brauchst, um dich weiter zu entwickeln.

Mein Tipp: Such dir jemanden, den du nicht so gut kennst, einen Bekannten, eine Lehrerin, dein Professor oder einen Nachbarn. Wenn jemand deine Geschichten liest, ist das ein völlig anderes Gefühl beim Schreiben. Plötzlich hat man ein Publikum, das sich über den Stand der Geschichte erkundigt. Ich persönlich werde immer ermutigt, wenn die Freundin meiner Mutter mir eine E-Mail geschrieben hat und wissen möchte, wann sie denn jetzt wieder etwas Neues von mir zu lesen bekommt. 


Kleine Belohnungen

Mein Tipp: Mit kleinen Belohnungen ermutigst du dich dazu an einer Geschichte weiterzuschreiben, da man auf die Planung, Erstellung und Ideensammlung schon so viel Zeit verwendet hat, da wäre es zu schade, die Geschichte aufzugeben. Wenn du also ein Kapitel deines Romans fertig geschrieben hast, gönn dir selbst etwas – kaufe dir ein Buch, das länger auf deiner Wunschliste steht oder nimm eine Schreibauszeit und mache einen Filmabend. 

Schreibst du für dich?

Als ich angefangen habe FanFiction zu schreiben, habe ich nicht für mich geschrieben. Meine erste Geschichte hieß All that Bella wants, mit der Zeit hat sie sich so sehr verändert und auch ich habe mich verändert. Nicht nur meine Rechtschreibung ist besser geworden, ich habe mehr gelesen und Lebenserfahrung gesammelt, und bin mir darüber im klaren geworden, dass ich für mich selbst schreibe. All die Geschichten, die ich aufschreibe, stammen aus meinem Herzen. Sie geben mir am Tag ein paar Stunden Zeit ein aufregendes Leben zu führen, mit meinen Charakteren Dinge zu erleben, die ich nie persönlich erleben werde oder meine Figuren helfen mir, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Oftmals, nachdem ich eine Geschichte beendet hatte, hat sich meine Sicht gegenüber einem Thema verändert. Ich verurteile nicht mehr so viel, ich bin nachsichtiger geworden, ehrlicher, ruhiger und geduldiger. Ich schreibe für mich,  weil ich mich mit jedem Wort, das auf meinem Bildschirm erscheint, weiterentwickle.

Das sind meine Gründe für das Schreiben. Natürlich würde ich mich freuen, wenn meine Werke eines Tages veröffentlicht werden – das ist mein Traum. Geschichten zu erzählen, die andere berühren. Der Ansporn für mich ist nicht etwas zurück zu bekommen, sondern anderen etwas zu schenken. Das ist in unserer heutigen Welt sehr wichtig. In unserer literarischen Welt. Wenn man sieht, welcher schlecht geschriebenen und unausgereifte Geschichten mittlerweile veröffentlicht werden, vergisst man manchmal wie wichtig eine einzelne Geschichte sein kann und wie sehr sie Menschen berühren kann.

Disziplin fliegt nicht auf einen zu. Man muss sie sich hart erarbeiten. Letztendlich kann das nur jeder für sich allein – auf seinem ganz eigenen Weg. Es gibt keine Worte für jemanden, der die Motivation verloren hat. Aber das ist die Sache: Was man verliert, findet man auch oft wieder. Deine Werke sind nicht schlechter als andere. Glaube an dich selbst, das ist das einzige, das zählt.

Mein Tipp: Wenn du schreibst, schalte deinen Kopf ab und dein Herz ein. Du wirst erstaunt sein, zu was du alles fähig bist, wenn du mit deinem Herzen schreibst.


Gastautorin: Laura Kleinschmidt

Mein Name ist Laura, ich bin achtzehn Jahre jung und wohne im verschneiten, eisig kalten Kanada. Wenn ich nicht gerade vor meinem Laptop sitze und mir Geschichten ausdenke, dann verbringe ich Zeit mit meiner Familie, knuddele meinen Hund oder verbringe Zeit mit meinen Freunden. Ich habe eine Vorliebe für Filme, manchmal Romanzen, aber am allerliebsten Komödien und Thriller. Wenn ich nicht lese, habe ich das Gefühl, dass ein Teil von mir fehlt. Meine Lieblingsautoren sind Laura Whitcom und Frank Schätzing. Meine Vorbilder sind jedoch meine Eltern. Wenn ich den Abschluss gemacht habe, möchte ich Kriminologie studieren und Drehbücher verfassen. Momentan tippe ich an meinem nächsten Projekt. Mehr über Laura erfährst du auf ihrem Blog.

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