Humor in Geschichten

Humor in Geschichten

Dass ausgerechnet ich einen Text über Humor in Geschichten schreibe, ist schon ironisch. Wer mich kennt (ob privat, über Facebook oder durch meine Blogbeiträge) weiß, dass ich nicht zum Lachen in den Keller gehe. Aber lese ich im Geschäft auf dem Buckrücken eines Romans, dass er lustig ist, lasse ich ihn wie eine heiße Kartoffel fallen und verlasse fluchartig den Laden. Warum? 

Weil mir noch nie ein als „witzig, komisch, lustig, tralalalala…“ bezeichnetes Buch gefallen hat. Natürlich habe ich schon beim Lesen lachen können, doch das waren keine Geschichten, die es wirklich drauf angelegt haben. Der Humor war dezent platziert und für mich persönlich liegt da das Geheimnis einer lustigen Geschichte.

Irgendwer sagte mal, dass es die größte Kunst ist, einen Menschen zum Lachen zu bringen. Eine spannende Geschichte kann jeder erzählen, aber den Leser zu amüsieren ist schon wieder etwas anderes. Besonders, da viele Witze visuell besser funktionieren, als auf einem Stück Papier. Stell dir eine Folge „The Simpsons“ als Kurzgeschichte vor. Oder „Die nackte Kanone“ als Roman. Oder deine liebste Komödie. Schreibe die lustigen Szenen in deinem Kopf, wie eine Szene in deinem Buch.

Es ist nicht unmöglich, aber schwierig, oder? Der Humor funktioniert plötzlich anders. In Filmen wird oft mit Gestik und Mimik gearbeitet. Viele Gags sind wegen der Schauspieler so gut oder weil es eben lustig anzusehen ist. Aber langweilig zu lesen.
Wie du mit Humor in deiner Geschichte umgehst, hängt von deinem Geschmack und deinem Stil ab. Ich kann hier nur ein paar Tipps geben, die für mich funktionieren und hoffen, dass es dir hilft. Vielleicht hast du noch nie mit Humor in Texten gearbeitet oder es versucht und aufgegeben.
Letzteres ist mit mir auch öfter passiert. Ich wollte eine witzige Geschichte schreiben, fühlte mich dann aber alle fünf Zeilen gezwungen, einen Witz zu machen und das ist furchtbar, denn so fällt einem nur Quatsch ein.

Also bin ich anders an die Sache herangegangen. Ich schreibe wie immer, aber irgendwann geht mir da dieser beknackte Gedanke durch den Kopf und ich denke: „Das kann ich nicht schreiben!“
Und dann schreibe ich es. Ob wer drüber lachen kann? Oft bin ich mir nicht sicher, aber Humor funktioniert gut, wenn er unerwartet kommt und sorgt beim Leser für ein angenehmes Gefühl.

Nehmen wir mein Lieblingsgenre Horror. Es gibt viele, gute Horrorkomödien und der amerikanische Autor Jeff Strand ist bekannt dafür, seine Bücher und Geschichten mit etwas Humor zu würzen, obwohl er über Monster und Psychopathen schreibt. Aber bei seinem Buch „Pressure“ hab ich mich kaputt gelacht. Das eine Kapitel endet düster, das nächste beginnt mit einem Brüller. Der Leser rechnet nicht damit und die Spannung löst sich etwas.
Nehmen wir ein Bikinimädchen auf der Flucht (Hey, das ist mein Beitrag und wenn ich sage, da läuft ein Bikinimädchen, dann läuft da ein Bikinimädchen!) vor einem verrückten Bademeister (Und schon ergibt der Bikini Sinn, was?). Sie läuft, läuft, läuft… läuft… läuft… läääuft… läääääääuuuuuft…
Irgendwann ist es nicht mehr spannend, oder? Also bauen wir einen Gag ein. Es reicht eine Kleinigkeit. Sie fürchtet um ihr Leben und freut sich darüber, dass sie wenigstens den Mathetest von morgen nicht mehr mitschreiben muss, oder so etwas. Der Leser ist überrascht, kann vielleicht darüber lachen und die Szene wird danach langsam wieder spannend.
Oder machen wir einen Abstecher ins Fantasygenre und lassen einen Zauberer gegen einen Drachen kämpfen. Das zieht sich jetzt über mehrere Seiten, es ist spannend, aber irgendwann wirkt es auch gestreckt. Also macht der sonst so bierernste Zauberer einen trockenen Spruch (Oder der Drache, wenn er sprechen kann.).

Wenn der Leser nicht damit rechnet eine lustige Geschichte zu bekommen, funktioniert sie am besten. Aber man darf es nicht übertreiben, denn gleichzeitig könnte der Leser enttäuscht werden, weil er etwas anderes erwartet hat.
Überleg, ob dir die Szene gefallen würde, wenn du das Buch liest. Sie wird auf dich eine andere Wirkung haben, als auf den unvorbereiteten Leser, aber das haben auch Twists in der Handlung, weil du weißt, dass sie da sind. Bist du mit der geschriebenen, lustigen Stelle zufrieden, lass sie drin. Du wirst überrascht sein, wie oft so etwas gut ankommt. Und zwing dich nicht lustig zu sein. Mach es wie sonst auch und versuch einfach eine gute Geschichte zu erzählen. Lass die Ideen von alleine kommen.
 

3 Gedanken zu „Humor in Geschichten

  1. Danke! Wenigstens bin ich nicht allein mit dem Gedanken, dass es mega schwierig ist, absichtlich humorvolle Geschichten zu schreiben. 😀
    Der Humor kommt beim Schreiben … oder halt auch nicht. Ich find Parodien manchmal ganz lustig, aber an vielen Stellen wirkt es tatsächlich ein wenig gezwungen, da ist mir ein unerwarterter Lacher zwischendurch echt lieber.
    Wer aber Humor scheinbar echt gut drauf hat ist Mark-Uwe Kling in den Känguruh Chroniken, so wie mir scheint. Ich hab noch nicht das ganze Hörbuch gehört, bisher nur Ausschnitte, aber ich find's echt witzig. Ich glaub trockener/schwarzer Humor wirkt beim Lesen deutlich besser als "platte" Witze.

  2. Ich persönlich habe mich bei der "Bartimäus" Saga kaputtgelacht.
    Ich muss aber dazu auch sagen, obwohl die Bücher durchaus dramatische und spannende Aspekte haben, werden sie mir auch immer als eine Art Schurkenkomödie in Erinnerung bleiben. Man muss sich halt als Autor überlegen ob man das will.

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