Inspiration und wo sie zu finden ist

Inspiration und wo sie zu finden ist

Inspiration, die = schöpferischer Einfall, Gedanke; plötzliche Erkenntnis; erhellende Idee, die jemanden, besonders bei einer geistigen Tätigkeit, weiterführt; Erleuchtung, Eingebung (duden.de)

Inspiration fliegt den Autoren ganz alleine zu, deshalb sind sie doch Autoren, oder?

Nun, sicher hat jeder von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, dass die neuen Geschichten wie von selbst im Kopf und auf dem Papier Gestalt annehmen. Man hat Ideen, die einem im Kopf herumspuken und Szenen, die man nur zu gerne zu Papier bringen möchte und kann. Aber dann gibt es da diese Tage, an denen man sich an sein Werkzeug setzt – seien es Stift und Block, der Laptop oder gar die Schreibmaschine – und es geht einfach nicht voran. Es ist frustrierend, weil man doch endlich Zeit hat, sich dem Ideenfinden zu widmen, was für in Vollzeit Arbeitende, Studierende, Schüler u.a. sowieso schon schwierig genug ist, und dann klappt es nicht.
Was kann uns Autoren also dabei helfen, unseren Gedanken wieder freien Lauf zu lassen, sie nicht vor einem weißen Papier erstarren zu lassen und sie aus ihrem eigenen Gefängnis der Tristesse zu befreien?

Viel zu schreiben bedeutet meist, sich zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Rhythmus hinzusetzen und in die Tasten zu hauen, um z.B. eine bestimmte Seitenzahl (s. Thomas Williams 100 Seiten to go) in einer vorgegebenen Zeit zu schaffen.

Bei der Inspiration für neue Geschichten – so habe ich das gemerkt – funktioniert das aber überhaupt nicht. Ich persönlich kann mich nicht jeden Tag für eine Stunde hinsetzen, um kreative Ideen zu sammeln und mich täglich zu einem bestimmten Zeitpunkt von etwas Ausgewähltem inspirieren zu lassen. Im Gegenteil, wenn ich einen bestimmten Rhythmus für Ideenfindung ansetze, verwelke ich wie eine Blume, die in der Hitze der Sonne (in diesem Fall wären das die Erwartungen an mich selbst) zergeht. Es fehlen Spontaneität, Abwechslung und Freiraum.

Mögliche Lösung

Um das zu erreichen, gibt es eine ganz simple Lösung: Raus aus dem Alltag und hinein in die Abenteuerwelt. Welche Abenteuerwelt fragt sich der ein oder andere jetzt sicher … Nun, es gibt bestimmt den ein oder anderen Fleck in eurem Heimatort oder der nächstgelegenen Stadt, in der ihr euch bisher noch nicht herumgetrieben habt. Demnächst steht ein Urlaub an? Egal wohin es für euch geht: Warum nicht dort das strikte Sightseeing-Programm oder den Strandplan vernachlässigen und stattdessen einfach für ein paar Stunden dorthin wandern, wo euch euer Bauchgefühl führt? Unser Gehirn denkt ständig in Mustern und folgt bestimmten Routinen, denen es nur schwer entkommen kann. Mit aus unserem Alltag losgelösten Aktionen können wir unserem Kopf dabei helfen, sich neue Impulse zu holen und all die neuen Erlebnisse, die für unser Gehirn kein Gefühl von Regelmäßigkeit oder Monotonie vermitteln, aufsaugen zu können. Bei Wissenschaftlern spricht man dabei von „divergenten Denkprozessen“, wenn man also nicht analytisch, sondern abschweifend und sich mit scheinbar belanglosen Themen beschäftigt, also kreativ vorgeht. Diese Fähigkeit besitzt jeder Mensch, doch können wir mit bestimmten Aktionen diese Form des Denkens unterstützen. Besonders wenn uns etwas in Hochstimmung versetzt, kann unser Gehirn kreativ wirken. Schlechte Laune dagegen unterstützt eher die konvergenten (analytischen) Denkprozesse. Schon die Abweichung der alltäglichen Route zur Arbeit, Schule o.ä. kann in unserem Gehirn zu neuen kreativen Prozessen führen, die die Inspiration für eine Geschichte fließen lassen können.

Ein Städtetrip als Beispiel

Erst vor wenigen Wochen habe ich einen Städtetrip nach London gemacht. Die Wochen davor liefen eher schwierig, was die Inspirationsfindung anging. Ich hatte zwar einen schemenhaften Plan, einen Wunsch, welche neue Geschichte ich ungefähr auf die Beine stellen wollte, doch weder die Figuren noch das Setting nahmen Gestalt an. Also ließ ich das Skizzieren sein, packte meinen Rucksack und stieg in den Flieger nach London. Die ersten Tage war ich so beschäftigt, mir verschiedene Sehenswürdigkeiten, Museen und Parks anzusehen, dass ich gar keine Zeit hatte, um mir irgendwelche Notizen zu machen. Aber genauso wenig machte ich mir Gedanken über meine Inspirationsblockade.

Und dann, ganz plötzlich, ging der Knoten auf, als ich durch die alten Straßen Londons wanderte und mich insgeheim fragte, ob da nicht noch mehr zu entdecken ist. Schließlich kennt fast jeder die magische Geschichte von Joanne K. Rowling, die während ihrer Zeit bei Amnesty International in ihren Mittagspausen durch Londons Gassen wanderte und so die perfekten Nischen für so manch einen zauberhaften Ort fand (Grimmauld Place, Gringotts, Nokturngasse uvm.) und schließlich mit Harry Potter die wohl erfolgreichste Buchreihe der Welt schrieb. Dieses Aha-Erlebnis hat mir die Augen geöffnet: Wieso sollte ich nicht in meiner eigenen Heimatstadt nach solch verborgenen Gassen und Gebäuden suchen, deren Mysterien und Geschichten ich in meinem neuen Buch verarbeiten könnte? Warum nicht einfach mal durch die eigentlich bekannten Straßen meiner Heimat wandern, und sich treiben lassen, hin zu jenen Orten, an die mich meine Füße noch nicht getragen hatten? Und plötzlich spürte ich die Flamme der Neugier und die aufkeimende Inspiration in mir aufsteigen. Ich hatte einen Plan, ein Ziel, das es zu verfolgen galt.

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland, setzte ich die neu geschöpfte Energie gleich für die Recherche ein: Ich machte einen Spaziergang durch die Altstadt Münchens, schnappte mir einen alten Stadtplan und gleichzeitig bestellte ich mir einen Haufen Bücher aus der Bayerischen Staatsbibliothek rund um Münchner Stadtlegenden, um die Orte mit bereits bestehenden Legenden anzureichern und dieses neue Wissen als Grundlage für meine eigene Geschichte zusammenzusetzen.

Was soll ich sagen? Seit meiner Reise, dem – wenn auch kurzen, aber intensiven – Fliehen aus meinem monotonen Alltag, sprudeln meine Ideen für eine neue Buchreihe nur so vor sich hin. Ich kann gar nicht mehr aufhören, Notizen zu machen und meinen Figuren und deren Hintergrundgeschichte weiter auszubauen. Manchmal braucht es gar nicht viel, um sich eine neue Inspiration zu holen. Ein Museumsbesuch, ein Musical oder Theater oder einfach das Durchstreifen bisher unbekannter Gassen sowie anderer Orten und schon lösen sich die starren Knoten, die sich zuvor im Kopf gebildet hatten.

Fazit

Veränderung tut uns gut, löst unsere strikten Denk- und Handlungsweisen und ermöglicht es uns, kreativ zu sein. Nicht jeder braucht das. Nicht jeder möchte das. Aber für den ein oder anderen kann es einen Durchbruch bedeuten, der uns zu neuen Schauplätzen, neuen Figuren und letztlich vielleicht sogar zu neuen Buchzyklen führen kann.

Was sind eure Erfahrungen mit der Inspiration? Habt ihr bestimmte Dinge, auf die ihr schwört, die ihr besonders reizvoll findet? Was tut ihr, wenn ihr kreativ sein wollt, aber merkt, dass die Handbremse gezogen ist? Teilt doch eure Erfahrungen mit anderen Schreibnachtlern in unserem Forum und helft euch gegenseitig, neue Wege zur Inspiration zu finden!

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