Meet the Schreibnacht-User: Interview mit Manuela Sonntag
Am Ende des Monats stelle ich euch noch eine zweite Userin des Schreibnacht-Forums vor: Manuela Sonntag. Aber ich warne euch: Vielleicht habt ihr nach dem Interview genauso viel Lust wie ich, sie über Geschichte(n) auszufragen und sie auf einen Kaffee in Aachen zu treffen. Aber zunächst wünsche ich euch viel Spaß dabei, Manuela ein bisschen besser kennenzulernen.
Hallo! Ich freue mich, dich an diesem Sonntag interviewen zu dürfen! Im Forum kennen dich alle als “Manuela Sonntag”, aber viele kennen dich vermutlich noch nicht. Magst du dich für all unsere Magazinleser:innen einmal vorstellen?
Ja klar, ich versuche es zumindest, ich bin oft nicht so gut darin mich kurz zu fassen… Also, mein Username – Manuela Sonntag – ist tatsächlich mein richtiger Name und ja, ich glaube ich habe so ziemlich jeden Witz schon gehört keine Sorge! 😉 Ich bin Jahrgang 1983 und wohne mit meinem Mann und Haustieren in Aachen, wo ich auch geboren bin und studiert habe (Englisch, Geschichte und Philosophie, kann man zusammenfassen als “wie man zuviele Bücher liest” :joy: ). Zum Forum bin ich tatsächlich durch den Twitter Hashtag gekommen – nachdem mich meine Freunde so ca. 5 Jahre lang bearbeitet haben, dass Twitter irgendwie doch cool ist, war das einer der Punkte, an denen ich zugeben musste, dass sie Recht hatten. Ich schreibe eigentlich schon ewig, aber habe im Studium damit aufgehört und erst 2010 nach meinem Abschluss wieder ernsthaft angefangen, aber der Austausch mit anderen Schreiber*innen hat mir irgendwie gefehlt. Das hat sich definitiv durch die Schreibnacht geändert! 🙂
Ha! Wir haben Gemeinsamkeiten! Aachen, Philosophie, Geschichte. Bevor wir unsere Leser:innen jetzt mit historischen Fakten und meiner Liebe zu Aachen volltexten, gehe ich lieber weiter. Du sprachst vom Austausch mit anderen Schreiber:innen. Welche Möglichkeiten des Austauschs nutzt du denn besonders gern im Schreibnacht-Forum – und warum?
Haha, oh ja, das sollten wir besser nicht anfangen, wenn der Historische Anekdoten-Modus einmal eingestellt ist, machen wir sonst nichts anderes mehr… ? Ich treibe mich im Forum eigentlich meistens in der Schreibmotivationsecke herum, wo jeder einfach mal erzählen kann, was er den Tag über so vorhat – Schreibbezogen oder auch einfach so. Die Gewissheit, dass man mit seinen Motivatins-Up&Downs nicht alleine ist und dass gleichzeitig überall andere Menschen auch an ihren Manuskripten arbeiten, motiviert mich ungemein. Außerdem habe ich durch das Forum Schreibabenteuer kennengelernt (auch wenn ich nicht sooft teilnehme, wie ich gerne wöllte…), eine geniale Erfindung, die vor allem mein Rollenspieler-Herz erfreut! 🙂 Und ich habe außerdem dieses Jahr mein erstes CampNaNo bestritten, was ich vermutlich ohne das Forum auch nicht getan hätte, aber was superviel Spaß gemacht hat!
Da geht es mir wie dir. Ich schaffe es derzeit auch kaum, an all den Schreibabenteuern teilzunehmen, wie ich es gerne möchte. Ich finde es auch gut, dass man sich sowohl über Ups als auch über Downs im Autor:innenleben im Forum austauschen kann. Hast du ein Highlight oder irgendein besonderes Erlebnis deines Autor:innenlebens, das du mit der Schreibnacht verbindest?
Hmm, ja, ich glaube, ich muss da nochmal erzählen (habe ich in meinem “Erfolgsgeschichten” Post zum Buch damals auch schon), dass ich mit der Hilfe aus dem Textkritik-Unterforum tatsächlich zum 1. Mal in meinem ganzen Autor:innendasein einen Klappentext fabriziert habe, mit dem ich zufrieden war…
Klappentexte – oder überhaupt Zusammenfassungen von Geschichten, es müssen nicht mal meine eigenen sein – sind so die Geißel meiner Existenz, aber die Rückmeldungen, die ich im Forum bekommen habe, waren alle sehr konstruktiv (und mein 1. Entwurf war noch sehr naja) und super hilfreich. Ich war früher schon in anderen Email-Listen (als sowas noch “in” war), wo es um Textkritik ging, aber der Umgangs- und Kritikton war meistens von sehr viel Besserwisserei und teilweise sogar Herablassung geprägt, so dass ich meistens schnell wieder ausgestiegen bin. In der Schreibnacht habe ich noch nicht eine unschöne Diskussion erlebt und das ist für das Internet glaube ich schon wirklich erstaunlich. 😉 Ich bin sehr dankbar, dass das Team diese Atmosphäre geschaffen hat!
Das freut mich sehr! Es ist uns als Team ein Anliegen, dass sich alle wohlfühlen. Apropos Wohlfühlen. Welchen Teil des Geschichtenerzählens magst du am liebsten? Du hast ja gerade schon etwas zu deinem Umgang mit Rückmeldungen verraten, aber was magst du besonders gerne am Schreibprozess?
Ich bekomme super gerne Feedback von meinen Testlesern und überarbeite auch super gerne – zumindest die großen, inhaltlichen Überarbeitungen, bei denen man wirklich das Gefühl hat, dass man aus dem rohen Tonklumpen, den man auf die Seite geworfen hat, jetzt tatsächlich etwas Schönes formt, dass einen Sinn und einen Plan hat. Die letzten Überarbeitungen, wo es nur noch um Kommafehler geht und man seinen eigenen text schon nicht mehr sehen kann, weil man ihn so oft lesen musste, sind dann wieder nicht so meins, aber alles in allem ist Überarbeiten trotzdem mein Lieblingsschritt zusammen mit der Ideensammlung ganz am Anfang eines Projekt, wo noch alles unklar und aufregend ist. Das Schreiben zwischendurch macht schon auch Spaß, aber ist manchmal auch echt schwierig, von daher gibt’s dafür nur Platz 3! 🙂
Wie spannend, dass du die Überarbeitung so gerne machst! Das ist so der Part, den ich immer vor mir herschiebe. Mein Fokus liegt meist beim Schreiben und der Planung. Viele Autor:innen achten beim Schreiben ja darauf, dass sie Themen, die ihnen am Herzen liegen, in ihren Geschichten vertiefen. Machst du das auch – und wenn ja, welche Themen sind das?
Das stimmt, wobei mir meistens auch erst beim Überarbeiten auffällt, was die Themen in einer Geschichte sind – dann versuche ich auch oft, das noch ein wenig zu vertiefen. Ich stelle fest, dass meine Geschichten oft zwischen Geschichts-Fanfiction und Realität+ schwanken, also irgendwas mit Historie zu tun haben, aber auch fast immer irgendein übernatürliches oder magisches Element. Ich schätze dieser Zusammenklang von Bekanntem und Unbekanntem ist einfach etwas, das mich fasziniert. Außerdem sind viele meiner Held*innen irgendwie Vertriebene oder werden in eine Autorität geworfen, die sie eigentlich nicht wollten – also scheinbar faszinieren mich auch die Fragen, wie man sein “Zuhause” definiert und/oder mit seiner Macht umgeht. Das sind zumindest wiederkehrende “Trends”, die ich beobachte, aber eigentlich nie wirklich am Anfang plane… 😉
Das ist spannend. Da sind wir ja schon sehr nah an deinen Geschichten dran. In welchen Genre bist du unterwegs und woran schreibst du gerade?
Puh Genre, das ist immer eine schwierige Frage für mich! 😉 Also mein letztes Buch war ein Genre-Mix aus Krimi, Historienroman, modernem Retelling und Magie…aber ganz so schlimm wird es zum Glück nicht immer! Momentan arbeite ich an meiner ersten Fortsetzung und zwar für meine High-Fantasy Geschichte “Krieg den Schatten” und habe grade die 50% Marke überschritten (also zu spät, um sich noch umzuentscheiden…).
Elysion – also die Welt, in der meine Fantasy-Geschichten spielen – habe ich vor einer Ewigkeit entwickelt, als ich noch zur Schule ging, weil ich es doof fand, dass so viele High-Fantasy Geschichten fast vollständig ohne Frauen auskommen. Nach meinen ersten “Textkritik” Erfahrungen habe ich die Geschichten aber wieder in die Schublade gelegt, weil man mir damals (in den frühen 2000ern) leider zu glaubhaft versichert hat, dass niemand Fantasy mit Frauen lesen will. Das hat dann über 10 Jahre gedauert, bis ich die Geschichte wieder ausgegraben habe, aber ich habe es bis heute offensichtlich nicht bereut. 🙂
Das ist das Wichtigste! Das Schreibnacht-Forum bietet dir eine Möglichkeit, dich auszutauschen. Aber die meisten Menschen beschäftigen sich ja nicht nur mit dem Schreiben. Hast du andere Hobbys, die dich als Person prägen oder die dir besonders viel Spaß machen?
Also in meiner Unizeit habe ich Studententheater gespielt, das hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht und war auch nochmal eine andere Art sich mit Geschichten auseinanderzusetzen – Lesen als Hobby für Autor*innen ist ja irgendwie fast schon selbstverständlich, denke ich mal… 😉 Seit meinem Abschluss sind wir in eine Wohnung mit Garten gezogen, was auch ein neues Hobby-Potential eröffnet hat, außerdem haben wir seit ein paar Jahren nicht nur Katzen, sondern auch 2 Hunde, was zusätzlich dazu führt, dass man raus in die Natur kommt. Ich war früher ein ziemlicher Stubenhocker, aber merke doch, dass mir da etwas gefehlt hat, seit ich regelmäßig mit den Händen in Blumenerde stecke, oder mit den Stiefeln im Schlamm mitten im Wald.
Ich liebe den Wald, kann das also nachfühlen. Kommen wir zur letzten Frage: Welche Schreibnacht ist dir besonders gut in Erinnerung geblieben – und wieso?
Hmm … ich denke meine 1. tatsächlich, weil ich sofort das Gefühl hatte das Konzept zu verstehen und sich der Motivationsschub von “Oh wow so viele Leute arbeiten jetzt auch gerade an ihren Geschichten, Wahnsinn!” sofort eingestellt hat. Ich kann mich sogar noch an die allererste Aufgabe erinnern: Da ging es darum eine Pride-Flagge in die Geschichte einzubauen und die ist in “Die Versammlung” – dem Krimi-Historien-Dings, das ich oben erwähnte – bis heute zu finden! 🙂
Das ist sehr cool! Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen und meine Fragen beantwortet hast.
Danke, dass ich dabei sein durfte, es hat sehr viel Spaß gemacht!
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Twitter: @manuela_sonntag
YouTube: Manuela Sonntag