Protagonisten, Hauptcharaktere, Nebenrollen – Was ist das eigentlich?
Eigentlich beantwortet sich die Frage da oben von ganz alleine, oder?
Aber vielleicht hilft euch dieser Text, eure Figuren mit anderen Augen zu sehen. Jeder von uns weiß, dass der Hauptcharakter (Manchmal gleichzeitig die Titelrolle), der Held des Geschehens ist. Er kommt, sieht und siegt. Unterwegs gräbt er ein paar Schönheiten an, klopft dumme Sprüche und betrachtet sich grinsend im Spiegel. Prinz Charming halt.
Aber was wäre der Held, ohne die Nebenrollen? Genauso blass wie die gesamte Geschichte. Und wenn wir uns mal an das eine oder andere Buch oder irgendwelche Filme erinnern, stellen wir mit Sicherheit fest, dass da ganz oft Nebenrollen waren, die uns besonders im Gedächtnis geblieben sind. Ohne sie wäre das Buch nicht das gleiche gewesen.
Nebenfiguren sind gut, da sie immer wieder für Abwechslung zu sorgen. Unseren Helden haben wir bereits genauestens beschrieben und wir begleiten ihn den Großteil unserer Geschichte, aber da ist noch diese andere Figur, die immer mal wieder reinschaut, unseren Prota vielleicht auch begleitet, jedoch immer etwas im Hintergrund steht. Auch kann die Nebenrolle dazu dienen, die Geschichte zu erzählen. Wie zum Beispiel in „Faustus“ von Kai Meyer, in welcher Christof von seinem Meister erzählt. (Oder nehmen wir den Cowboy an der Theke bei „The big Lebowski“, falls euch das eher etwas sagt)
Besonders dieses Stilmittel ist noch recht unverbraucht und sorgt für Abwechslung. Es ist keine einfache Erzählung mehr, in der wir unseren Helden von A nach B schicken. Unser Nebencharakter erzählt die Geschichte auf seine Art und Weise. Mehr können wir uns gar nicht in ihn hineinversetzen. Oft werden Nebenrollen die heimlichen Helden von Geschichten und wir erinnern uns lieber an sie, als an den Helden.
Unser Held ist es aber, der die Last der Geschichte auf seinen Schultern trägt. Wir lernen ihn kennen, schicken ihn ins Abenteuer und am Ende ist er ein anderer Mensch. Wir fordern unseren Hauptcharakter, tun ihm schlimme Dinge an. Er muss eine Wandlung mitmachen, um interessant zu bleiben, denn wir begleiten ihn von Anfang bis Ende. Als Leser über Stunden und Tage hinweg. Als Autor oft über Jahre. Die Nebenrolle kann unangetastet bleiben, muss sie aber nicht. Das entscheidet sich am besten dadurch, wie groß ihr Part in der Geschichte ist.
Es kann natürlich auch mehrere Nebenrollen geben, jedoch sollte es überschaubar bleiben. Es nervt, wenn man sich als Leser ständig ins Gedächtnis rufen muss, wer denn gleich noch mal all diese Leute waren. Als Autor haben wir sie ständig im Kopf und vergessen sie nicht so schnell, der Leser legt das Buch jedoch immer mal wieder zur Seite und taucht erst Stunden später wieder in die Geschichte ein, während wir noch beim Abwasch, dem Sortieren unserer Socken und im Bett beim Einschlafen an sie denken.