Der Antagonist | Sympathie für den Teufel

Der Antagonist | Sympathie für den Teufel

Wir sind uns bestimmt alle einig, dass eine Geschichte einen interessanten Helden braucht. Aber was wäre ein solcher, ohne einen glaubwürdigen Gegner? Jemand, der ihm die Stirn bietet, immer drei Schritte voraus ist und bis zum Schluss dafür sorgt, dass die Handlung spannend bleibt?

Früher hat es gereicht einen Wissenschaftler vor sein Burgfenster zu stellen und ihn bei Gewitter wie irre lachen zu lassen, aber die Zeiten haben sich geändert. Heute sind Schurken oft so beliebt wie die Helden selber. Sie mutieren oft geradezu zu Antihelden. Die Helden sollen den Schurken einfach nur hassen, doch das Publikum muss auch eine Bindung zu ihm herstellen können.  Es gibt doch nichts schlimmeres, als über eine Figur zu lesen, die ihr nicht ausstehen könnt, weil sie langweilig ist, oder?

In der Literatur gibt es sehr viele, bekannte Schurken. Dracula, Mr. Hyde, Lord Voldemort. Und im Grunde hat jeder von ihnen eine Eigenschaft, die wir nachvollziehen können? Dracula entdeckt in Mina Harker das Ebenbild seiner verstorbenen Geliebten und um wieder mit ihr zusammen sein zu können, muss er sie zu seinesgleichen machen. Jonathan Harker ist einer der Helden der Geschichte, der dies nicht zulassen will. Und irgendwo würden wir es beiden gönnen sein Ziel zu erreichen. Dracula will in diesem Fall nichts weiter, als wieder mit seiner Liebe vereint zu sein, anstatt auf ewig ein einsames Dasein zu führen.

Und ist es nicht das, wo viele Menschen hinter her sind? Ein friedliches, glückliches Dasein? Im Grunde können wir Draculas Beweggründe nachvollziehen und da liegt der Punkt. Menschen haben viele gemeinsame Wünsche und Ziele. Wer möchte nicht gerne den Weltfrieden, Krankheiten heilen oder ein Königreich regieren? Nur gehen Schurken dabei gerne mal den falschen Weg. Sie glauben genau das richtige zu tun, aber ihre Mittel sind zu extrem. Dabei bleibt die Frage nach dem warum oft auf der Strecke, denn Schurken haben vielleicht weniger Platz in der Geschichte, als der Held, doch sie brauchen ebenso eine Hintergrundgeschichte. Schreibt diese erst einmal für euch selber auf. Ihr müsst in der Handlung nicht alles verraten, denn die Figur soll ja auch etwas mysteriös wirken. Aber so wirkt sie für euch schon einmal dreidimensionaler.

Gute Schurken haben meistens auch Schwachstellen und damit meine ich nicht einen eingewachsenen Zehnagel oder eine wütende Stiefmutter, die immer dann anruft, wenn der Schurke gerade gewinnt. Nehmen wir Mr. Freeze von Batman, dessen Geliebte wegen einer Krankheit in einem Kälteschlaf liegt und oft will Freeze nichts anderes als sie zu heilen, aber wie bei Dracula sind seine Wege zu rabiat und schaden anderen.  Gebt den Schurken einen guten Grund für ihr Handeln. Und damit der Leser sie nicht aus tiefster Seele hasst, oder von ihnen angewidert ist, einen Funken Menschlichkeit. Lasst sie ein Dorf ausradieren, aber die Kinder leben lassen.
Darth Vader rettete in „Star Wars“ seinen Sohn vor dem Imperator. (Ja, seinen Sohn! Ich wusste doch, dass es immer noch Leute gibt, welche die Filme nicht gesehen haben. Sobald ihr diesen Text gelesen habt, werden Episode 4 bis 6 geguckt! So, wo war ich? Ach ja!)
In „Kick Ass 2“ lässt der Schurke einen der Helden hinrichten, aber nicht seinen Hund. Zitat: „So böse bin ich nun auch wieder nicht!“

Schurken können also auch durchaus Humor beweisen. Das lässt den Leser ebenfalls Sympathie für sie entwickeln, denn Menschen mögen es zum Lachen gebracht zu werden. Es sollte nur dezent genug sein, damit die Figur noch ernst genommen werden kann. Nutzt den Überraschungseffekt, denn gerade beim Bösewicht erwarten die Leser keine Witze.

Überlegt selber, was ihr an Schurken mögt oder auch nicht. Andere sind bestimmt ganz eurer Meinung, denn schließlich gibt es für jeden bekannten Schurken inzwischen ganze Anhängerschaften.

(Während seiner Schreibtätigkeit an diesem Beitrag trug der Autor ein Darth Vader T-Shirt. Nicht, dass das irgendetwas zu bedeuten hätte…)

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