Von der Leinwand auf die Buchseiten: Die Hollywood-Formel

Von der Leinwand auf die Buchseiten: Die Hollywood-Formel

Quelle: Berliner.de
Ein Bestseller schreiben, davon träumen viele Autoren. Einen Kassenschlager produzieren, davon träumen viele Regisseure. Wie man einen Roman schreiben kann? Dafür gibt 1001 verschiedene Wege, ebenso viele Möglichkeiten gibt es sicher auch in der Filmindustrie. Heute möchten wir den Fokus auf eine eher kontrovers diskutierte Plot-Struktur legen: Die Hollywood-Formel. Diese „Formel“ ist eng mit der Heldenreise und dem Sieben-Punkte-System verwandt. 
Das Ziel der Hollywood-Formel ist es, den Zuschauer auf eine emotionale und spannende Reise mitzunehmen. Und was für Blockbuster und TV-Serien gut ist, kann doch auch für uns Autoren wirken? Denn auch wir möchten unseren Lesern mit unseren Geschichten Spannung und große Gefühle bieten. Die Hollywood-Formel besteht es zwei simplen Grundmustern, die in der Dramatik häufig zu Anwendung kommen – egal ob auf der Bühne, auf der Leinwand oder auf Buchseiten: Die Drei-Akte-Struktur und das Beziehungsdreieck. 


Das magische Beziehungsdreieck

Das magische Beziehungsdreieck besteht aus dem Protagonisten, seiner Beziehungsfigur und dem Antagonisten. Das heißt natürlich nicht, dass eine Geschichte nur aus drei Figuren bestehen muss. Es gibt genügend Stories, die mit einer oder zwei Figuren wunderbar funktionieren. Das Beziehungsdreieck ist für die meisten Geschichten eine ideale Kombination.
Der Protagonist steht im Zentrum der Geschichte. Er bzw. sie verfolgt ein sehr konkretes Ziel. Statt beispielsweise nur danach zu streben, reich zu werden, lassen wir unseren Protagonisten danach streben, durch die Erpressung eines bekannten Anwalts reich zu werden. Nennen wir doch einfach Sebastian, der mit seiner allein erziehenden Mutter zusammenlebt und diese mit miserablen Schulnoten und Stimmungen in den Wahnsinn treibt.
Die Beziehungsfigur steht dem Protagonisten mit Rat und Tat zur Seite, während er seine Abenteuer bestreitet. Sie ist ein weiser Ratgeber, eine treue Freundin oder die Geliebte. Wählen wir für unser Beispiel die Tochter eines Nachbarn, Tess, mit der Sebastian gut befreundet ist und gerne seine Zeit verbringt. Vielleicht erwischt sie ihn dabei, wie er den ersten Erpresserbrief schreibt oder Sebastian verrät in einem Gespräch, was er vorhat … Ganz gleich wie, Tess, die in vielen Dingen eigentlich ganz anders ist als Sebastian, rät ihm davon ab, lässt ihn aber trotz allem nicht hängen, weil beste Freunde ja schließlich alles gemeinsam durchstehen.  

Der Antagonist ist die Figur, die den Protagonisten daran hindern will, sein Ziel zu erreichen. Er muss dabei aber keineswegs der Schurke der Geschichte sein. Passend für unser Beispiel wäre natürlich ein Polizist, wir könnten aber auch einen Lehrer wählen, den Anwalt selbst, einen freien Ermittler … Da gibt es viele Möglichkeiten, die uns offen stehen. 
Die Drei-Akte-Struktur

Es gibt viele Wege, einen Plot in die richtige Form zu bringen, ein bewährtes und viel genutztes System, das in fast jeden großem Film zum Einsatz kommt, ist die Aufteilung in drei Akte.
Im ersten Akt werden die Figuren und ihre Ziele vorgestellt. In unserem Fall sollte es auf jeden Fall ein paar Szenen aus der Alltagswelt unserer Figuren geben. Der Protagonist trifft dort seine schicksalhafte Entscheidung, die den Fortlauf der Geschichte bestimmt. 
Bleiben wir bei unserem Beispiel: Sebastian ist ein Streuner, treibt sich viel in der Gegend rum, manchmal in der Gesellschaft der falschen Leute. Seine Mutter weiß kaum wie sie den rebellischen Jungen unter Kontrolle halten kann, ist sie doch genug damit beschäftigt, die kleine Familie über Wasser zu halten. Trotz aller Faulheit hat Sebastian zwei Leidenschaften: Kunst und Laufen. Durch einen Zufall – beim Laufen im Park – belauscht er ein Gespräch und erfährt brisante Informationen, die eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt waren. Ähm, ist das nicht dieser arrogante Staatsanwalt, der ihn vor einem Jahr zu Sozialstunden verdonnert hat, nur weil er ein paar Wände getagt hatte? Dem würde er ja gern mal eins auswischen! Kurzerhand beschließt Sebastian den Anwalt zu erpressen. Denn warum sollte bei der Sache nicht ein bisschen Kohle rausspringen – für seine Mum und ihn. Tess bekommt blöderweise Wind von der ganzen Sache, macht aber letztendlich doch mit. Es kommt wie es kommen muss, und hinter der ganzen Angelegenheit hat doch mehr steckt, als Sebastian und Tess am Anfang gedacht hatten. 
Im zweiten Akt nehmen die Probleme überhand. Anhand der Versuche und Misserfolge unseres Helden, den Konflikt zu lösen und sein Ziel zu erreichen, entwickelt sich die Geschichte.
Aus dem einfachen – und naiven – Gedanken aus der Information, dass der Anwalt Interna an einen der mächtigsten Drogenbosse der Stadt verscherbelt, dessen Handlanger auf der Anklagebank sitzen, artet zu einer wahren Hetzjagd aus. Wie konnten die Jugendlichen davon erfahren? Wie viel wissen sie? Tess gerät in die Fänge der Gang und im verzweifelten Versuch die Situation irgendwie zu retten, kämpft Sebastian mit dem Gedanken, sich an die Polizei zu wenden. Doch die haben ihm in der Vergangenheit auch nicht weitergeholfen. Soll er seine Mutter Gefahr bringen? Sich an die Presse wenden und Tess‘ Leben in Gefahr bringen?

Zu Beginn des dritten Aktes ist der Held am Tiefpunkt angelangt. Er endet entweder mit dem Sieg unseres Helden oder mit seiner Niederlage. Alle losen Enden werden aufgegriffen und zu einem befriedigenden Ende gebracht.
Sebastian ist völlig am Boden zerstört, als ein über zugerichtetes Mädchen gefunden wird. Tess liegt nun im Krankenhaus, im Koma. Die Ärzte sind sich nicht sicher, ob sie je wieder ihre Augen öffnen wird. War das Geld Tess‘ Leben wert? In all seiner Verzweiflung wendet sich Sebastian direkt an den Anwalt, um der Gang das Handwerk zu legen. Wenn wir im Sinne eines Hollywood-Films handeln, schlägt Tess wieder die Augen auf, die Verbrecher gehen hinter schwedische Gardinen und Sebastian kann aus der Geschichte Kapital schlagen, wenn ihm denn der Sinn noch nach Reichtum steht. 
Das Plot-Beispiel ist natürlich extrem simpel und nicht besonders einfallsreich. Eure Plots werden um ein vielfaches raffinierter sein. Uns ging es hier in erster Linie darum, einmal das nackte Grundgerüst zu zeigen. Mit ein wenig mehr Details kann man in den einfachen Plot viel mehr Dramatik einbauen. 
Diskussion: Wie strukturiert ihr eure Plots? Welche Wege und Strukturen haben sich in euren Geschichten bewährt?

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