Logik und Naturgesetze bestimmen diese Welt, deine auch!
Stellen Sie sich vor, Sie entwerfen ein Gebäude und Sie erschaffen jedes Detail ganz bewusst, aber manchmal haben Sie das Gefühl, dass es sich fast von selbst erschafft. Also echte Inspiration. Und im Traum macht unser Verstand das ständig, andauernd. Wir erschaffen und nehmen unsere Welt gleichzeitig wahr. Dom Cobb in Inception.
Wir alle kennen die großen Welten der Fantasy: Tolkiens Mittelerde, die Scheibenwelt von Terry Pratchett, das legendäre Westeros von George R.R. Martin, C.S. Lewis‘ Narnia, die zauberhafte Welt von Harry Potter (J.K. Rowling) und um die Dystopien nicht zu vergessen: Panem von Suzanne Collins. Aber warum haben sich diese Autoren die Mühe gemacht, ganze Welten zu entwerfen bzw. warum soll ich mir solche Mühe machen?
Das ist schnell erklärt: Das Setting, das im Falle von Fantasy-Romanen meist ganze Kontinente umfasst, ist die Bühne der handelnden Figuren. Sie geben dem Roman den letzten Schliff, unterstützen die Handlung, tragen zur Glaubwürdigkeit und Authentizität des Romans bei. Und liegt nicht gerade bei Fantasy-Romanen der Reiz beim Entdecken fremder Länder und Kulturen?
Gehen wir kurz zum Zitat am Anfang zurück: Wenn wir Mr. Cobb Glauben schenken ist jeder von uns ein Weltenbastler. Im Grunde ist das Erschaffen von Welten nichts anderes als Träumen. Wenn ich allerdings eine eigene Welt für meine Werke nutzbar machen will, muss ich sie schleifen wie einen Rohdiamanten, bis sich das Licht ihm bricht. Was braucht ein Weltenbastler denn eigentlich so alles? Neben Stift und Papier, wie bei allen kreativen Dingen, Fantasie, Disziplin, Durchhaltevermögen und Einfallsreichtum, denn das Erschaffen eines beispielsweise ganzen Kontinents ganz sich über Monate, manchmal auch Jahre hinziehen. Gute Nachschlagewerke griffbereit zu haben ist immer von Vorteil. Die Bereiche Geographie, Zoologie, Politik und Geschichte werden uns noch häufiger über den Weg laufen.
Bevor wir beginnen, drei kurze Tipps:
1. Plotorientiert arbeiten: Erschafft nur Details, die auch die Romanhandlung unterstützen und zum Verständnis beitragen.
2. Kein Bestandteil der Welt darf Selbstzweck sein, sondern muss im Zusammenhang mit dem Ziel des Romans stehen oder zu dessen Glaubwürdigkeit beitragen.
3. Grundlegende Naturgesetze einhalten.
Wie funktioniert das jetzt mit dem Weltenbau? In den folgenden Punkten erkläre ich die wichtigsten Bausteine:
Die Grundsätze jeder Welt: Logik und Naturgesetze.
Die innere Logik einer Welt besteht im Wesentlichen aus den (geschichtlichen) Ereignissen und Naturgesetzen dieser Welt. Anmerkung: Die Naturgesetze eurer Welten sind nicht gleichzusetzen mit denen der realen. Der Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt: Von schwebenden Inseln bis hin zu sprechenden Bäumen ist alles möglich, solange es in sich stimmig und logisch zusammengesteckt ist. Logik ist der grundlegende Baustein, um eurer Geschichte die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen. Das Wichtigste: Ihr könnt eure Welten jeder Zeit verändern und überarbeiten. Hinterfragt nach jedem Schritt eure Bastelei und kleidet sie in ein logisches Gewand.
Natur und Geographie
Wenn wir eine eigene Welt erschaffen, fangen wir beim Urknall an. Mit der reinen Natur – Pflanzen, Felsen und Luft. Es ist beim plotorientiertem Weltenbasteln immer ratsam schon angefertigte Karten, Skizzen und Notizen zur Hand zu haben, denn wir verschaffen uns zunächst einen Überblick: Welche Notizen habe ich mir bereits zum Setting meiner Geschichte gemacht? Gebirge, Wälder, Wüsten, Steppen, Flüsse, Seen, Meere … Eine kleine, für manche bittere Wahrheit, dass man als Autor gleich welchen Genres, nie wirklich aufhört die Schulbank zu drücken. Unsere Themen heute: Klima, Vegetation und Plattentektonik. Alle drei sind ausschlaggebend dafür, wie unsere Welten letztendlich aussehen. Natürlich ist keiner gezwungen sich exakt an die Bestimmungen unserer Erde zu halten, doch ist es für den Leser hilfreich, wenn er sich in einer fremden Welt an Dingen festhalten kann, die er von zu Hause kennt.
Als nächstes steht Biologie auf dem Stundenplan: Egal für welchen Lebensraum ihr euch am Ende entscheidest, ob trockene Steppe, nebliger Sumpf oder schwebende Inseln, eure Schöpfungen, sollten darin überleben können. Welche Aufgaben erfüllen die neuen Geschöpfe? Sind es Nutz- oder Haustiere? Jäger oder Beute? Fressen und gefressen werden – der Lebenskreislauf muss funktionieren. Mit oder ohne Magie, fehlt der Welt das Gleichgewicht kann sie kein Leben beherbergen und es geistert bald nur noch ein einsamer abgestorbener Busch durch die Steppe.
Der erste Schritt ist getan. Wenn noch Fragen offen geblieben sind oder ihr zu einem Thema noch weitere Informationen und Erklärungen haben möchtet, schreibt mir doch einen Kommentar. Ich antworte gern. 🙂
Teil 1: Grundbausteine. Logik und Naturgesetze. Natur und Geographie
Teil 2: Land und Leute. Eine Kultur entwerfen. Eine Chronik schreiben – Ist das wirklich notwendig?
Teil 3: Herangehensweise: Wo fange ich am besten an?
Teil 4: Kleiner Kartografiekurs: Der Weg zur eigenen Landkarte.
Weltenbau Special: Fragenkatalog Part I