Weltenbau Teil 6 – Politische Systeme II

Weltenbau Teil 6 – Politische Systeme II

Schere, Papier und Kleber auf den Tisch – wir basteln wieder! 😉 Heute geht es um die Auswirkungen der verschiedenen politischen Systeme. Wenn ihr den Fokus in eurer Geschichte also auf die Politik legen wollt, wird es jetzt spannend. Denn diese Auswirkungen sind der Grundstein für den tragenden Konflikt des Romans. Ich habe mir drei politische Systeme herausgepickt, die meiner Meinung nach, in der klassischen Fantasy am häufigsten auftreten:

Feudalystem
Das feudalen System ist genau gesehen eine Mischform aus der Monarchie und der Oligarchie, also der Herrschaft des Einzelnen und der Wenigen. Es gibt einen übergeordneten Monarchen, die eigentliche Macht liegt in den meiste Fällen woanders – bei den Herzogin und Fürstin, die viel Land kontrollieren, also auch den Zugriff zu Nahrungsmitteln und Männern besitzen.
Wie ist das Feudalsystem denn aufgebaut? An der Spitze der Gesellschaft steht der König, der die Ländereien des Reiches, bis auf einige wenige, als Lehen an verschiedene Adelige gibt. Diese wiederum geben ein Teil ihres Lebens an kleine Adelshäuser weiter. Manchmal folgt noch eine dritte Stufe, in der die Adligen das Land an freie Bauern verpachten. Jeder schwört seinem Lehnsherr die Treue, leistet Abgaben in Form von produzierten Gütern und stellt Männer im Falle eines Kriegs. Auch die Vasallen selbst ziehen für ihren Lehnsherr in den Kampf. Je nach Macht des Königs waren die Lehen erblich. Ein kleiner Merksatz: Je größer die Macht des Königs, desto weniger erbliche Lehen gab es im Reich.
Die einfache Bevölkerung hingegen war unfrei, sie waren Leibeigene und Besitz ihres direkten Herrn, an das Land gebunden, der Rechtsprechung ihres Herrn unterworfen und mussten Abgaben und auch Frondienste leisten.

Ein gutes Beispiel aus der Literatur bietet George R.R. Martins Das Lied von Eis und Feuer. In seinen Büchern gleicht das politische System einem Feudalsystem mit einigen Abwandlungen. Den großen Adelshäuser wie den Lennisters oder den Starkes sind kleinere Adelshäuser unterstellt, die ihren Herren einen Treueeid schwören und mit ihm in den Krieg ziehen. Die großen Adelshäuser sind nur dem König unterstellt: Den Baratheons, die sich einst den Thron im Kampf erstritten. Solch ein System räumt einem sehr viel Spielraum ein für Intrigen und gemeine Ränkespiele. Wer die Serie kennt, weiß, dass die Lennisters viele Fäden im Reich ziehen.

Stammessystem
Das Stammessystem ähnelt in gewisser Weise dem Feudalsystem, jedoch unterteilt sich das Reich nicht in mehrere Ländereien, sondern in kleine, autarke Gruppen, die nebeneinander existieren. Sie werden von einem Häuptling angeführt – je nach Kultur kann das ein Stammesältester, ein Priester, Heilkundiger sein. Frauen sind von dieser Position nicht ausgeschlossenen. Die nächste Stufe bilden in den meisten Fällen die Priester und die Krieger eines Stammes. Entscheidungen werden oft in Ratssitzungen mit allen Kriegern bzw. freien Männern (und Frauen) getroffen. Geht es um Angelegenheiten, die mehrere Stämme betreffen, werden provisorische oder bereits bestehende , ritualisierte Treffen einberufen. Ein Beispiel aus der Geschichte liefern die legendären Wikingern. Charakteristisch für ein Stammessystem ist die Unabhängigkeit.

Ein Stammessystem im Roman? Der Begriff Stamm ruft bei mir immer Assoziationen an die früheren, heidnischen Kulturen der Kelten, Wikinger und Pisten wach: Eine Vielzahl an Göttern, Naturverbundenheit, heidnische Rituale und Magie, Heilkunst und Druiden. Aber auch an Blut, wilde Kämpfe, eine gewisse Rohheit und dunkle Magie.

Autoritäre Diktatur
Ein letzten Blick werfen wir auf die autoritäre Diktatur, die im Gegensatz zur totalitären Diktatur keine Ideologie besitzt und nicht versucht, das Leben der Menschen in jedem Bereich zu kontrollieren. Stattdessen wird eine Politik betrieben, die oft auf Militarismus und Patriotismus aufgebaut ist. Das Militär ist hierbei der größte Machtfaktor, auch die Kontrolle der Polizei und der Gerichte obliegt dem Militär. Auch wenn es den Anschein hat, als gäbe es eine Gewaltenteilung, und das Parlament ist eher eine Marionette. Wahlfälschungen stehen auf der Tagesordnung. Ein weiteres Merkmal ist die hohe Armut der Bevölkerung, die teilweise gnadenlos ausgebeutet wird.

Wie immer: Falls Fragen oder Wünsche zu diesem Thema oder ein anderes der Reihe auftauchen sollten, ich hab immer ein offenes Ohr dafür. 🙂

Weitere Teile der Weltenbau-Reihe:

Weltenbau Special: Fragenkatalog Part I
Teil 5: Politische Systeme I – Voraussetzungen
Zwischenspiel: Die Welt zeigen im Wandermodus
Teil 6: Politische Systeme II – Auswirkungen
Teil 7: Landmarken & Grenzen
Teil 8: Von der Steilküste zur Stadtmauer: Eine Stadt planen
Teil 9: Drachen, Königskraut und Molchsauge
Weltenbau Special: Fragenkatalog Part II

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert