Zeit Teil 2: Selbstversuch – überall und in jeder freien Minute zu schreiben
Eine Woche lang habe ich nun jede freien Minute geschrieben. Wie ist es mir ergangen, habe ich das Experiment erfolgreich beendet und welche Schlüsse kann ich ziehen?
Zunächst habe ich festgestellt, dass ich bereits jede freie Minute zum Schreiben nutze, also habe ich es auf die Spitze getrieben und auch noch geschrieben, während ich anderen Dingen nachging, was manchmal zu verwirrenden Ergebnissen geführt hat. Ich sage nur: Eine Autorin im Ausnahmezustand.
Ich habe geschrieben während ich schrieb, das bedeutet immer wenn ich über eine Szene nachdachte, kritzelte ich meine Gedanken zu der Szene in ein Notizbuch, was ganz lustig war.
Beim Zähneputzen kann es dazu führen, dass man mit dem Stift die Zähne weiter putzt und mit der Zahnbürste sein Notizbuch vollkleckert (nach dem zweiten Tag habe ich beschlossen mit diesem Unsinn aufzuhören).
Während der morgendlichen Gymnastik sollte man seine Notizen lieber auch stecken bleiben, denn obwohl die Musik weiterläuft, ist die Hand, die den Stift führt das Einzige, was sich dazu bewegt und man nach einer halben Stunde feststellt, dass man kein bisschen Sport gemacht hat und dringend zur Arbeit muss.
Beim Mittagessen habe ich es gar nicht erst versucht, meine Kollegen hätten nur unproduktive Kommentare gebracht und mir jede zwei Minuten dazwischen geredet, um meine Konzentration zu stören.
Da ich auch bei der Essenszubereitung und beim Essen ebenfalls geschrieben habe, sehen meine Notizen dementsprechend aus (ein Glück habe ich für die Woche einen Taschenkalender vom Jahr 2011 benutzt).
Leider kann ich keine Schreiberfahrung im Bus vorweisen, da ich jeden Tag (auch bei Regen) alle meine Wege mit dem Fahrrad zurücklege, aber ich stelle es mir auch recht ungemütlich vor.
Am meisten hat mir das Schreiben vor dem Schlafengehen gefallen, doch da ich in dieser Zeit die besten Ideen habe, saß ich oft Stunden im Bett und habe jeden Gedanken aufgeschrieben. Auch habe ich wieder angefangen, meine Träume zu notieren, was dazu führte, dass ich müder war als sonst, denn bei jedem Wachwerden in der Nacht, schrieb ich alles nieder, an was ich mich erinnerte. Es lohnt sich für jeden Autor, das mal zu machen, denn da kommen die verrücktesten Zusammenhänge zustande, die ich gelegentlich mal für meine Geschichten benutze.
Meine Internetpräsenz und mein Fernsehkonsum hat sich nur ein wenig reduziert, was noch verbesserungswürdig wäre. Viele von euch ahnen schon, wie viel Schreibzeit man nur dadurch gewinnen kann.
Am besten konnte ich beim Warten schreiben. Es waren zwar immer nur 10 bis 20 Minuten, aber in dieser Zeit glitt mein Stift über das Papier, als gäbe es kein Morgen. Damit ich auch nicht einsam schreiben musste, brachte ich einige liebe Autorinnen zu fairen und gepflegten word wars, die mich anspornten noch mehr zu schreiben.
Es ist nicht schwer, sich zum Schreiben zu bewegen, an Ideen mangelt es auch nie, wenn man alles aufschreibt, was einem gerade durch den Kopf geht. Ich hatte zwar eine lange Themenliste für den Fall, dass mir nichts einfallen will, habe jedoch kein einziges mal darauf zugreifen müssen.
Für mich hat es sich gelohnt, ich habe eine richtige Schreibsucht entwickelt und habe mit mir selbst gewetteifert, jeden Tag noch mehr Zeit zum Schreiben freizuschaufeln. Nach einer Woche kann ich auf eine saftige Notizsammlung und viele Kapitel blicken.
Für diejenigen von euch, die es auch mal ausprobieren möchten, empfehle ich eine Woche zu nehmen, in der ihr beschäftigt seid, denn im Urlaub Schreibzeit freizuschaufeln ist keine Kunst. Bei diesem Experiment ging es in erster Linie darum, im Alltag, neben Schule, Studium, Job und anderen Verpflichtungen, wie Familie, Hobby und Haushalt, Zeitfresser wie Fernsehen und Internet zu erkennen und zu beseitigen.
Versucht es durchzuhalten und macht eigene Erfahrungen. Danach werdet ihr nie wieder sagen, dass ihr keine Zeit zum Schreiben habt.