4 Tipps zum Schreiben von Actionszenen

4 Tipps zum Schreiben von Actionszenen

Wenn wir mal ganz ehrlich sind, sind Actionszenen „Augenfutter“. Kämpfe, Verfolgungsjagden und Explosionen machen optisch einfach unheimlich viel Spaß. Sie zu schreiben oder zu lesen ist für viele unvorstellbar. Man sieht und hört ja nichts. Filme haben den Vorteil, dass sie nichts beschreiben müssen, von dramatischer Musik unterlegt werden und dank schneller Schnitte oder guter Schauspieler ein wahnsinniges Tempo haben. Kein Grund Actionszenen nicht zu schreiben, denn auch in Büchern können sie einen richtig mitreißen. Geschichten sind für mich Kopfkino. Wenn ich lese oder schreibe, läuft die Story wie ein Film vor meinen Augen ab, nur achte ich da eben viel mehr auf die Feinheiten, als bei einem Film, der an mir vorbeirauscht. Darauf möchte ich in den nächsten Punkten eingehen.
Immer in Bewegung bleiben
Stellt euch vor, ihr werdet angegriffen. Ihr bleibt nicht auf der Stelle stehen, sondern verteidigt euch. Ihr weicht aus, schlagt zurück, rennt vielleicht weg. Auf jeden Fall bewegt ihr euch und das müssen eure Figuren auch tun. Sie stehen sich nicht in einem Boxring gegenüber und hauen sich ab und an mal eine rein. Richtige Kämpfe sind fies und brutal. Da gibt es keine Regeln und keinen Ringrichter. Indem eure Figuren also alles tun, um zu gewinnen, habt ihr schon ein gewisses Tempo für die Geschichte. Denkt dabei daran, was eure Figuren können. Beherrschen sie Kampfsportarten? Haben sie irgendwelche Zauberkräfte? Diese sollten genutzt werden. Lasst sie über Tische springen, die Wände hochlaufen oder sich ganz simpel ineinander verhakt am Boden wälzen. Wichtig ist, dass sie nicht einfach auf der Stelle stehen und sich ohrfeigen.
Behaltet die Umgebung im Auge
Etwas, das ich von Jackie Chan gelernt habe, der einmal zu einem Filmdreh sagte: „Wenn ich einen Raum betrete, sehe ich mich um und überlege, was ich als Waffe benutzen kann.“ Überlegt, was sich am Kampfort befindet. Können sich eure Figuren etwas um die Ohren hauen? Was kann zu Bruch gehen? Befinden sie sich auf einem Schlachtfeld tobt um sie herum das Chaos. Es ist laut und unübersichtlich. Wir kennen das aus Filmen: Da stehen sich zwei gegenüber und kämpfen, während die anderen sich auf die Füße treten. Aus irgendeinem Grund haben diese beiden aber genug Platz, um aufeinander los zu gehen. Wart ihr schon mal auf einem Konzert? Oder kurz vor Weihnachten in der Innenstadt? Dann könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wie schwer es ist, sich in einer Menschenmenge zu bewegen. Für einen schnellen Kampf ist das zwar von Nöten und ihr müsst den Figuren etwas Ellbogenfreiheit geben, aber vergesst nicht, dass um eure Akteure herum eine Schlacht tobt. Befinden wir uns in einer Bar, gibt es dort sehr viele Möbel, die unseren Figuren im Weg stehen oder zu Bruch gehen können. Oder sie werden als Waffen benutzt. Nun ist nicht jeder Jackie Chan und kann mit einem Hirschgeweih um sich fuchteln, aber jeder kann einen Billardstock schwingen. Oder einen Barhocker, der übrigens nicht beim ersten Schlag in tausend Stücke zerfallen sollte. Da sitzen jahrelang unterschiedliche Menschen drauf, aber es reicht ein kleiner Wumms, um das Ding zu zertrümmern? Da bleib ich doch lieber stehen.

Verfolgungsjagden

Ich glaube, keine Actionszene ist so schwer umzusetzen wie eine Verfolgungsjagd. Egal, ob in einem Film oder einem Buch, denn nirgendwo sonst kommt es so sehr darauf an, dem Zuschauer oder dem Leser das Gefühl der Geschwindigkeit zu vermitteln. Im Kino ist so etwas mit schnellen Kamerafahrten und Schnitten möglich. In einer Geschichte mache ich es ähnlich. Kurze Sätze, anstatt zu weit auszuholen. Hier wird nicht in die Landschaft geschaut. Niemand sagt: „Oh, guck mal. Ein Vogel.“ Die Umgebung rauscht an unseren Charakteren vorbei. Alles ist sehr hektisch und es muss schnell reagiert werden. Hier kann man auch auf Geräusche wie das Hupen anderer Fahrer, quietschende Reifen oder heulende Motoren setzen, um dem Leser besser das Gefühl zu geben, dabei zu sein.

Realistisch bleiben und auf Details achten

Ihr habt es vielleicht schon gemerkt, aber so sehr ich Actionfilme auch mag und dabei zusehe, wie riesige Roboter Großstädte zerstören, Superhelden den Tag retten oder der Terminator ein Polizeirevier in Kleinholz verwandelt, ich lege viel Wert auf Realismus und Details. Wenn es um die eben genannten Superhelden geht, können die natürlich viel einstecken und austeilen, aber Tante Erna von gegenüber braucht zwischendurch mal eine Verschnaufpause („Lauft schon mal weiter … Ich komm gleich nach!“ „Tante Erna, da ist ein Transformer hinter uns her!“ „Ich muss nur kurz Luft holen“ „Das nächste Mal lassen wir dich zu Hause!“). Ein tolles Beispiel ist der Film „The Raid“. Die Kampfszenen sind der reine Wahnsinn, aber ständig geht wer zu Boden, um Sekunden später frisch ausgeruht weiter um sich zu prügeln. So etwas geht einfach nicht. Jeder Mensch hat ein anderes Schmerzempfinden und ihr müsst entscheiden, wie viel eure Figuren aushalten, aber irgendwann ist eine Grenze erreicht. Dann können sie nicht mehr. Ebenso wird Tante Erna sich nicht von einer Plätzchenbäckerin in eine Kampfmaschine verwandeln. (Na ja, vielleicht doch. Nach einem proteinreichen Frühstück.)
Was ich damit sagen will ist, dass es lächerlich und störend wirkt, wenn Normalsterbliche weder bluten – noch schwitzen und nach jedem Kampf so tun, als wäre nichts gewesen. Ein gutes Beispiel ist „Stirb langsam 5“. Bruce Willis hängt an einem sich im Kreis drehenden Hubschrauber, kracht durch eine Glasfront, rutscht über den Boden und kann danach noch rennen, um mehrere Stockwerke tief in einen Pool zu springen. 
Bei Actionszenen drückt man gerne mal ein Auge zu, aber man sollte auch auf dem Teppich bleiben, bzw. wie weiter oben erwähnt daran denken, was die eigenen Charaktere können und was nicht. 

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