76. Schreibnacht – Schoggichüechli, Trollmädchen und Minenfelder
„Happy Birthday, liebe Schreibnacht!“ – das war eine Woche lang unser Motto im Schreibnachtforum, das am 24. August sieben Jahre alt wurde. Eingeläutet wurde die Geburtstagswoche natürlich durch eine Schreibnacht. Zu gegebenem Anlass war Mirjam Wicki zu Gast. Mirjam ist bereits seit langem selbst Userin bei der Schreibnacht, sodass sie für viele keine Unbekannte sein dürfte. Mirjam hat unter anderem bereits zwei Bücher im Selfpublishing veröffentlicht – wenn ihr mehr über sie erfahren wollt, schaut entweder bei ihrer Vorstellung oder dem Interview mit ihr vorbei.
Insofern ist es nur logisch, Mirjam danach zu fragen, ob und warum sie das Selfpublishing liebt.
Ich liebe die Freiheiten, die mir das Selfpublishing bietet, und ich geniesse die Vielfalt der Erfahrungen, die ich dabei mache.
– warum Mirjam gerne Selfpublisherin ist.
Doch auch wenn es toll ist Bücher selbst zu veröffentlichen, hat Mirjam nicht vor, immer nur Selfpublisherin zu sein. Sie will sich alle Türen offen halten und wer weiß, vielleicht können wir ja bald ihr erstes Verlagsbuch in den Händen halten!
Und bis dahin dürfen wir uns auf den zweiten Teil zu „Die andere Seite von Schwarz“ freuen. In der Geschichte geht es unter anderem um Depressionen – ein noch immer heikles Thema. Wie bewegt man sich also durch dieses Minenfeld?
Ich habe recherchiert, ich habe mit Menschen mit Depressionen und ihrem Umfeld gesprochen und mich darauf verlassen, dass es nicht DIE Depression gibt und ich halt Ians Geschichte erzähle.
– Mirjam über ihre Recherche zu „Die andere Seite von Schwarz“.
Dem Minenfeld war sie sich beim Schreiben allerdings nicht in dieser Form bewusst. Ich kann an dieser Stelle unterschreiben, dass es ihr gelungen ist, mit diesem sensiblen Thema gut umzugehen. In diesem Sinne: definitive Leseempfehlung für euch, und das nicht nur, weil Mirjam Special-Guest dieser Schreibnacht war.
Wenn ihr das Buch lest, werdet ihr auch herausfinden, warum die Protagonist:innen Alexa und Ian einfach großartig sind. Aber wie entstehen Mirjams Figuren eigentlich?
Vom Gefühl her ist es so, dass meine Charaktere eines Tages einfach da sind und mich interessieren und dann beginne ich, ihre Geschichte aufzuschreiben. Dabei lerne ich sie immer besser kennen und so entwickeln sie sich halt.
– Mirjam über die Entstehung ihrer Figuren
Mirjam beschäftigt sich in ihren Büchern allerdings nicht nur mit „schwierigen“ Themen. Viele Autor:innen bewegen sich immer im gleichen Genre, doch auf Wunsch ihrer Kinder hat Mirjam ein Kinderbuch geschrieben und hat einen guten Tipp für alle, die sich in dem Genre versuchen wollen parat:
„Neben erwachsenen Testleser:innen würde ich mir welche aus der Zielgruppe suchen.“
– Mirjam über das Schreiben von Kinderbüchern
In diesem Fall durften ihre eigenen Kinder als Testleser:innen fungieren und vielleicht entsteht da ja gerade die nächste Generation von Schriftsteller:innen. Ihnen kann sie dann auch ihren Rat an Neulinge geben:
„Sucht euch Writing Buddies, virtuell und/oder im realen Leben“
– ein Tipp für junge Autor:innen
Mit seinen Writing Buddies kann man Freud und Leid teilen und manchmal entstehen Freundschaften, die über das Schreiben hinausgehen (Und aus Erfahrung kann ich sagen, Mirjam ist ein toller Writing Buddy!). Das ist ein Tipp, den ich so bestätigen kann, mit Writing Buddies macht das Schreiben viel mehr Spaß!
Zum Alltag schreibender Mütter – oder auch Väter – gehören aber nicht nur andere Autor:innen, sondern eben auch die Kinder. Schreibzeit zu finden ist neben allen sonstigen Verpflichtungen ohnehin schon schwer genug, doch Kinder und Familie können eine weitere Herausforderung sein. Ein Geheimrezept gibt es hier nicht (oder habt ihr eines gefunden?), doch Mirjam und ihre Familie wissen, dass sie ohne Schreibzeit nicht entspannt ist. Und was macht man ohne gutkondizionierte [konditioniert mit tio?] Familie? Vielleicht hilft euch ja das:
Tun, was möglich ist. Manchmal ergeben sich überraschend Schreibzeiten, dann nutze ich sie. Manchmal klappt es nicht, dann versuche ich, mich nicht zu ärgern, sondern halt das zu machen, was ansteht.
– Mirjam über das Schreiben mit Familie und Kindern.
Auch wenn das Schreiben manchmal anstrengend ist, es gibt Momente, die zeigen, dass es das wert ist. Für Mirjam ist das jedes Leser:innen-Feedback, das sie darin bestärkt, dass ihr Weg der richtige ist. Doch eine ganz besondere Aussage ist bei ihr hängen geblieben:
Unglaublich, wie die Autorin es geschafft hat, diese Gefühle zu transportieren!
– Mirjams Nachbarin über „die andere Seite von Schwarz“.
Doch zum Schreiben gehören leider nicht immer nur Erfolge. Auf Höhen folgen Tiefen, viele würden manches vielleicht im Nachhinein gerne ändern – wenn es doch nur Zeitmaschinen gäbe! Mirjam braucht die allerdings nicht, denn sie würde nichts, was sie getan hat, ändern und teilt dazu einen schönen Gedanken mit uns:
Ohne die Erfahrungen – auch die negativen, oder diejenigen, die ich im Nachhinein als Fehler anschaue – wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.
– Mirjam über negative Erfahrungen und Fehler.
Ob abgebrochene Manuskripte auch zu negativen Erfahrungen zählen? Vermutlich. In jedem Fall sind sie heute eine lustige Anekdote. Wir haben doch alle irgendwo eine Geschichte, die wir niemals jemanden lesen lassen wollen, bei Mirjam könnte das folgende sein:
Etwas, was man heute Fanfiction nennen würde, zu – Achtung, wundere dich nicht! – “Europe”
– Mirjam über eine ihrer nicht abgeschlossenen Geschichten.
Abgesehen davon liegen in ihrer Schublade noch eine Geschichte über eine Zirkusartistin, einen Roman, den sie mit ihrer Freundin begonnen hat und eine Geschichte, über ein Mädchen das zu Verwandten nach Peru zieht. Aber auch hierfür gilt, was über Erfahrungen gesagt hat:
Ich schreibe über Menschen, Orte und Dinge, die ich kenne. Ich muss nicht alles selbst erlebt haben, aber ich muss ein Gefühl haben für das, worüber ich schreibe.
– Was Mirjam aus ihren abgebrochenen Geschichten gelernt hat.
Zu einer Geburtstagsparty darf der Kuchen natürlich nicht fehlen, weshalb Mirjam ihr Lieblingsrezept mit uns geteilt hat: Schoggichüechli, wie man in der Schweiz sagt, oder auch Schokomuffins – damit feiern wir nächstes Jahr bestimmt!