Constantin Dupien – Zum leidigen Thema Schreibblockade
Prinzipiell bin ich schon von Haus aus kein Vielschreiber – das liegt einfach darin begründet, dass die Zeit, die ich noch während meines Studiums in meine Autorenkarriere investieren konnte, heute einfach fehlt. Oft kommt aber auch noch dazu, dass ich zwar unendlich viele (verrückte) Ideen in meinem Kopf habe, mir jedoch in der heißen Phase, wenn ich ein neues Textdokument erstellt habe, die passenden Worte dazu fehlen, diesen kreativen Einfall auch in ein nettes Gewand zu kleiden.
Wie komme ich aus solch einer misslichen Lage wieder heraus?
Je nach Situation folge ich bei Schreibblockaden ganz bestimmten Mustern, die sich stark an meiner subjektiven Wahrnehmung einer erfolgreichen ‚Heilung‘ orientieren:
Fall 1
Ich muss einen Beitrag für eine Kurzgeschichtenanthologie bis zu einer ganz bestimmten Deadline liefern. Deadlines sind gut, denn dann kann ich genau so arbeiten, wie ich es bereits in Schule und Uni getan habe (und es auch schon immer genauso mochte): So lange warten und verdrängen, bis es wirklich (wirklich!) eilt. Wenn keine Zeit mehr bleibt, kann ich mir eine Schreibblockade einfach nicht leisten, die Wörter fließen dann einfach nur so dahin – sie müssen ja. Quintessenz: Druck aufbauen. Quasi eine Steigerung des Pareto-Prinzips.
Natürlich bin ich dann nach einem abgeschlossenen Projekt, das ja auch noch mehrfach Korrektur gelesen werden will, erst einmal völlig entkräftet, aber vollkommen glücklich.
Fall 2
Ich schreibe, weil ich schreiben möchte (also ist es späte Nacht, denn nur dann weiß ich, dass mich niemand stören und ich auch nichts verpassen kann). Auch wenn die Lust da ist, will es nicht immer gelingen, etwas Sinnvolles auf (virtuelles) Papier zu bannen. Für diesen Fall habe ich ich immer mehrere angefangene Nebenprojekte auf Vorrat, durch die ich mich dann quasi ‚durcharbeite’, bis ich das passende Werk gefunden habe, das mich zum Schreiben einlädt. Das ist also eher ein Findungsprozess, den ich nicht bewusst steuern kann, sondern der sich einfach nach den vorhandenen Bits und Bytes richtet.
Mitunter fasse ich manche Word-Dokumente monate- oder sogar jahrelang nicht an; die entsprechenden Ideen sind (neben der schriftlichen Ablage) irgendwo in den hintersten Gehirnwindungen gefangen und werden erst dann freigesetzt, wenn ich mich scheinbar zufällig und mit gehörigem Abstand mal wieder damit beschäftige – vielleicht aus einer mittlerweile gänzlich neuen Perspektive heraus?
Fall 3
Ich könnte etwas schreiben, jedoch fehlt mir die Lust oder die passende Idee dazu.
Was hilft? Ich treibe Sport! Schon einmal bei einer klaren, kalten Nacht durch die Dunkelheit gerannt? So viele Schatten und scheinbare Geheimnisse, die es zu entdecken gilt, so wunderschöne Sterne, die alle ihre eigene Geschichte zu erzählen wissen.
Oder einfach stupide ein paar Bahnen drehen, um mit dem Kopf ganz woanders sein zu können. Vielleicht an einem fernen Ort, der sich gerade in meinem Kopf zu einer spannenden Geschichte zusammensetzt und zu Hause ‚nur‘ noch niedergeschrieben werden muss?
Fehlt es mir an Stimmung und Kraft, hilft auch das gute, alte Gewichtheben. Nach einer Stunde Kraftsport bin ich vielleicht körperlich ausgelaugt, mein Geist fühlt sich aber frisch und wie neugeboren, bereit, die Schreibwelt zu erobern. Besonders den sportaffinen Autoren unter euch empfehle ich, einfach mal verschiedene Bewegungsformen auszutesten, die eure Kreativität am ehesten anregen. Fußball hilft mir persönlich wenig, das ist zu viel Action.
Vita