4 Gründe, warum Menschen aus der Umgebung bessere Vorbilder sind als Katalogmodels

4 Gründe, warum Menschen aus der Umgebung bessere Vorbilder sind als Katalogmodels

Die
Vorbild-Figuren und Helden in unseren Büchern sollen perfekt sein. Wir wollen
sie in makelloser Schönheit wie von Gott geküsst auf der Spitze eines hohen
Baumes stehen, von allen Sonnenstrahlen angeschienen,
während der Rest der Welt im Dunkeln liegt. Übertrieben? Ja vielleicht, aber
denkt mal darüber nach, in welches Licht ihr eure Helden stellt. Nicht selten
passiert es Autoren, dass sie ihre Figuren zu fehlerlos erscheinen lassen.

1. Jeder macht Fehler

Dieser
Satz ist sicher allen ein Begriff. Man kann nicht immer alles richtig machen.
Wenn dies so wäre, hätte man nicht gelebt. Woher nimmt ein Allwissender all
sein Wissen? Aus seinen Erfahrungen? Welchen Erfahrungen? Es würde für einen fehlerlosen
Charakter nicht möglich sein, seine Anhänger durch Sätze wie „Mach dir nichts
draus, versuchst du es eben morgen nochmal“, oder „Irren ist menschlich“ zu
vertrösten, da er selbst ja im Widerspruch dazu steht. Im Fantasy-Genre gilt
das genauso. Auch, wenn man keinen menschlichen Helden hat, muss dieser
irgendwelche Makel haben. Das macht ihn sympathisch.

2. Selbstidentifikation

Liest
man von einem Menschen, der trotz all der Fehler, die er macht, und seinen
psychischen und physischen Defizite, dennoch seinen Träumen nachgeht und immer
wieder versucht, diese Fehler nicht zu wiederholen, kann man sich an diesem schon
eher identifizieren, oder ihn zumindest als Vorbild nehmen und ihm nacheifern.

3. Gegenüberstellung

Lassen
wir mal dem Leser die Wahl zwischen einem scheinbar perfekten Individuum und
einem zweiten mit nur mangelnder Schönheit und Intelligenz, das aus Erfahrungen lernt und versucht, immer
besser und klüger zu werden. Natürlich werden wohl die meisten Leser dazu
tendieren, sich letzteren als Helden auszusuchen.

4. Perfektion ist zu weit her geholt

Ist
es überhaupt absehbar, dass ein perfekter Charakter, der so selbstbewusst und
willensstark ist, es notwendig hat, schlaue Ratschläge zu erteilen und anderen
zu helfen? Lässt sich dahinter wirklich ein Sinn finden? Wenn jemand im Grunde
eh schon alles hat, wovon viele andere nur träumen, warum gibt sich diese
Über-Person dann noch mit den Problemen ihrer Mitmenschen ab? Will es sich an
ihrer Mangelhaftigkeit ergötzen? Vielleicht lieg darin dann im Endeffekt der
Fehler. Sie wollen mitteilen, dass sie alles haben und perfekt sind und das
macht sie wieder hochnäsig und eingebildet, ergo zu nicht perfekten Wesen.

Mögliche Fehler

Ich
dachte, wenn ich euch schon quasi vorschreibe, eure Helden mit Fehlern zu
versehen, sollte ich auch ein paar Beispiele auflisten, die kein großes
Hintergrundwissen erfordern und leicht anzuwenden und handzuhaben sind.
·        
Kleinwuchs:
So kann man zum Beispiel einen Helden kleinwüchsig sein lassen. Dieser scheint
dadurch als mangelhaft und durch sein trotzdem starkes Auftreten, wird er zum
Vorbild – dies kann sich wiederum um Buch entwickeln. Anfangs gehänselt und am Schluss
der Held.
·        
Kleine
Zwangsneurose?
Zwangsneurosen haben meist mehrere Hintergründe, sie können in
den Genen vorprogrammiert sein, aber erst durch Stress etc. ausgelöst werden.
Beispiele für solche Zwangshandlungen können ständiges unbewusstes Schnippen in
Stresssituationen sein, oder auch Ordnungswahne, aber auch etwas ganz banales,
wie sich alle 20 Minuten die Haare zu kämmen, oder sehr starkes Fingernägel
knabbern.
·        
Oder
einfach mal eine weitere Eigenschaft zur Person:
Wir sind im 21. Jahrhundert
und die Toleranzlatte liegt mit der Zeit immer höher, warum also nicht mal
einen schwulen Helden haben, oder jemanden, der vor ein paar Jahren noch vom
anderen Geschlecht war? (Dies sollte man allerdings nicht unbedingt als Fehler
an sich, sondern eher als Eigenschaft einstufen)

Ein Gedanke zu „4 Gründe, warum Menschen aus der Umgebung bessere Vorbilder sind als Katalogmodels

  1. Sehr interessantes Thema! Fehler machen eine Figur interessant bzw. einfach menschlich. Aber auch hier muss man aufpassen – schnell hat man sich eine Mary Sue gebastelt, deren "Schwächen" durch ihre Superkräfte oder durch andere Figuren relativiert werden.
    Ein Tipp wäre noch, Figuren als eigenständige Persönlichkeiten zu betrachten, und nicht als eine abstrakte Wunschvorstellung von Eigenschaften, die man selbst gerne hätte.

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