Pro & Contra: Sagen vs. flüstern – Unterschiedliche Verben in Begleitsätzen: ja oder nein?

Pro & Contra: Sagen vs. flüstern – Unterschiedliche Verben in Begleitsätzen: ja oder nein?

Es geht in eine neue Pro & Contra – Runde. Dieses Mal mit Jennifer Jäger und Ilora Corbrell zum Thema: Sagen vs. flüstern – Unterschiedliche Verben in Begleitsätzen: ja oder nein?


Jennifer Jäger

Unglaubwürdig: Jetzt mal ehrlich: Wer von uns hüstelt, japst oder keucht denn heutzutage seine Worte? Richtig; Niemand. Obwohl jeder von uns versteht, was mit diesen Worten ausgedrückt werden soll, wird niemals jemand auf die Idee kommen, zu sagen: „Letztens, da habe ich zu meinem Freund gejapst…“ 


Zu überladen: Wenn mir beim Lesen solche Wörter in den Weg kommen, stolpere ich häufig über sie. Manchmal versuche ich sogar, etwas nachzumachen. „Nein!“, keuchte sie. (Bitte probiert es mal aus. Könnt ihr ein nein wirklich keuchen? Ja? Dann bin ich beeindruckt.)

Ablenkung vom eigentlichen Text: Es gibt so viele Möglichkeiten, einen Dialog abwechslungsreich zu gestalten. Handlungen, Gedanken, Szenenbeschreibungen. Wenn man allerdings ständig nach einem passenden Synonym sucht, verschwendet man meiner Meinung nach wertvolle Schreibzeit mit etwas, das der Lektor sowieso streichen wird. Hier und da einmal etwas flüstern, ist in Ordnung. Auch schreien oder fragen möglich. Aber wenn ihr das nächste Mal einen Charakter etwas japsen lassen wollte, probiert erst einmal aus, ob ihr das selbst hin bekommt.

Ilora Corbrell

Charakter: Was macht einen Charakter aus? Es sind die Gefühle und Emotionen, die er ausdrückt. Dies geschieht hauptsächlich über die Art wie er spricht, wie er versucht sich seiner Umgebung mitzuteilen. Gerade bei Charakteren aus deren Sicht nicht erzählt wird, kann man an der Art wie sie sich mit anderen artikulieren herausfinden, was für Gefühle ihn gerade bewegen, auch wenn es der Erzähler nicht ausdrücklich sagt.

Lesefluss: Würde man nur das Wort sagen verwenden, läuft man schnell Gefahr, dass das Geschriebene eintönig wirkt. Denn gerade diese Vielfalt wie man etwas sagen kann, gibt den Figuren und der Geschichte Facetten und Abwechslung.

Die Qual der Synonymwahl: Ich gebe zu, es ist durchaus anstrengend ständig zu versuchen abwechslungsreiche Wörter für sagen zu finden, die vielleicht kein Gefühl beinhalten, doch Abhilfe ist hier leicht geschaffen: Zum einen könnt ihr euren Satz noch einmal durchschauen. Kann man ihn eventuell umstellen damit ein bekanntes Synonym passt? Zum anderen haben wir das Glück im digitalen Zeitalter zu leben, also gebt doch einfach bei einer Suchmaschine das Wort ein zu dem ihr ein Synonym braucht und schon bekommt ihr bestimmt mindestens 20 Vorschläge. 

Wie ist es in deinen Texten? Achtest du beim Schreiben auf die Verben, die du in Begleitsätzen verwendest? Oder schreibst du einfach runter und korrigierst in der Überarbeitung? 

5 Gedanken zu „Pro & Contra: Sagen vs. flüstern – Unterschiedliche Verben in Begleitsätzen: ja oder nein?

  1. Nette kleine Zusammenfassung eines Zwiespaltes, in dem ich gerade selbst erst vor ein paar Tagen steckte. Ich tendiere wohl zum goldenen Mittelweg – und achte ab jetzt in gekaufter Lektüre ganz besonders darauf 😉

  2. Mir gefallen die Pro und Contra Beiträge.
    Ich denke auch, dass „sagen“ ein schönes Wort ist und häufiger verwendet werden sollte. Trotzdem darf es hin und wieder ein anderes Wort sein, das die wörtliche Rede zusätzlich betont oder den Dialog abwechslungsreich gestaltet.
    Keuchen und Japsen finde ich persönlich eher ungeeignet, da es sich strenggenommen nur um Geräusche handelt. Wenn man richtig aus der Puste ist, ringt man normalerweise zuerst nach Luft , bevor man spricht. Dann kann die betreffende Person meinetwegen „atemlos oder außer Atem“ etwas sagen oder antworten. Diese Variante trifft es ebenso und gefällt mir besser.

  3. Ich find die Gegenüberstellung ganz interessant und wirklich anregend, wobei ich allerdings deutlich zur "Contra"-Seite tendiere. Wenn man von dem normalen Schreibstil, den ich aus Büchern kenne, ausgeht, ist es ja auch eher die Pro-Seite, würde ich sagen. Die hier aufgeführten "Pro"-Argumente haben mich eher den Kopf schütteln lassen – was natürlich nichts Schlechtes ist! 😉 Immerhin denkt man so auch über seine eigenen Meinungen nach und hinterfragt diese kritisch.

    Im ersten Argument wird auf den Realismus von Worten wie "keuchen" und "japsen" verwiesen… (Ich gehe mal nicht darauf ein, dass ja so ziemlich jede Geschichte der Phantasie des Autors entspringt und somit wenig bis gar nichts mit der tatsächlichen Realität zu tun hat…. Besonders bei Fantasy-Werken wie etwa "Harry Potter" wirkt der Verweis auf den Realismus etwas seltsam… Aber nun gut.)
    "japsen" und "keuchen" sollten Ausnahmefälle sein, aber auch die sind realitätsnah möglich. Wenn dem Helden die Luft abgedrückt wird, er aber seinen Gegner verzweifelt davon abbringen möchte, ihn umzubringen, käme ich mir reichlich verarscht vor, wenn dort stehen würde: "Nein, tu's nicht!", sagte er. Anstatt so etwas wie "Nein, tu's nicht!", keuchte er. "sagte" signalisiert mir in diesem Bild, dass er es entspannt und natürlich äußert – und das ist in dem Beispiel bestimmt nicht der Fall. Sicherlich kommt sowas nicht häufig vor, aber es hat in meinen Augen seine Berechtigung, sogar im Bezug auf Realismus.
    Andere Wortsynonyme wie "knurrte", "brummte", "schrie", "kreischte", "zischte" oder auch "erklärte", "legte dar", "erläuterte", "zählte auf", "beschrieb" fallen natürlich ebenfalls nicht unter dieses Argument, da sie ganz offenbar realistisch anwendbar sind.

    Im zweiten Argument wird auch wieder gesagt: "Versucht mal keuchend etwas zu sagen." Das ist einfach nochmal der Realismus-Verweis aus Argument 1. Mein gleichartiges Gegenargument lautet demnach: "Versucht mal nicht zu keuchen, während euch die Luft abgedrückt wird!" ^^ Und auch hier der Verweis auf die ganz klar realistisch anwendbaren Synonme wie "erklären".
    Die Überladenheit von Szenen mit viel Dialog ist in meinen Augen aber schon schlüssiger. Es kann wohl vorkommen, dass ein Autor es zu gut mit solchen Wendungen meint und einen Leser damit vergraulen mag. Daraus folgt jedoch höchstens, dass man als Autor mit dem Umgang von Synonymen für "sagen" sparsam umgehen muss, mehr nicht. Es ist kein(!) Argument dafür, nur noch "sagen" zu wählen … Das wird auch hier schnell deutlich: Wenn ich nach jedem gesprochenen Satz "sagte er/sie." lesen müsste, käme mir ein solcher Dialog ebenfalls überladen vor – nur eben überladen mit sinnfreien Nebensätzen, statt mit komplizierten Sprechwörtern 😉
    Davon abgesehen kann es auch ins Gegenteil verfallen: Dialoge nur mit "sagen" können schnell langweilig und monoton wirken, wie ja auch auf der Contra-Seite vermerkt wurde.
    Und wenn ein Leser bei (Neben)Sätzen wie "erläuterte er." ins Stocken kommt, weil das zu kompliziert ist bzw. dort nicht "sagte er." steht – dann fordere ich gerade deshalb mehr solcher Worte zu verwenden! Denn solche Worte sollten zum Grundwortschatz gehören und niemandem schwerfallen zu lesen! 😉

    -> geht in der Antwort-Nachricht weiter

    1. Zum 3.: Dass Lektoren Dinge wie "erklärte er," streichen, ist mir in den 18 Jahren, in denen ich eifriger Leser bin, nicht aufgefallen! 😉
      Außerdem ist es in meinen Augen durchaus keine verschwendete Zeit, wenn ich gute Synonyme für egal welches Wort suche, denn diese Variationen bereichern den Text meist ungemein (wie die Argumente auf der "Contra"-Seite auch ausdrücken) – und ein guter Text sollte doch der Ziel eines jeden Autors sein! Was bringen mir 5 Seiten Text, wenn sie alle gleich klingen, da ich nie nach Synonymen gesucht habe?
      Außerdem ist es ja auch nicht so, dass man stundenlang nach solchen häufig gebrauchten Sprechsynonymen suchen muss. Das ist einfach eine Übungssache. Wenn man das einmal drin hat, fällt einem auf Anhieb das richtige Synonym ein – und um das zu trainieren gibt es (siehe Contra-Seite) eben auch zahlreiche Webseiten mit Synonymen-Wörterbüchern.
      Am Schluss kommt hier auch zum dritten Mal der Verweis auf den Realismus. Nein, mit Wiederholungen hat die Autorin der Pro-Seite wirklich keine Probleme – ob sie das Wort "sagen" betreffen oder ihre eigenen Argumente ;D

      Das waren einfach einmal meine Ansichten zur hier aufgeführten Liste! Vielleicht helfen meine Gedankengänge irgendeinem (angehenden) Schreiberling ja nochmal weiter … 😉

  4. Ich bin der Meinung, dass zum Schreiben können einfach mehr gehören sollte, als nur 'sagen'. Wie bereits erwähnt, wird das auf die Dauer schnell monoton, sodass ich eigentlich über jedes Synonym froh bin. Und wie auch erwähnt wurde, macht es ja den Charakter bzw die Figur aus. Wenn jemand zum Beispiel eine dunkle, rauchige Stimme hat, dann brummt er eben viel, ein anderer hat mehr den erklärenden Ton und jemand mit Atemproblemen keucht eben. Sollte man denn, wenn jemand stottert auch 'sagte er' schreiben? Das fände ich seltsam. Klar muss da auch nicht immer 'stotterte er' kommen, aber eben auch nucht nur 'sagte er'.
    Ich weiß nicht, wieso man beim Lesen drüber stolpern sollte und beim Schreiben verstehe ich es noch weniger… Wenn einem wirklich mal nichts auf Anhieb einfällt, dann schreibe ich eben einfach weiter und schau es mir spätestens bei der Korrektur noch mal an. Ist zumindest m.M.n.eine bessere Methode als einfach immer 'sagte/fragte er' zu nehmen. Denn das beim Korrigieren auszubügeln ist noch mal anstrengender, als er erstmal freizulassen.
    Wenn nur zwei Personen reden, muss man darauf auch nicht immer zurück greifen, sondern kann Reaktionen beschreiben, um das ganze 'sagen/erklären/keuchen' zu umgehen. Also z.B. statt 'Sagte er' einfach 'Nachdenklich tippte er sich ans Kinn und sah Peter beunruhigt an.' Keiner 'sagt' was, aber die Sprecherrollen sind klar zugeordnet.
    Fazit:
    Aber um zu Synonymen zurückzukommen: Ich glaube, als Autor sollte das schon automatzisch mit drin sein und einen nicht jedes Mal rausbringen. 'Sagen' ist für mich irgendwo schlechter Stil und auch Faulheit des Autors. Als Leser versetzen wir uns doch auch gern in Figuren und sollten sie auch selbst gut reden lassen. Und wie erwähnt, wenn einem wirklich nichts meh einfällt, könnte man es mit Reaktionen versuchen oder es auch erstma weglasse .

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