Veröffentlicht – Und jetzt?

Veröffentlicht – Und jetzt?

Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Geschichte veröffentlicht. Wahrscheinlich blätterst du gerade in der neusten Ausgabe von „Schöner wohnen auf der Insel“ und überlegst, welchen Namen du der Yacht geben wirst, die du von deinen Tantiemen kaufen wirst. Ah, das Telefon klingelt. Lass dich von mir nicht stören, denn es ist bestimmt Hollywood, um dir zu sagen: „Träum weiter.“

Tut mir leid, dass ich so brutal ehrlich anfange und vielleicht kommt ja auch alles ganz anders und dein Buch oder deine Kurzgeschichte gehen durch die Decke. Allerdings bin ich eher ein Fan davon, den Ball flachzuhalten. Zu hohe Erwartungen können oft enttäuschen. Wie wohl die meisten Autoren habe ich mal davon geträumt, vom Schreiben leben zu können. Dass das nicht jeder kann, ist kein Geheimnis. Dass du etwas veröffentlicht hast, ist immerhin schon mal ein Erfolg, aber kein Grund, jetzt die Füße stillzuhalten oder sich ausschließlich auf das nächste Projekt zu konzentrieren. Denn von nichts kommt schließlich nichts.

Bewirb deine Veröffentlichung auf Twitter, Facebook, Instagram und wie sie alle heißen. Erzähl deiner Familie davon. Deinen Kollegen, deinen Freunden, vielleicht hat sogar die Lokalpresse oder eine heimische Buchhandlung Interesse? Man weiß es nie, wenn man es nicht ausprobiert, oder?
Mach dich aber auch darauf gefasst, dass es eventuell keine Reaktion geben wird. Nicht jeder wird deine Geschichte lesen wollen. Und viele werden deinen Wunsch zu schreiben nur belächeln. Für manche zählt eine Veröffentlichung eben erst dann als Erfolg, wenn du damit leben kannst. Aber lass dir davon auf keinen Fall den Spaß verderben, sondern mach weiter. Wenn es deine Leidenschaft ist, lebe sie aus. Andere spielen jahrelang in einem kleinen Fußballverein, ohne je in der Bundesliga mitzumischen. Warum? Weil es ihnen Spaß macht. Oder sie malen Bilder, ohne je im Louvre ausgestellt zu werden. Wieso? Das weißt du sehr gut. Denn du empfindest genau das gleiche fürs Schreiben.

Besuche Conventions und Buchmessen, um andere Autoren, Verleger, Herausgeber und Leser persönlich kennenzulernen. Es heißt zwar immer, dass Schreiben eine einsame Arbeit ist … Und das stimmt eigentlich auch so. Verdammt, wie kriege ich jetzt den Bogen?
Ach ja, das Schreiben selber ist natürlich eine einsame Arbeit. Wir sitzen an unserem Lieblingsplatz und hauen stundenlang in die Tasten, während andere im See schwimmen, tanzen, oder ins Kino gehen. Aber es gibt genügend Möglichkeiten für uns Autoren, mit Gleichgesinnten Kontakt aufzunehmen. Zum Beispiel die Schreibnachttreffen. Im Forum findest du Möglichkeiten, andere Autoren in deiner Nähe zu finden. Oder du gehst eben wie oben schon erwähnt zu Messen. Nimm Goodies in Form von Lesezeichen, Visitenkarten, Stickern oder von mir aus auch Autogrammkarten mit. Irgendetwas, damit Leute, mit denen du redest, dein Buch nicht gleich wieder vergessen, denn wenn sie bereits viele Leute kennen, werden sie auch viel erzählt bekommen und dabei geht schon mal die eine oder andere Information verloren. Durch den Kontakt mit anderen Autoren kann es zu weiteren Projekten kommen und ehe du dich versiehst, bist du Teil einer großen Gemeinde mit Leuten, die in den unterschiedlichsten Genres schreiben.

Apropos Genres: Jedes Genre verkauft sich anders. Als Horrorautor weiß ich, dass Horror nicht besonders kommerziell ist. Die Popularität des Genres mag durch Filme und Serien auch hierzulande inzwischen gewachsen sein, aber Verkaufsschlager dürften immer noch Bücher im Bereich Thriller, Fantasy und Romance sein. Man sollte sich darüber bewusst sein, dass ein weniger gefragtes Genre eben nicht den ganz großen Erfolg verspricht, auch, wenn es bereits große Namen wie Stephen King und andere hervorgebracht hat, aber gerade in Deutschland scheinen amerikanische Horrorautoren gefragter zu sein, als deutsche. Und wer Fantasy schreibt, muss wissen, dass es sehr viele „Mitbewerber“ gibt. Diese haben vielleicht schon fünf Bücher veröffentlicht, hinter ihnen steht eine treue Fangemeinde und während du dein Debut bewirbst, geben sie bereits Lesungen für ihr sechstes, in den Startlöchern stehendes Werk. Ihre Leser werden also eher nach dem neuen Roman ihres Lieblingsautoren Ausschau halten, als nach dem eines Neulings, von dem sie noch nie gehört haben. Dennoch sollte man sie nicht als Konkurrenz ansehen, sondern als Kollegen. Gemeinsam erreicht man mehr und die meisten deiner zukünftigen Kollegen sind gerne bereit, dir Tipps zu geben.
Sieh dir an, wie sie für sich werben oder auf sich aufmerksam machen. Wenn es zu dir passt, schau, ob du es ähnlich für dich umsetzen kannst. Aber nicht exakt genauso, denn du willst keine einfache Kopie sein.

Und als Neuling sollte man sich auch nicht verstecken, sondern auf sich aufmerksam machen. Du hast etwas veröffentlicht. Ob nun bei einem Verlag, oder auf eigene Faust, es ist ein Erfolg. Und den kann nicht jeder für sich verbuchen. Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken. Wie ich schon erwähnte, werden nicht alle dein Buch oder deine Geschichte lesen wollen und das ist normal. Aber vielleicht sind dort draußen auch eine ganze Menge Menschen, die auf einen Autor wie dich gewartet haben. Lass es mehrere Millionen sein, oder ein paar hundert. Wichtig ist nur, dass es dir Spaß macht und dass du auffällst. Der Rest kann sich nach und nach ergeben.

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