Das ewige Leid der Schreibblockaden

Das ewige Leid der Schreibblockaden

Bäm. Und plötzlich war sie da.

Wenn Autor*innen einen gemeinsamen Angstgegner haben, dann ist es die Schreibblockade mit ihren tausenden Gesichtern und mindestens genauso vielen Ursachen. Es ist ätzend, keine Zeit zum Schreiben zu haben. Für mich persönlich noch schlimmer war es immer, schreiben zu können, aber eben doch nicht zu können – weil keine Worte mehr aufs Papier fließen wollten.

Ein Tief am Anfang wird zu einer großen Krise

Meine schlimmste Schreibblockade habe ich erst diesen Juli überwunden, nach beinahe einem Jahr. Ich war nie Krisen-anfällig, aber nach dem Juli-Camp 2018 hatte es mich voll erwischt. 40k in etwa zehn Tagen, die Geschichte war fast fertig, ich habe im August noch ein bisschen was getippt und konnte dann endlich das Wort Ende darunter setzen. Was folgte waren zwei abgebrochene Rohfassungen und ein vollkommen in den Sand gesetzter NaNoWriMo. Selbst im Camp setze ich mir immer 50k als Ziel. Das war neben den Zweifeln, die ich in dieser Zeit so und so schon hatte, der erste richtige Rückschlag.

Schreibblockaden können viele Ursachen haben und häufig kommen viele davon zusammen: die Kreativität ist erst mal aufgebraucht, der Job und die Familie brauchen zu viel Aufmerksamkeit und man kann sich einfach nicht konzentrieren. Eine andere Ursache ist das unterbewusste Wissen, dass mit der Geschichte etwas nicht stimmt. 

Aus dem Loch herauskommen

So vielfältig die Ursachen sind, so schwer ist es, da wieder herauszukommen. Wenn man etwas bekämpfen will, muss man zuerst mal wissen, woher es kommt. Es ist ein bisschen wie mit einer Krankheit – weiß man nicht genau, was man hat, kann man auch nicht die richtigen Medikamente nehmen. Das Problem dabei ist, dass größere Blockaden häufig mehr als eine Ursache haben. Ich würde jetzt gerne den ultimativen Ratschlag geben, aber es gibt kein Patentrezept und deswegen muss jede*r Autor*in – so hart es klingen mag – seinen eigenen Weg finden.

Bei mir war es tatsächlich das ultimative Zusammenspiel aller Schwierigkeiten, die man haben kann. Die im September begonnene Rohfassung hat am Anfang nicht gepasst, im November wollte ich dann endlich Teil 2 meines letzten NaNo-Projekts schreiben, aber Teil 1 hat noch immer so viele Fehler und ich war gefangen zwischen den Optionen, einfach durchzuziehen und irgendwann beides in gleichem Maße ausbessern zu müssen oder Teil 2 „besser“ zu machen, ohne zu wissen wo die Reise nach den Korrekturen überhaupt hinführen wird.

Heute weiß ich, dass stur weiter machen für mich nicht der richtige Weg war. Wenn du gerade eine Blockade hast, schau dir deinen Plot nochmal an und überleg dir: ist das wirklich alles richtig so? Habe ich die richtige Perspektive gewählt? Habe ich ein Ziel für die Geschichte und bin ich auch wirklich auf dem Weg dorthin?

Selbst ich als starke Pantserin muss das Ende kennen und es mir immer wieder vor Augen führen, um nicht vom Weg abzukommen. Auch wenn ich eine Rebellin, was Konventionen angeht, bin, merke ich unterbewusst, dass etwas nicht stimmt.

Der innere Kritiker ist zu laut?

Manchmal passt der Plot, die Figuren, alles ist perfekt, bis auf die Worte im Dokument. Es gibt Autor*innen, die schon beim Schreiben korrigieren. Es gibt Ratgeber, die das empfehlen und Ratgeber, die ausdrücklich davor warnen. Ich werde hier keine Regeln aufstellen, wie du arbeiten sollst, aber ich will, dass du dich fragst, ob dein Weg wirklich der richtige für dich ist. Probiere einmal auch den anderen aus. Vielleicht kannst du besser schreiben, wenn du weißt, dein Anfang ist gut und richtig so. Vielleicht blockiert es dich auch, dich zu lange mit dem Anfang aufzuhalten. An dieser Stelle zitiere ich immer gerne den einen großartigen Autor:

Der erste Entwurf von allem ist Sc*****e.

– Ernest Hemingway

Ruf dir das immer wieder in Erinnerung: was du schreibst, ist eine Rohfassung, die – wie das Wort schon sagt – noch roh, unfertig und vor allem voller Fehler ist. Und das ist zunächst gut so.

Der Druck ist zu hoch?

Es gibt Autor*innen, die mit einer Deadline im Nacken zu wahren Höchstleistungen neigen. Wenn du merkst, dass es dir zu viel ist und du es dir leisten kannst: Mach eine Pause. Ich war immer der Meinung, 30-50k jeden Monat schreiben zu müssen – am liebsten wirklich die 50k. Teilweise hätte ich auch die Zeit dafür gehabt, aber es ging nicht. Ich habe angefangen, alles zu hassen, weil alles nur auf Tempo getrimmt war, möglichst schnell möglichst viel schreiben. Irgendwann war ich einfach leer, die Kreativität tot. Wenn du dich in derselben Situation befindest, mach eine Pause. Es heißt immer, Routine sei das wichtigste und manchmal müsse man sich auch zwingen – wenn das für dich funktioniert, zieh es weiter durch, wenn aber nicht, dann gönn dir die Pause. Ansonsten ist nur die Liebe zum Schreiben in Gefahr.

Das bedeutet übrigens auch, dass es ok ist, deine Schreibzeit einem reinen Spaß-Projekt zu widmen. Selbst wenn du an einem eigenen Roman zur Veröffentlichung schreibst, ist es ok, zwischendurch mal eine Fanfiction zu schreiben. Du bist deswegen kein*e schlechtere*r Autor*In.

Das Leben ist zu stressig?

Wenn du zwar Zeit hast, aber zu viele Probleme in der Familie oder im Freundeskreis hast, Versuch darüber zu schreiben. Das hilft einerseits, deine Routine nicht zu verlieren, andererseits kann es helfen, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dadurch wiederum kannst du vielleicht diese Blockade abbauen und dich schon bald wieder deinem Hauptprojekt widmen.

Einfach keine Lust?

Manchmal ist es auch ganz einfach: es fehlt die Motivation. Die zurückzugewinnen ist vergleichsweise einfach: setz dir Ziele. Wenn du Druck magst, such dir Leute, mit denen du Wordwars veranstalten kannst etc. Im Forum gibt es viele Wege, sich zu motivieren: die Word-War-Ecke, regelmäßige Schreibabenteuer, Schreibtouren, die du entweder zusammen mit anderen oder auch alleine bearbeiten kannst und den monatlichen Schreibmarathon. Oder vielleicht suchst du dir Writing-Buddies (einen oder mehrere), die dir ab und zu mal in den Hintern treten.

Den eigenen Weg gehen

Das wichtigste dabei ist allerdings immer, dass du deinen eigenen Weg finden musst – auch dafür, wie du mit eine Schreibblockade umgehst. Versuche herauszufinden, durch was sie entstanden ist und ziehe daraus deine eigenen Schlüsse, probiere neue Dinge aus, aber behalte immer in Erinnerung, warum du das Schreiben liebst, denn diese Liebe ist die effektivste Waffe gegen Schreibblockaden.

Und jetzt ihr: was sind eure Erfahrungen mit Schreibblockaden und wie überwindet ihr eure?

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