Horrorshow: Unheimliche Charaktere erschaffen
Als Horrorautor liebe ich es mit übernatürlichen Elementen zu spielen, da diesen keine Grenzen gesetzt sind. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass nichts erschreckender ist als die Realität selber. Bei Zombies, Vampiren, Gestaltwandlern und anderen Wesen können wir uns immer wieder einreden, dass es diese nicht gibt und wenn wir das Buch bei Seite gelegt oder den Kinosaal verlassen haben, wird uns kein Geschöpf mit Klauen und Zähnen angreifen. Was nicht bedeutet, dass sie uns keine Angst machen, doch im tiefsten Innern wissen wir, dass wir kein Monster im Schrank vorfinden werden, sollten wir dort nachsehen.
Wovor wir aber nicht sicher sind, ist die Realität. Jeden Tag können wir Menschen begegnen, die uns Böses wollen und diese müssen gar nicht aussehen wie komplette Psychopathen. Das Böse trägt viele Gesichter und manchmal sind es fremde und dann wieder bekannte. In jedem Fall sind es Menschen wie du und ich. Als Robert Harris „Das Schweigen der Lämmer“ schrieb, ließ er sich von den Serienmördern Ted Bundy und Ed Gein inspirieren, um seine Figur Buffallo Bill zu erschaffen.
Ted Bundy legte sich einen falschen Gips um den Arm, um sich hilflos zu stellen, während er einen Van belud. Junge Frauen die ihm helfen wollten, fielen ihm dann zum Opfer. Seinen Freunden und Bekannten gegenüber benahm er sich aber vollkommen normal. Niemand hatte vermutet, dass er ein Mörder ist. Nach außen hin wirken diese Menschen nämlich nicht anders als jeder andere auch.
Unheimliche Charaktere sollten also rational und nachvollziehbar handeln. Sowie unberechenbar, damit der Leser ihnen alles zutraut und die Figur jederzeit als Bedrohung auf sie wirkt. Persönlich hat mir früher der Mörder Michael Myers aus den „Halloween“-Filmen Angst gemacht, was daran lag, dass er eine Maske mit menschlichen Zügen trägt, wir seine aber niemals sehen und er kein einziges Wort spricht. Während er seine Opfer umbringt, sehen wir also keine einzige Gesichtsregung und dürfen auch kein Mitleid von ihm erwarten. Er ist vollkommen kaltblütig, verliert nie die Fassung. Dabei erinnert an einen Roboter oder wegen mir auch an eine Killermaschine. In späteren Filmen war er praktisch unsterblich, was ihn für mich immer weniger gruselig machte, denn niemand steht wieder auf, wenn er bereits mehrere Kugeln in der Brust hat. Aber in diesem ersten Teil der Reihe, war Michael Myers absolut furchteinflößend, unberechenbar und realistisch.
Natürlich sollen unheimliche Charaktere auch Emotionen zeigen. Wut, zum Beispiel. Wütende Menschen sind zu vielem fähig. Angst würde ich sie erst im großen Finale haben lassen, denn schließlich ist es der Held, der sich vor ihnen fürchten soll und nicht umgekehrt. Wenn der Bösewicht merkt, dass er verlieren könnte, darf er auch mal eingeschüchtert wirken, bis dahin sollte er einfach eiskalt wirken, oder höchstens nervös. Versucht keinen Clown zu erschaffen (Auch, wenn sich die Leute vor solchen fürchten), sondern Figuren, die uns über den Weg laufen könnten. Sie können ein ganz normales Leben führen, Freunde und einen Job haben. Vielleicht sind sie verheiratet oder in einer Beziehung, ohne ihre Partner etwas merken zu lassen.
Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn selbst in der Realität scheint es nichts zu geben, dass es nicht gibt. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass ein Killer namens John Wayne Gacy als Clown auf Kindergeburtstagen auftrat, überall beliebt war und die Leichen von jungen Männern unter seinem Haus vergrub?