Zum Ende kommen – die letzten Stunden im Manuskript

Zum Ende kommen – die letzten Stunden im Manuskript

Das ist der Moment, dem wir alle beim Schreiben entgegenfiebern: „Ende“ unter unser Manuskript zu schreiben und sagen zu können „Ich hab’s geschafft! Ich habe es beendet!“ Diese Zeilen zu schreiben, ist der Traum aller Autor_innen – und heute berichte ich euch von den letzten Etappen auf dem Weg zum „Ende“.

Endlich bin ich das Ding los!?

Wenn man an das Ende eines Manuskripts heranrückt, hat man schon viele tausend Wörter geschrieben. Das sind viele investierte Stunden, die man in Isolationshaft … äh, am Schreibtisch verbracht hat, und da ist das Plotting noch gar nicht mitgerechnet. Wenn man so viel Zeit mit etwas verbracht hat, denkt man manchmal einfach: O Gott, nimmt das Teil nie ein Ende? Und manchmal geht es uns auch mit unseren heißgeliebten Manuskripten so. Man möchte den Erfolg, das „Ende“, und gleichzeitig gibt es so viele andere spannende Projekte, an denen man arbeiten könnte … Plotbunnys, wohin das Auge reicht. Es heißt also: Durchhalten! Am Stift oder der Tastatur bleiben und die letzten Sätze schreiben! Es lohnt sich!

Ich fliege! Der Flow beim Schreiben

Wenn ihr euch nicht dazu zwingen müsst, das Ende zu schreiben, gehört ihr sicherlich zu den glücklichen Autor_innen, die mit dem Ende in Reichweite zu Höchstleistungen auffahren und dadurch noch einmal richtig motiviert werden. Eine Schreibsession vergeht im Flug, weil man endlich an den Punkt kommt, an den man immer wollte, weil das „Ende“ in greifbarer Nähe ist und man weiß, dass das Glücksgefühl atemberaubend sein wird. Dieses Hoch trägt einen durch die letzten zehntausend Wörter, benebelt die Sinne und lässt einen vergessen, dass mit den letzten Wörtern in der Rohfassung das Projekt noch lange nicht abgeschlossen ist. Eine Rohfassung zu beenden ist grandios – und wenn man dabei noch in den Flow gerät, perfekt.

Der Flow – ein paar Anzeichen, dass man ihn erreicht hat

Die folgenden Anzeichen basieren auf einem Artikel von flowskills.com und sind von mir auf das Schreiben als Erfahrung übertragen worden.

  • Man hat ein Ziel vor Augen – und es zu erreichen scheint machbar!
  • Es fällt einem leicht, sich auf das Schreiben zu konzentrieren!
  • Man ist weder unter- noch überfordert; man fühlt sich beim Schreiben genau richtig gefordert!
  • Das Schreiben wird mühelos, alles fügt sich!
  • Die Zeit vergeht wie im Flug, eine Schreibsession ist so schnell vorbei, wie sie begonnen hat!
  • Man verschmilzt mit seinem Plot, den Figuren – das Bewusstsein taucht in die Geschichte ein!
  • Man denkt nicht an das Ziel – man schreibt einfach und das Schreiben selbst macht einen bereits glücklich!

Das Ende schreiben? – Handlungsstränge abschließen!

Ich selbst habe erst wenige Rohfassungen fertiggestellt, aber ein paar Erfahrungen möchte ich mit euch teilen – in der Hoffnung, dass sie euch weiterhelfen. Mir persönlich war es wichtig, dass ich alle Handlungsstränge abschließe und alle Fragen, soweit es möglich ist, kläre. Das heißt nicht, dass am Ende ein Infodump auf den nächsten folgen sollte, sondern dass die Informationen so in die Geschichte eingeflochten werden sollten, dass sie erklären, ohne der lesenden Person das Gefühl zu geben, dass sie jetzt eine Checkliste abhaken darf. Dabei kann es helfen, wenn man zwischenzeitlich alle Handlungsstränge von Haupt- und Subplots verfolgt hat und als Schreibende dann alle Entwicklungen noch einmal im Kopf durchspielt und zu einem Ende bringt. In Programmen wie Papyrus kann die Zeitleiste helfen, wo unterschiedliche Handlungsstränge voneinander abgesetzt werden können, aber auch Excel oder handschriftliche Notizen helfen dabei. Für die Pantser: Das ist auch ein super Tipp für die Überarbeitung.

Happy End?

Hat man als Autor_in alle Fragen beantwortet, neigen manche (so wie ich) zu einem Happy, Happy, Happy End. Soll heißen: Wir schreiben für alle Figuren ein optimales Ende mit Zuckerguss und Zuckerperlen und am besten noch einer Portion Sahne und einer Kirsche. Hier gilt aber: Weniger ist mehr! Schaut man sich verschiedene Plot-Strukturen an, nimmt das Ende nach dem Finale nur sehr wenig Platz in Anspruch, und daran sollte man sich halten. Es müssen nicht alle Fragen geklärt und die Nachkommen des Liebespaares bis in die dritte Generation benannt werden. Die Konflikte sollten aufgelöst sein, aber manchmal reichen Andeutungen, wie es weitergeht. Überlasst den Leser_innen eure Geschichte – und sie finden das Ende, das für sie am besten passt. Wenn das Ende nach einer Fortsetzung verlangt, dann ist das eben so.

Alle Konflikte sollten am Ende unbedingt gelöst werden!

Für mich als Autorin und Leserin ist wichtig, dass ich nach dem Ende mit dem Gefühl aus der Geschichte herausgehe, dass der Konflikt bearbeitet, zu einem grandiosen Finale geführt und dann abgeschlossen wurde. Im Grunde geht es bei Geschichten immer um die inneren und äußeren Konflikte der Figuren – und das Finale sollte diese aufgreifen. Die Figuren müssen über den Verlauf der Geschichte so gewachsen sein, dass sie am Ende – und erst dann! – in der Lage sind, den Bösewicht zu besiegen und die Welt zu retten. Wie spektakulär eure Geschichte endet, entscheidet ihr. Da gibt es kein Rezept, dem man folgen kann. Euer Ende entwickelt sich aus all dem, was ihr zuvor geschrieben habt, und genau so sollte es sein. Es ist eure Geschichte und euer Ende. Und für die Rohfassung ist erst einmal wichtig, dass ihr ein Ende schreibt. Alles weitere kommt später. Viel Erfolg dabei!

Habt ihr schon einmal eine Geschichte beendet? Wie habt ihr euch dabei gefühlt? Ich bin gespannt!

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